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durch den Herrn geheimbten Rath von Beüchling, daß von Ihrer Maj: ieder dererselben eine Gnade bitten solte, allergnädigst zu entbiethen laßen, und keiner derselben sich dießfalls etwas unternehmen mögen) wurde denen Herren Deputirten von der Ritterschafft der Cammerherr-Schlüßel, denen von den Städten das Prädicat als Königl. Rath von des Herrn Bischhoffs Hochfürstl. Durchl. allergnädigst conferiret, welches beyde Theile füglich nicht ausschlagen kunten, sondern solches mit allerunterthänigsten Danke acceptiren mußten.

Sodann nahmen die Herren Deputirten, sowohl von dem Herrn Bischhoff Hochfürstl. Durchlaucht (der zwar Selbige annoch zur Taffel Mittags invitirte, welche Gnade aber Sie gehorsambst deprecirten) als S. Excell. dem Herrn geheimbten Rath von Beüchling gehorsambsten Abschied, danketen vor verspührete und erwiesene respective Gnade und Affection und macheten sich sofort zu Ihrer Abreise wiederumb ferttig. Solche geschahe nun selbigen Tages Nachmittags umb drey Uhr mit großen Vergnügen. Und weiln auff der Post keine Pferde mehr zu bekommen waren, wurden die Herren Deputirten genöthiget, etliche Fuhrleuthe, so aus Breßlau in Crackau sich damahls auffhielten, zu dingen, welche die Herren Deputirten bis nacher Breßlau bringen solten. Es fuhren die Herren Deputirten annoch selbigen Abend bis

Creschewitz [Krzeszowice]

so drey Meilen von Crackau lieget. Allda rencontrirten Sie die aus dem Marggraffthumb Ober-Lausitz nacher Pohlen gleichfalls abgeordnet gewesenen Herren Deputirten, welche selbigen Tages ebenermaßen ihre Dimission erhalten; Sie hielten beyderseits in dem sogenandten Wirthshause zusammen kalte Küche, so viel iede Compagnie bey sich hatte. Bey Tische wurden allerhand Discurse geführet, und sowohl von beyder Theile Herren Deputirten gehabten Expedition, als auch derer in Crackau seltenen Begebenheiten geredet.

In diesem Wirthshause sahe es schlimb aus und regierete Schmahlhannß darinne dergestalt, daß man auch mehr nicht als Eintzige Kanne Bier (so noch darzu wie Leimpfüze aussahe) bekommen kunte, welche unter Vier und zwantzig und mehr Personen ziemblich wenig zu seyn schien, war auch übrigens wenig Bequemligkeit, die Ruhe allda zu pflegen, vorhanden: Dahero weiln das Accommodement denen Herren Deputirten aus Sachßen sehr unbequem fiehl, Sie sich gegen Ein Uhr selbigen Nacht wiederumb auff Ihre Wagen begaben und Ihre angetretene Reise continuireten.

Freytags den 24ten Mittags speiseten Sie ebenfalls von ihrer bey sich habenden kalten Küche in

Leschwitz

Daselbst war es mit dem Geträncke noch schlechter als am vorigen Orthe bestellet, sintemahl man da gar nichts von Bier haben kunte, und dahero eine Limmonade von Waßer und Citronen zu kochen, umb den Durst zu stillen, genöthiget wurden. Hier hielten sich die Herren Deputirten nicht lange auff, sondern eyleten nach kurz gehaltenen sogenandten Frühstück, wiederumb fort.

Abends gegen Sieben Uhr arrivirten die Herren Deputirten unter continuirlichen Regen in

Tarnewitz,

Woselbsten es wegen des Accommodements an Speiß und Tranck etwas beßer schiene, allermaßen man noch da den Magen zu sättigen bekommen kunte und sodann die Ruhe zu pflegen Gelegenheit hatte.

Bey der Abend-Mahlzeit discurireten die Herren Deputirten von Ihren Schulstückgen (sintemahln Sie allerseits die Schul Pfortta frequentiret hatten) und erzehlete ein ieder dem andern sein Fortun und Unglück, auch was ein ieder auff der Schule practiciret.

Sonnabends den 25ten

brachen die Herren Deputirten gleich vorigen Tages Frühe umb Zwey Uhr auff, und langeten Mittags in

Strehlitz

an, allhier hielte man Mittags-Mahl und wurde übrigens wenig discuriret. Nach Tische sezten Sie sich zu Wagen und fuhren bis in das Nacht-Quartier, allwo sich die Herren Deputirten alsobalden zur Ruhe begaben, ohne daß Sie was von Speise zu sich nahmen.

Sontags den 26ten Morgens frühe gegen drey Uhr machten sich die Herren Deputirten wiederumb auff den Weg und continuireten ihre Reise bis

Schierngast

[1], daselbst speiseten Sie Mittags. Wehrenden Mittags-Mahl arrivirte ein Sächs. Rittmeister Nahmens Carpenter auff der Post und brachte aus Crackau mit, wie daß ein Moßcowitischer Courrirer ankommen were, und von dem Tzaar aus Moßcau eine Ordre an S. Königl. Maj: in Pohlen mitbracht hette, die Er, der König, unterschreiben solte, Krafft welcher Sie befugt seyn möchten, mit in parat stehenden Viertzig Tausend Mann in Litthauen einzufallen, zu sengen und zu brennen, umb dardurch die Wiedriggesinneten Polacken zu gewinnen; S. Königl. Maj: aber hetten solches noch zur Zeit nicht eingehen, sondern es lieber noch Vierzehen Tage differiren wollen, immaßen auch die Polacken allerunterthänigst darumb gebethen, daß man ihre Brüder mit dergleichen Proceduren annoch verschonen möchte, in Hoffnung, es würden sich selbige binnen der


  1. Hier kunte man dem Wirth den Nahmen Schierngast summo jure beylegen, indem die Herren Deputirten vor schlecht und wenig Eßen vor sich und Ihre Bedienten prave zahlen mußten.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/70&oldid=- (Version vom 10.7.2024)