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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

170 433. Sonore u. Spiranten. 434. 435. Verschlusslaute u. Sonore.


entwickeln, hängt von der Stärke des Stromdrucks und dem Grad der Engenbildung ab; nothwendig ist es nicht, und dies ist wohl der Grund, warum diese stimmlosen Theile der Sonoren so leicht übersehen werden.

433. Ueber stimmlose (reducirte) Halbvocale an dieser Stelle vel. 424.

2. Sonore und Verschlusslaute.
a. Verschlusslaut vor sonorem Sonanten.

434. Mit demselben Luftstoss, welcher den Verschluss des vorausgehenden Explosivlauts durchbricht, muss auch der folgende Sonorlaut erzeugt werden, sobald sich beide Laute vollkommen einheitlich zu einer Silbe verbinden sollen. Die betreffenden Verbindungen lauten ganz anders bei der Vertheilung auf verschiedene Silben, und es treten in dem letzteren Falle Combinationen verschiedener Ein- und Absätze entgegen der 404 erwähnten allgemeinen Regel auf. So ist z. B. einsilbiges ka (d.h. k + a mit festem Uebergang, 401 u. ö.) zu unterscheiden von deutschem k-ʾa oder kʿ-ʾa etwa in hack-ab, d.h. ʿak-ʾap oder ʿakʿ-ʾap, in denen das k leisen bez. gehauchten Absatz hat (allerdings spricht man gewöhnlich bei rascherer Rede nicht so, sondern ʿa-kap, kaum auch ʿa-kʿap). Nicht gleich pʿa ist deutsches p-ʿa oder pʿ-ʿa in ab-halten, d.h. ʾap-ʿaltn oder ʾapʿ-ʿaltn bei deutlicher Markirung der Silben, obwohl man m schneller Rede auch hier wieder gewöhnlich ʾa-pʿal-tn abtheilt. Wir haben es hier wieder nur mit den durch einen einheitlichen, continuirlichen Luftstoss hervorgebrachten Verbindungen zu thun. Hier ist etwa Folgendes zu beachten.

435. Stimmhafte Mediae. Da bei der Verbindung stimmhafter Mediae mit nachfolgenden Sonoren die Stimme als gemeinschaftlicher Factor forttönen muss (vgl. 407), so verbietet sich die Anwendung des festen Uebergangs meist von selbst (ausser im Falle der Composition, z. B. in gib-ʾīm neben vielleicht ebenso häufigem oder häufigerem gi-bīm, sofern nicht, wie das im Deutschen am gewöhnlichsten ist, gi-pīm dafür eintritt). Durchaus die gewöhnlichste Form ist die des direeten Uebergangs, d. h. der Blählaut und der folgende sonore Laut bilden eine continuirliche Einheit. Doch ist zweierlei hierbei zu beachten. Einmal scheint es, dass bei der Bildung des Blählauts die Stimmbänder nicht so fest zum Tönen eingesetzt sind wie bei der Bildung von Sonoren (d.h. die stimmhaften Medien

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/190&oldid=- (Version vom 12.6.2022)