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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

156 398. 399. Ein- und Absätze der Spiranten.


merklichem Druckstrom zum gehauchten Ein- oder Absatz, nur dass hier der Hauch durch die Nase statt durch den Mund geführt (also zum 'stimmlosen Nasal’) wird. Die nahe Zusammengehörigkeit mit jenen Worten wird in jedem Falle noch durch die Uebereinstimmung in der oft sehr charakteristischen Accentuirung angedeutet. So entspricht das m? mit langgezogenem, fragend accentuirtem m deutlich einem ebenso betonten so?, ein anderes, nur durch den Accent unterschiedenes einem zustimmenden so oder auch ja, während das kurz gestossene ʿm oder ʿmʾ aus dem zweifelnden, gewöhnlich mit musikalisch hohem Ton gesprochenen oder jăʾ hervorgeht; ʾmʿ ist ʾach (mit kurzem m), gedehntes ʾm oder m entspricht folgerichtig den Formen ʾnein oder nein. Man kann auch wieder beide Einsätze in der Folge ʾʿ combiniren, indem man den Luftstrom des h mit einer Explosion beginnen lässt; so hört man oft ʾʿmʾ mit ganz kurz abgestossenem Stimmton als Laut halb weinerlicher ärgerlicher Ungeduld bei Kindern, auch ʾʿm̄ mit eircumflectirter oder einfach gedehnter Betonung 580. 601 ff.) oder mit offenem Munde ʾʿã̱ für aka (mit Unterdrückung des ersten Vocals) u. dgl. m.

3. Spiranten.

398. Die stimmhaften Spiranten verhalten sich im Anlaut wie die Liquiden und Nasale, nur dass, wie es scheint, hier ein gehauchter Einsatz gar nicht vorkommt. Der feste Einsatz scheint öfter da vorzukommen, wo auf die Spirans noch ein Consonant folgt, also in Verbindungen wie zla, žra u. dgl., doch stehn mir hierüber keine sichern Erfahrungen zur Verfügung. Im Auslaut bekommen die stimmhaften Spiranten (soweit sie eben nicht ganz stimmlos werden) ebenfalls wohl nur den leisen Absatz (d.h. die Exspiration muss mindestens gleichzeitig mit dem Aussetzen der Stimmbänder aufhören) oder den leise gehauchten, d. h. die Stimme erlischt, ehe die Exspiration gänzlich aufgehört hat; der Rest derselben bildet dann noch ein stimmloses Anhängsel zu dem stimmhaften Körper der Spirans (so z. B. im engl. auslautenden v, z, ð u.s. w.). Auch ein stärkerer Hauch würde sich natürlich wieder in die entsprechende stimmlose Spirans umsetzen; es würden also Verbindungen von stimmhafter mit stimmloser Spirans entstehen, wie man sie für die Velarreihe z. B. in manchen Gegenden Norddeutschlands bei der Aussprache auslautender rg, rch (Burg, durch, mit velarer stimmhafter Spirans statt des r) hören kann.

399. Bei den stimmlosen Spiranten kehrt sich das oben bei Gelegenheit derV ocale 382 besprochene Verhältniss zwischen Kehlkopf- und Ansatzrohrarticulation um, insofern die erstere ja für die Bildung der Spirans selbst gar nicht in Betracht kommt. So entsteht hier der leise Einsatz überall da, wo die

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/176&oldid=- (Version vom 8.6.2022)