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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

174 443—445. Verschlusslaute und Sonore.


der bereits erwähnten sehr energischen Exspiration setzt dort nämlich sogar die gehauchte Murmelstimme sehr oft erst nach der Explosion ein. In Wörtern wie pʿʿapʿʿik, tʿʿatʿʿik beginnt also die Aspirata mit einer stimmlosen Explosivfortis, an die sich dann, mehr oder weniger durch ein kurzes Stück stimmlosen Hauchs getrennt, der stimmhafte Hauch anschliesst.

b. Verschlusslaut vor sonorem Consonanten.

443. Nach stimmhaften Verschlusslauten (einerlei ob rein oder aspirirt), also in Verbindungen wie bla, gra, dna bez. bʿla, gʿra, dʿna bleibt der Consonant selbstverständlich überall stimmhaft, während er nach stimmlosen öfters die Stimme verliert, indem diese erst beim folgenden Sonanten einsetzt. Namentlich tritt der Stimmverlust wohl stets nach stimmlosen Aspiraten ein, also bei Bindungen wie pʿla, kʿra, tʿna; je nach der Stärke der Aspiration bekommen dann die stimmlos gewordenen Consonanten einen mehr oder weniger hauchartigen Charakter. Nach unaspirirten stimmlosen Verschlusslauten herrscht Schwanken; im allgemeinen setzt die Stimme durchschnittlich um so früher ein, je geringer der Druck der stimmlosen Explosiva ist. — Dass es auch hier Mittelstufen mit halb stimmlosem, halb stimmhaftem Oonsonanten geben kann, versteht sich von selbst.

c. Verschlusslaute nach Sonoren.

444. Bei einer Lautfolge wie apa, aba u. s. f. gehört, wie ohne Weiteres zugestanden werden wird, die Explosion des Verschlusslauts zur zweiten Silbe, und ebenso wird zugegeben werden, dass auch bei ap, ab das Explosionsgeräusch als etwas der Silbe Nachklappendes, nicht eigentlich zu ihr Gehörendes empfunden wird. Die Silbe findet mit dem Verschluss des Explosivlauts ihr Ende (vgl. darüber 534).

445. Spricht man nun eine derartige Lautreihe wıe apa, aba oder auch nur ap, ab so aus, dass man nach dem Verschluss eine längere Pause macht oder dass man die Explosion ganz unterdrückt, so genügt schon der blosse Verschluss, um jeden Zweifel über den folgenden Laut zu heben; man wird z. B. ein a mit p-Verschluss deutlich von einem mit t- oder k-Verschluss gebildeten unterscheiden, und ebenso ist es bei a-b, a-d, a-g. Man hat hieraus geschlossen, dass neben den explosiven auch implosive (prohibitive, occlusive) Verschlusslaute existiren, die durch das Geräusch des Zusammenklappens der Mundorgane erzeugt werden (bei Verbindungen

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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/194&oldid=- (Version vom 13.6.2022)