Seite:Eduard Sievers - Grundzüge der Phonetik - 1901.djvu/157

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

351—353. Die Verschlusslaute: Velare, laterale, laryngale. 137


den germanischen Sprachen bringt z. B. H. Möller, Die Palatalreihe der indogermanischen Grundsprache im Germanischen, Leipzig 1875); nur pflegen wir die Existenz dieser für die Lautgeschichte so wichtigen Olasse von Lauten gern deswegen zu übersehn, weil ihre deutschen Vertreter mit den entsprechenden velaren Verschlusslauten unter denselben Zeichen (k, g) combinirt werden. Wegen ihrer Articulationsverwandtschaft mit den palatalen Vocalen erscheinen sie besonders häufig vor diesen (besonders i, e, vgl. auch 482 ff.), aber auch vor andern Vocalen fehlen sie nicht (vgl. z. B. lit. kiaúlé, kiaúszis, d.h. caulē¹, caušis).

4. Velare.

351. Die zwei Velarreihen (163) sind in den semitischen Sprachen noch zum Theil unterschieden, z. B. im hebr. kaf und ḳof (das letztere gehört, wie arab. ق , zu den emphatischen Lauten, 166), ein ist auch das georgische q; k²x² hört man oft von Schweizern, auch wohl allein, wenn dieselben Schriftdeutsch sprechen; sonst habe ich im Deutschen nur gelegentlich als individuelle Eigenthümlichkeit einzelner Sprecher beobachtet. Die deutschen k vor a, o, u sind , vor den palatalen Vocalen wird die Articulation meist weiter nach vorn verschoben, jedoch bestehen dabei starke dialektische Unterschiede, ohne dass die Verschiedenheit der Articulation zum deutlichen Bewusstsein käme.

5. Laterale.

352. Laterale Verschluss- oder genauer Explosivlaute sind in den indogermanischen Sprachen regelmässig die sog. Dentale und Palatale vor l. Ihr Klang richtet sich natürlich nach der sonstigen Stellung des Zungenkörpers, worüber die Combinationslehre Näheres bringen wird (Cap. 22). Einen stimmlosen lateralen Explosivlaut ohne nachfolgendes l kenne ich aus der Sprache der Tlinkiten nach Mittheilungen des Herrn A. Pinart.

6. Laryngale.

353. Der einfache, stimmlose Kehlkopfexplosivlaut (vgl. 172, 6), den wir mit ʾ bezeichnen, dient namentlich in den semitischen Sprachen (welche überhaupt ein ganzes System von Laryngallauten aufweisen) als besonderer Sprachlaut mit etymologischem Werth (hebr. Aleph, arab. Hamza u.s.w.). Anderwärts,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/157&oldid=- (Version vom 6.6.2022)