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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

405—408. Berührungen benachbarter Laute spec. d. Sonoren. 159


405. Für die Lehre von den Uebergängen ergibt sich daraus der specielle Satz, dass der Regel nach jeder folgende Laut mit dem Eingang beginnt, welcher dem Ausgang des vorhergehenden Lautes entspricht. So bezeichnen also ka, k͑a, k͗a im Folgenden die Verbindung einer Tenuis mit leisem, festem, gehauchtem Ausgang mit einem Vocale mit leisem, festem, gehauchtem Eingang. Es bedarf daher der Uebergang auch nur einer einfachen Bezeichnung. Im ersteren Falle schliessen sich die beiden Nachbarlaute so innig an einander an, dass nichts Fremdartiges zwischen ihnen wahrgenommen wird; wir nennen deshalb diesen Uebergang den directen. Solche directe Uebergänge haben wir z. B. in den Diphthongen, wie ai, au, oder Verbindungen wie al, ar etc. Für die sonstigen Verbindungen ergeben sich die Bezeichnungen der festen und gehauchten Uebergänge von selbst.

406. Unter den sonstigen Fällen verdienen sodann namentlich die Berührungen ganz oder theilweise homorganer Laute besondere Berücksichtigung, weil gerade hier jener Satz vielleicht die weitgreifendste Gültigkeit hat; ausserdem diejenigen Fälle, wo nicht nur die nothwendigen, specifischen Articulationsfactoren, sondern accessorische jenem Gesetze sich fügen. Dahin gehören insbesondere die Vorausnahmen specifischer Articulationen folgender Laute bei der Bildung vorausgehender Laute, wie das z. B. bei der Palatalisirung und Rundung geschieht (Cap. 23).

Cap. 19. Die Berührungen von Sonoren.

407. Allen Sonoren ist als Factor der Articulation die Stimme gemeinsam. Diese tönt in der Regel während der Bildung der beiden Nachbarlaute ununterbrochen fort, der Uebergang von dem einen Laut auf den anderen wird also nur durch einfache Umstellung der Ansatzrohrorgane gebildet.

408. Eine Unterbrechung der Stimme findet nur statt, wenn die beiden Laute absichtlich durch einen Hauch (gehauchter Uebergang) oder durch Kehlkopfverschluss (festen Uebergang) geschieden werden.

An Einzelfällen ist noch das Folgende zu bemerken.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/179&oldid=- (Version vom 9.6.2022)