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des bei dem Ingenieurkorps befindlichen Obristen Glatten’s Absterben, desselben bei gedachtem Korps habendes Traktament genießen solle“.[1] Hiernach scheint man damals seine baldige Zurückversetzung zum Ingenieurkorps beabsichtigt zu haben. Es fügte sich aber anders. Unterm 5. Dezember desselben Jahres wurde der Kommandant des Prinz Xaverischen Infanterie-Regiments, Oberst von Adelebse, zum Generalmajor ernannt und demselben „die Erlaubniß ertheilt, das ihm anvertraute Regiment an den bei der Artillerie gestandenen Obersten Carl August von Gersdorff abzutreten“, welchem Letzteren gleichzeitig das gedachte Regiment[2] gnädigst conferirt“ ward. Als bezeichnend für damalige, jetzt schwer verständliche Einrichtungen und Gepflogenheiten in der Armee möge Folgendes mitgetheilt werden. Der Notifikation von den gedachten beiden Ernennungen, welche aus dem Königlichen und Kurfürstlichen Geheimen Kabinette unterm 5. Dezember 1742 üblicher Maßen an den Armee-Oberkommandanten, General-Feldmarschall Herzog von Weißenfels, erging, ist ein Inserat des Inhalts beigefügt: „daß die Ernennung von Adelebse’s zum Generalmajor lediglich als der Uebergang zur Verabschiedung anzusehen sei und Ihre Majestät geschehen lassen wolle, daß der Oberste von Gersdorff über die vor die Abtretung des Regiments stipulirte Summe derer 4000 Thaler (oder wessen sie sich dieserhalb vorhin miteinander vereiniget) dem Obristen von Adelebse annoch besonders ein ganzes Jahr hindurch monathl. 60 Thlr. zu entrichten gehalten seyn, dahingegen nach Verfließung sothaner Jahresfrist nicht nur die fernerweite Bezahlung dieser monathl. 60 Thaler gänzlich auffhören, sondern alßdann auch gedachter Obrister und nunmehriger General-Major von Adelebse mit völligem Abschiede versehen werden solle“.[3] – Als Regimentskommandant hatte Gersdorff nunmehr sein Standquartier in Naumburg. Als den Oberstlieutenant fand er beim Regiment seinen jüngeren Bruder Wigand Gottlob vor, welcher diese Charge seit dem 29. Dezember 1741 bekleidete. [4]Er und seine drei Brüder konnten nun endlich daran denken, ihre Auseinandersetzung bezüglich des väterlichen Erbes zu Ende zu bringen. Der älteste, Heinrich Ernst, war Kammerjunker, hatte aber als Volontär, ebenso wie 1734 und 1735 den Campagnen unter dem Prinzen Eugen, so auch 1741 bis 1742 dem Feldzuge in Böhmen und Mähren unter dem Grafen Moritz von Sachsen bei dem französischen Korps beigewohnt [5]. Die beiden jüngeren aber, Wigand Gottlob und Christoph Leopold, hatten als Berufs-Offiziere fast unausgesetzt außer Landes sich befunden und beziehentlich zu Felde gelegen. Die vier Brüder verkauften nunmehr am 21. Juni 1743 das von ihrem Vater ererbte Rittergut Plieskowitz, dessen Erträge sie sieben Jahre lang gemeinschaftlich bezogen hatten, um den Preis von 30 000 Thalern an Johann Friedrich von Ingenhäff auf Mittelherwigsdorf.[6]

In politischer Beziehung hatte man in Kursachsen, trotz des Friedensschlusses, noch keineswegs das Gefühl der Sicherheit. Im Gegentheile hatte der von Friedrich II. mit Maria Theresia geschlossene Friede, worin Sachsens gar keine Erwähnung geschah, und manches Andere eine wachsende Mißstimmung zwischen den Höfen von Berlin und Dresden hervorgerufen und es war deshalb ein Theil der sächsischen Armee (ca. 14,000 Mann), darunter das von Gersdorff befehligte Regiment Xavier, auf mobilem Fuße gelassen worden, demnächst auch am 20. Dezember 1743 zwischen dem kaiserlichen und dem sächsisch-polnischen Kabinette ein Abkommen zu gegenseitiger Hilfsleistung zustande gekommen.

Ende Sommers 1744 rückte Friedrich II. mit 80,000 Mann in Böhmen ein, wovon der größere Theil durch Kursachsen marschirte. So begann der zweite schlesische Krieg . Ein sächsisches Korps von gegen 25,000 Mann erhielt Marschordre und rückte Anfang Oktober 1744 unter dem Oberbefehle des Generalfeldmarschall Herzog Johann Adolf von Weißenfels in zwei Kolonnen aus der Gegend von Adorf in Böhmen ein.

Zu der ersten dieser beiden Kolonnen, welche von dem nunmehrigen General der Kavallerie Chevalier de Saxe geführt wurde, gehörte Gersdorff mit den beiden Bataillonen des ihm unterstellten Regiments Prinz Xavier.[7]

Am 19. November 1744 nahm er mit seinem Regimente an dem Gefechte bei Selmitz Theil, wodurch


  1. Registrande des Geh. Kabinets in Mil. Angelegenh. v. 1742. (Haupt-St.-Archiv Abth. XVI 27r. 1521.)
  2. Uniform: weiße Röcke mit hellblauer Verbrämung und gelben Knöpfen.
  3. Haupt-St.-Archiv a. a. O. (Anmerkung 23).
  4. Haupt-St.-Archiv Loc. 426. Mil. Ranglisten der Geh. Kabinets-Kanzlei Vol. I. Derselbe war den 12. Juni 1707 geboren und 1729 bei dem Löwendal’schen Inf.-Regimente in die Armee getreten. Lausitz. Magazin, 20. Jahrg. (1787) S. 83 ff.
  5. Er war den 5. April 1704 geboren, wurde 1743 Reichshofrath, 1751 Generalintendant des Commerz in Sachsen, seit 1753 mit dem Charakter als Geheimer Rath, und starb 4.  uni 1755 an einem Schlagflusse, unvermählt. Vgl. Lausitz. Magazin a. a. O.
  6. Bl. 112-120 der oben unter 4. und 19. angezogenen Akten.
  7. Die kursächsischen Infanterie-Regimenter hatten nur 2 Bataillone zu je 4 Musketier- und 1 Grenadier-Kompagnie. Im Felde waren jedem Bataillon 2 Geschütze beigegeben und die beiden Grenadier-Kompagnien je zweier Regimenter wurden gemeiniglich zu einem selbständigen Grenadier-Bataillon vereinigt.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/99&oldid=- (Version vom 10.7.2024)