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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

158 401—403. Verschlussl. 404. Die Berührungen benachbarter Laute etc.


401. Mannigfaltiger sind die Absätze der Verschlusslaute. Dem festen Absatz vergleichbar ist der Ausgang der Tenues mit geschlossenem Kehlkopf (oben 365); den leisen Absatz haben wir bei allen nichtaspirirten Verschlusslauten mit offenem Kehlkopf anzuerkennen, gehauchte Absätze bei auslautenden Aspiraten (näheres über diese Unterschiede s. noch 436 ff.).

402. Mediae bez. Lenes werden, ihrer ganzen Stellung im System entsprechend, nur mit leisem Absatz gebildet. Bei der stimmhaften Media genügt ja zur Explosion schon die geringe Luftmenge, welche während der kurzen Dauer des Mundverschlusses durch die zum Tönen verengte Stimmritze in die Mundhöhle eingetrieben wird, und wenig bedeutender ist der Stromdruck bei der stimmlosen Media mit offenem Kehlkopf. Die Verschiedenheit von der entsprechenden Tenuis mit leisem Absatz ist also namentlich’ im isolirten Auslaut keine grosse, und beide Lautarten können daher von ungeübteren Beobachtern leicht verwechselt werden.

403. Bezüglich des zeitlichen Verhältnisses des Stimmtons der stimmhaften Mediae zu Verschluss und Explosion ist übrigens zu bemerken, dass die Stimme mindestens den Verschluss um einen Moment überdauern, d. h. dass überhaupt ein Blählaut (357) gebildet werden muss. Wir rechnen also auch diejenigen (auslautenden) Mediae noch zu den stimmhaften, bei denen die Explosion selbst erst nach dem Erlöschen des Blählauts stattfindet. Nur diejenigen Mediae sind als stimmlos zu bezeichnen, bei welchen Verschluss und Explosion ohne Stimmbildung erfolgen. — Ueber nur scheinbar stimmhafte Verschlusslaute mit lockerer Engstellung der Stimmritze s. noch 361.

Cap. 18. Die Berührungen benachbarter Laute im Allgemeinen.

404. An die Spitze der Betrachtung aller Lautcombinationen ist billig der zuerst von Winteler, Kerenzer Mundart S. 131 ff. genauer ausgeführte und formulirte Satz zu stellen, dass bei der Berührung zweier Laute die beiden gemeinschaftlichen Bewegungen thunlichst nur einmal ausgeführt werden. Dies gilt sowohl für die Articulation im engeren Sinne (Kehlkopf- und Mundarticulation, oben 58) wie für die Respiration.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/178&oldid=- (Version vom 9.6.2022)