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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

347. Laryngale Spiranten. 348. 349. Die Verschlusslaute. 135


sonst nicht selten bei den h verschiedener Sprachen. Treten aber solche Reibungsgeräusche nicht auf, oder sind sie so schwach, dass sie nicht gesondert empfunden werden, so sind die entsprechenden Formen der h vielmehr als blosse Hauchlaute zu charakterisiren, und zwar als laryngale Hauchlaute, sofern bei ihrer Bildung die Stimmritze (behufs Luftersparniss) merklich verengt ist. Feste Grenzen zwischen diesen verschiedenen Arten von h sind demnach nicht zu ziehen, auch fehlt es zur Zeit noch an hinlänglich genauen Einzelermittelungen. Hier kann wohl die neuerdings von E. A. Meyer (s. 284) wieder aufgenommene Methode der stroboskopischen Untersuchung des Kehlkopfs (vgl. 76) noch brauchbare Resultate abwerfen.

347. Als stimmhafte Parallelen sind die stimmhaften h anzuführen, über die in 283 ff. gehandelt ist. Ueber das arab. ع s. 354.

Weiteres hierzu s. bei den Vocalein- und -absätzen 388 ff.

Cap. 15. Die Verschlusslaute.
A. Die Verschlusslaute nach ihren Articulationsstellen.


1. Labiale.

348. Die Verschlusslaute dieser Reihe sind im Allgemeinen nur bilabial. Nur in der Verbindung mit den theilweise homorganen labiodentalen Spiranten (f, v, also pf, dv, vgl. unten 467) erfährt auch die Unterlippe in der Regel die Pressung gegen die Oberzähne, welche diesen Spiranten eigenthümlich ist. Der Klang der Verschlusslaute wird dadurch wenig oder gar nicht verändert, die ganze Erscheinung ist offenbar erst secundär und ohne besondere Wichtigkeit für die Lautgeschichte. Ueber sog. emphatisches p s. 166.

2. Die Laute der Zungenspitze.

349. Cerebrale , nebst den Aspiraten ṭh, ḍh sind aus dem Sanskrit und den neuindischen Sprachen zuerst bekannt geworden, wo sie häufig vorkommen. In Europa kennt sie das Schwedische, wo rt, rd als (ṛ)ṭ, (ṛ)ḍ ausgesprochen werden. Auch das sicil. in cavaḍḍu für cavallo ist nach Storm² S.43 cerebral, aber ohne Beimischung eines r-Lautes, während ihm

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/155&oldid=- (Version vom 3.6.2022)