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vermeldet, damit sie Christum augenscheinlich sehen, und was Er für einer wäre, auch verstehen mögen.

Wie solches geschehen, habe er selbst sein kleines Kind auf die Arme genommen, und mit ihm vor seiner Thür gestanden, den HErrn Christum zu sehen. Indem nun Christus unter dem schweren Creuz dahin geführet worden, hat Er an seinem, des Schusters Haus, zu ruhen sich gelehnet, und sey daselbst ein wenig still gestanden. Wie aber der Schuster, aus Eifer und Zorn, und um Ruhms willen bey andern Jüden, den HErrn Christum fortzueilen abgetrieben und gesprochen: Er solle sich weg und an den Ort verfügen, dahin Er gehörte, so habe ihn Christus darauf stracks angesehen, und zu ihm diese Worte gesprochen: Ich will allhier stehen und ruhen, du aber sollst gehen bis an den jüngsten Tag.

Hierauf habe er alsbald sein Kind niedergesetzt, (denn er nicht länger daselbsten bleiben können,) und Christum immer nachgefolget und also gesehen, daß Er elendiglich gekreuziget, gemartert und getödet worden. Nach Vollendung desselben habe es ihm stracks unmöglich zu seyn gedeucht, wiederum in die Stadt Jerusalem zu gehen, wäre auch hernach nicht mehr dahin kommen, hätte auch sein Weib und Kinder nimmer wieder gesehen, sondern alsbald fremde Länder, eins nach dem andern, wie ein betrübter Pilgrim durchzogen.

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Chrysostomus Dudalaeus: Der immer in der Welt herum wandernde Jude. [s.n.], [s.l.] [teilweise 1634], Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dudalaeus_Welt_herum_wandernde_Jude.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)