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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

172 437. 438. Stimmhafte u. stimmlose Verschlusslaute u. Sonore.


in jenem Dialekte bʿʿabʿʿik, dʿʿadʿʿik (über entsprechende Tenues aspiratae mit tönend gehauchtem Uebergang s. 442).

437. Eine dritte Art von Medialaspiraten wird auf Grund der Angaben zweier Bengalesen von Ellıs, Academy 1874, V, 68 und Early Engl. Pron. IV, 1134 ff. beschrieben. Ellis leugnet (freilich unter dem Widerspruch von Sweet bei Storm² 8. 75 £.) das Vorhandensein eines Hauchs, namentlich eines stimmlosen, und gibt an, dass seine Gewährsmänner ihn unabhängig von einander vor der bei den Deutschen üblichen Aussprache der Medialaspiraten als stimmhafter Media + stimmlosem Hauch warnten. Nach Ellis hört man nach der Explosion der Medialaspirata nur eine momentane Verstärkung des folgenden Vocals (a momentary energising of the following vowel). Dies scheint ungefähr zu der in 436 erwähnten flüchtigeren Aussprachsform des neuind. bʿ zu stimmen, bei der ich (freilich unter Umständen die für die genauere Beobachtung sehr ungünstig waren) auch einen Crescendo-Eingang des Vocals neben etwas deutlicher stimmhaftem und etwas länger ausgehaltenen b gehört zu haben glaube. Dann wäre also die Murmelstimme hier weniger hauchartig und die Zeit des Uebergangs von der Explosion zum Vollvocal zu Gunsten der Dauer der Verschlussstellung stark verkürzt. Eine genauere Untersuchung bleibt also auch hier noch unerlässlich, zumal auch wegen der Frage, ob der Hauch der deutlicher gehauchten Formen dieser Aspiraten wirklich stimmlos oder (mindestens vor stimmhaften Folgelauten) stimmhaft ist, einer Frage bei deren Beantwortung schon deswegen leicht Irrthümer eintreten können, weil man niedrigere Grade von Stimmhaftigkeit hier leicht überhört.

438. Stimmlose Verschlusslaute (Tenues) mit geschlossenem Kehlkopf verbinden sich mit folgenden Vocalen durch den festen Uebergang (also k͗a, l͗a, p͗a), d. h. mit der Explosion des Kehlkopfverschlusses setzt zugleich die Stimme ein, wie beim festen Einsatz nach vorn zu isolirter V ocale. Die Articulation muss dabei so geregelt sein, dass die beiden Explosionen, die des Mundverschlusses und die des Kehlkopfverschlusses, gleichzeitig erfolgen. So werden z. B. die betr. Tenues im Armenischen gesprochen (365); im Georgischen (s. ebenda) kommt dagegen die Kehlkopfexplosion regelmässig etwas verspätet, und so erscheint dort der Vocal durch eine Pause und den neuen (Kehlkopf-)Explosivlaut getrennt (also georg. kʾa, tʾa, pʾa gegen armen. k͗a, l͗a, p͗a).

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/192&oldid=- (Version vom 13.6.2022)