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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

134 343—345. Die x-Laute. 346. Laryngale Spiranten.


343. An die palatalen schliessen sich der Articulation nach die velaren an. Das vordere velare ist das gewöhnliche deutsche ch nach a, o, u (der ach-Laut), das hintere velare das tiefe ch der Schweizer und mancher süddeutscher Mundarten, das xe der Armenier. Auch russ. x, poln. ch gehören wohl grossentheils zu den hinteren Velaren. Sie unterscheiden sich aber von den deutschen Formen durch eine auffallende Schwäche des Reibungsgeräuschs. Anlautendes russisches x klingt oft geradezu wie ein recht energisches h. Auch Storm² S. 73 bemerkt, dass es ihm zwischen deutschem ch und h zu liegen scheine, und dass es ein ach-Laut mit loser Annäherung der Organe sei (vgl. dazu 499).

344. Dem entspricht als stimmhafter Correspondent das ᵹ¹ = neugriech. γ. Es ist der Laut, den man in Norddeutschland für inlautendes g nach a, o, u z.B. in Tage, Bogen hört (im Auslaut spricht man ganz diesem ᵹ¹ entsprechend stimmlos , tāx¹, bōx¹). Auch als Vertreter des uvularen r kommt das ᵹ¹ vor, obwohl diesem genauer das hintere ᵹ² (= armen. ᵹat) entspricht.

345. Die - und z-Laute unterscheiden sich von den Zischlauten durch eine durchaus dorsale Articulation. Es fehlt ihnen das scharfe Zischen, das die s-Laute durch den Anfall der Luft an die Zähne erhalten, und die Kesselresonanz der š-Laute. Ihre Reibungsgeräusche sind daher milder als die der Zischlaute und so erfahren sie häufiger als jene eine Reduction (vgl. 499 ff.).

4. Laryngale Spiranten und Verwandtes.

346. Als laryngale Spiranten im eigentlichen Sinne des Worts sind nur diejenigen Formen der sog. h-Laute zu bezeichnen, welche mit deutlichem Reibungsgeräusch im Kehlkopf gebildet werden. Von stimmlosen Formen gehört hierher vor allem das sog. heisere (ح) des Arabischen und andrer Sprachen (ich kenne es z. B. noch aus dem Somali). Hier ist, wie Czermak gezeigt hat, die Bänderglottis geschlossen, der Hauch entströmt nur durch die geöffnet gehaltene Knorpelglottis, an deren Rändern er das specifische Reibungsgeräusch erzeugt. Nach den Angaben bei Ellis IV, 1130a wird ein solches auch von Irländern oft gesprochen, doch dürfte das Reibungsgeräusch bereits erheblich schwächer sein als beim vollen arab. ح. Schwächere Reibungsgeräusche finden sich auch

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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/154&oldid=- (Version vom 3.6.2022)