Seite:Eduard Sievers - Grundzüge der Phonetik - 1901.djvu/12

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

VIII Vorwort.


In der Einleitung habe ich mich bemüht, die Gründe schärfer und deutlicher auseinanderzusetzen, welche mich zu der Ueberzeugung führen, dass ein allen Anforderungen gleichmässig gerecht werdendes allgemeines Lautsystem ein Ding der Unmöglichkeit ist, und dass man also auch gar nicht darnach streben solle, ein solches aufzustellen. Ob es mir freilich gelingen wird, auch andere von der Richtigkeit dieser Negation zu überzeugen, mit der ich zur Zeit ziemlich allein zu stehen scheine, muss ich dahin gestellt lassen. Die Hoffnung auf die Zukunft habe ich noch nicht aufgegeben. Einstweilen aber möchte ich auf alle Fälle unsere Systemsucher auch hier noch einmal ausdrücklich gebeten haben, die für bestimmte sprachwissenschaftliche Zwecke aufgestellten Specialsysteme dieses Buches nicht wieder für Allgemeinsysteme in ihrem Sinne auszugeben und danach zu beurtheilen. Ich bitte es ferner nicht als einen Rückzug aus einer verlorenen Position zu betrachten, wenn ich die beiden Paragraphen, welche sonst der Besprechung der Sonoren gewidmet waren, vereinigt und dem neuen Text eine andere Stellung gegeben habe als früher. An der Nothwendigkeit einer Unterscheidung von Sonoren und Geräuschlauten halte ich nicht minder fest, als an dem Glauben, dass es praktisch war, diesen Unterschied an erster Stelle zu behandeln, weil jeder Anfänger ihn leicht fassen kann, auch ehe er einen Einblick in die Erzeugung der Sprachlaute gewonnen hat; ich habe aber geglaubt dem ziemlich allgemein ausgesprochenen Verlangen nach einer andern Anordnung mich fügen zu sollen und also diesmal den genetischen Theil vorausgestellt, zumal diese Ordnung allerdings den Vorzug der grösseren Consequenz besitzt. . .

Zum Schlusse möchte ich endlich den Wunsch wiederholen, dass man das vorliegende Werkchen nicht als eine Art Nachschlagebuch betrachten möge, aus dem man hie und da eine Einzelheit zu beliebigem Gebrauch herausgreifen kann. Nur systematische Untersuchung der Zusammenhänge zwischen den einzelnen phonetischen Erscheinungen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite VIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/12&oldid=- (Version vom 23.5.2022)