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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

423.424. Halbvocale. 425. Triphthonge. 426. Vocale + Liqu. u.Nas. 167


hin bequem, zumal für die , , die man damit gut von den spirantischen j und v unterscheiden kann. Einiges andere dieser Art im Folgenden.

423.Nasalirte Halbvocale’ erscheinen häufig in nasalirten Diphthongen, z. B. in den süddeutschen Mundarten. Nasalirtes i̯ neben reinem findet sich nach Böhtlingk im Jakutischen, z. B. in aį̯ï̄ Sünde neben ai̯ï̄ Schöpfung; nach Sweet S.47 wird es im Französischen oft bei nachlässiger Aussprache für gn (mouillirtes n) gebraucht.

424. Als ‘stimmlose Halbvocale’ dürfen ihrer unsilbischen Function nach die stimmlosen consonantischen Glieder mancher Diphthonge bezeichnet werden, welche namentlich unter dem Einfluss stimmloser Nachbarlaute aus stimmhaften Halbvocalen entstehen. So finden wir stimmloses u̯² im engl. wh in which, what u. s. w., stimmloses in engl. pure, cure, franz. pied, pion, tiens u. s. w. und vielen ähnlichen Fällen in andern Sprachen. Auch die h ohne Reibungsgeräusch (282 ff. 392) können functionell hierher gerechnet werden. Streng genommen sollen alle diese ‘stimmlosen Halbvocale’ kein Reibungsgeräusch haben, aber sehr leicht mischen sich bei stärkerer Engenbildung und stärkerem Hauch (namentlich beim ) solche Reibungsgeräusche bei, und es vollzieht sich ein Uebergang zum Geräuschlaut (, š u. dgl., vgl. z. B. die landläufige englische Aussprache von Wörtern wie nature, creature etc. mit oder tꭓ).

3. Triphthonge.

425. Auch der Name Triphthong, der im weitesten Sinne alle einsilbigen Verbindungen dreier Vocale umfasst, wird verschieden gebraucht, je nachdem man consonantisch anhebende Verbindungen, wie die zei, {eu mancher romanischen Sprachen (d. h. i̯ei̯, i̯eu̯, soweit sie überhaupt einsilbig sind), mit hinzurechnet oder nicht. Solche Triphthonge wären nach Analogie der Bezeichnung ‘steigende” und ‘fallende” Diphthonge als steigend-fallende Triphthonge zu charakterisiren. Bei durchgehends fallenden Triphthongen beginnt das silbische Glied und die beiden anderen Vocale folgen unsilbisch nach. Der Art sind z. B. die schweizerischen üæi in blüæijæ blühen etc. (Winteler 165, Stickelberger, Schaffhauser Mundart 10).

4. Verbindungen von Vocalen mit Liquiden und Nasalen.

426. Auch hier haben wir es hauptsächlich nur mit den einsilbigen Verbindungen zu thun. Diese sind den Verbindungen zweier Vocale vollkommen analog, nur mit der Einschränkung, dass nach den Gesetzen über die Abstufung der Schallfülle (518. 528 ff.) die Liquidae und Nasale in fast allen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/187&oldid=- (Version vom 12.6.2022)