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Zeit wohl submittiren. Widrigen Falls solte die überschickte Ordre vollzogen werden.

Von Schierngast giengen Sie wiederumb ab und kahmen gegen Abend in

Brieg[1]

an, daselbst Sie in dem Wirzhause zum Hirsch genandt einkehreten und nach eingenommener Abend-Mahlzeit sich zur Ruhe begaben.

Montags den 27 ten

Brachen die Herren Deputirten in der Frühe gewöhnlicher maßen auff und setzeten ihre Reise bis Breßlau fort, woselbsten Sie Nachmittags umb drey Uhr anlangeten und in ihrem vorigen Logier zum Rauten-Cranze einkehreten, worinnen viele Sächß. Cavalliers und Officiers sich befanden.

Dienstags den 28 ten passirten die Herren Deputirten von Breßlau per posto wiederumb ab und giengen selbigen Tages bis nach

Liegnitz,

allwo Sie in dem schwarzen Adler einkehreten und nach eingenommener Mahlzeit daselbst übernachteten.

Mittwochs den 29 ten reiseten Sie drey Posten bis

Lauba [Lauban],

daselbsten Sie wegen des anhaltenden unauffhörlichen Regenwetters über Nacht zu bleiben genöthiget wurden. E.E. und Wohlweiser Rath daselbst ließ die Herren Deputirten durch den Herrn Bürgermeister Richtern und den Syndicum becomplimentiren und Ihr Geschenke an etlichen Flaschen Wein (so noch ziemblich schmeckete) offeriren, Sie auch hernach im Posthause mit unterschiedenen Speisen tractiren.

Donnerstags den 30 ten

Beschleunigten die Herren Deputirten ihre Reise bis Budißin, daselbsten Sie bey Herr Friedrich Arnsten über Nacht blieben, und also

Freytags den 1. October

vergnügt und felici cum successu wiederumb in Dreßden arrivirten, auch solcher Gestalt ihre vorgehabte Reise endigten.

Weiln nun sothane Zurück-Reise etwas schleunig fortgienge und unterwegens man wenig Zeit übrig hatte, was remarquables zu observiren, über dieses auch von denen Herren Deputirten nichts sonderliches discuriret wurde, hat man solcher Gestalt wenig gefunden, so zu notiren meritiret hätte.

(Original im Rathsarchive unter G. I. 4.) 


Ein merkwürdiger Brief.
Durchlauchtigster Churprinz, gnädigster Herr,

So offt nur eine Gelegenheit erscheinet, an Ew. Hoheit eine unterthänigste Zuschrifft zu befördern, ergreiffe ich die Feder willigst, wiewohl ich aus vielfältiger Erfahrung besorgen muß, die wenigsten meiner Schreiben werden zu Dero Händen sicher überkommen. Solte gegenwärtiges Blat das tausendmahl gewünschte Glück haben, daß Ew. Hoheit es anschauen könten, würde mirs ein inniglicher Trost seyn. Versichre demnach, daß vor Ew. Hoheit höchsterwünschtes Wohlseyn an Seele u. Leib das gantze Churfürstenthum Sachsen unablässig zu Gott seufze, u. soll davon dieses Betformular zeugen, das in allen Kirchen dieser Lande nach denen Predigten alle Tage andächtig der Gemeine vor- u. von ihr nachgesprochen wird. Ich habe es schon einmahl übersendet, weiß aber nicht, ob es wird seyn überliefert worden. Ich preise aber Gott, der das Seufzen so vieler frommen Hertzen biß hieher in Gnaden erhöret, u. Ew. Hoheit Krafft gegeben hat, beständig bey Dero Zusage zu beharren, nach welcher Sie den Eifer vor die erkanndte Evangelische Warheit niemals sincken zu laßen sich anheischig gemachet haben. Es sind wohl immer, auch nur letzthin noch, einige Widriggesinnete bemüht gewesen, uns mit der Relation des Gegentheils zu schrecken, die Folge der Zeit aber hat ihr ungegründetes Vorgeben offenbarlich zu schanden gemacht. Gelobet sey dafür der Herr, u. gelobet sey sein heiliger Nahme immer u. ewiglich. Der bewahre Ew. Hoheit ferner u. regire zu weiterer Standhafftigkeit Dero Herz u. Sinn in Christo Jesu. Der werthe heil. Geist wird bey Ermanglung des Gehörs des reinen göttlichen Worts doch innerlich Dero Herz u. Seele erleuchten u. stärcken durch die Erinnrung dessen, was Sie ehmals wohl u. gründlich gefaßet haben. Sie sind schon jetzt ein Wunder vor aller Welt Augen, u. zu Ihrem noch fortwährenden festen Anhalten an der himmlischen Wahrheit müssen wir alle sagen: das hat Gott gethan, u. mercken, daß es sein Werck sey. Der wird ferner helffen, sintemahl so viele heiße Thränen, so Ihre Majestät Dero Frau Mutter, u. Ihre Königl. Hoheit Dero Frau Großmutter vor Sie bey Ihrem Gebete vergießen, auch so unzehlich viele herzliche Wünsche, die vor Dero Heil im Lande, ja, von der gesammten Evangelischen Kirche zu Gott abgeschicket werden, können ohne erfreulicher Würckung von ihm nicht zurücke kommen. Gott setze Ew. Hoheit unverrückt zum Segen, u. erfülle Sie mit Freuden seines Antlitzes. Er behüte Sie in Zukunfft, wie bißher, auf allen Dero Wegen, u. geleite Sie mit dem Schutze seiner heiligen Engel, laße auch die Zeit bald erscheinen, da wir über Dero höchsterwünschte Wiederkunfft uns freuen, u. Gott unser


  1. Allhier schien es, ob weren der Wirth zu Schierngast und dieser ehemals in einem Weinkeller oder Wirthshause Cameraden gewessen, sintemahln Sie beyde über einen Kamb puzeten.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/71&oldid=- (Version vom 10.7.2024)