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Dienstags den 21ten

Wohneten S. Maj: gleich vorigen Tages dem Senat bey und wurde sofort der Reichstag geschloßen und zu S. Königl. Maj: großen Satisfaction zu Ende gebracht, darinnen sich die sämbtlichen Pohlnischen Stände, so viel deren anwesend, und, wie man dafür hielt, wohl über Einhundert-Tausend Mann zu Pferde auffbringen können, vor den König erklähreten, und auffs erste Auffgeboth zu erscheinen sich obligireten. Weiln nun zwey Auffgeboth bereits geschehen, müßen Sie sich auffs dritte ohnfehlbar stellen. Ihro Maj: sind zwar intentioniret mit der teutschen Armée annoch diese Woche auffzubrechen und gegen Warschau zu gehen, so aber noch nicht gänzlich feste gesezet ist.

Nach Endigung des Senats divertirten sich Ihre Maj: mit einer Spazierfarth auf den Königl. Garten (so der vorige König anlegen laßen und noch ziemblich hübsch zu sehen seyn soll).

Diesen Tag ermangelten die Herren Deputirten ebenfalls nicht, ihre Dimission zu urgiren. Weiln nun die Herren Deputirten außer Ihrer Dimission bey S. Königl. Maj: wenig mehr zu verrichten hatten, wurden Sie schlüssig, das berühmte Pohlnische Salz-Werck, so Ihnen von vielen vornehmen Officierern und insonderheit von dem Herrn Kriegs-Rath und General-Kriegs-Zahl-Meister Herrn Lemmeln recommendiret war, zu besehen. Wannenhero Sie

Mittwochs den 22ten

sich dahin begaben. Es lieget zwey Stunden von Crackau, und ist ein klein Berg-Städtgen, so Vilisca [Wieliczka] genennet wird, daselbst wurden die Herren Deputirten zu dem so genanten Superintendenten gebracht, welchem Sie Ihr Desiderium eröffneten. Er war höfflich und brachte die Herren Deputirten sofort zu dem Premier-Officianten oder Ober-Inspectorn vom Salz-Werck und recommendirete Sie de meliori. Dieser war nicht weniger willig (sintemahln er gut teutsch redete) denen Herren Deputirten zu gratificiren, und machete alsobald die Anstalt, daß die benöthigten Bergkleider herbeygeschaffet und die Herren Deputirten nachgehends in die Salz-Grube gebracht wurden: Die Bedienten von dem Ober-Inspectore, derer Viere waren und Pohlnisch Latein redeten, führeten die Herren Deputirten sofort eine steinerne schöne Wendel-Treppe, so aus Vierhundert Vier und Viertzig Stuffen bestunde, hinunter, von dar brachten selbige Sie durch einen ausgeschahleten Gang, welcher über Zweyhundert und mehr Schritte lang war, worinnen viele hundert Väßgen Salz lagen. Hierauff wurden Sie in die Salz-Gruben, da das Salz gehauen wird, geführet, und zeigete man Ihnen daselbst, wie und auff was maße solches Taffelnweise, auff die 12 Ellen hoch, 5 Ellen breit und 3 Ellen dick mit eisernen Keilen zu großen Wänden abgebicket wurde. Es ist solches Salz fast härtter, als Unsere Sand-Steine, dahero auch die Salz-Bergheyer mehrere Mühe als etwa bey Unß die Berg-Leuthe, das Erz abzubicken, haben. Sie haben bereits zwey Capellen nebst aller Zugehör aus puren Salze ausgehauen, so admirabel anzusehen ist, sind auch gleich im Begriff dergleichen Canzel zu ferttigen, so zur baldigen Perfection kommen wird. Sie hatten Ihro Maj: den iezigen König Herrn Friedrich Augustum bereits in Lebens-Größe, mit dero völligen Talar, Crone auff dem Haubte, wie auch dem Reichs-Apffel und Zepter in der Hand, ebenfalls aus Salze gehauen, welches Sie Ihme S. Maj: bey dero Hineinkunfft ins Salz-Werck präsentiren wollen. In sothanem Salz-Werck, so in die Fünffhundert und Fünffzig Ellen tieff ist, befinden sich continuirlich Fünfundzwantzig Pferde, die darinnen arbeiten müßen, haben Ihren Stall eben so tieff, und ist selbiger wie ein Gewölbe aus Salze gehauen. Man findet darinnen sowohl frische als faule Waßer, deren das letztere sehr tieff, und wenn man aus denen tieffesten Klüfften einen Stein hinein wirfft, zehlet man wohl Dreyßig, eher der Stein plumpet.

Wie nun die Herren Deputirten dieses Miraculum Poloniae nebst anderen darbey sich befindlichen Sachen (so zu beschreiben zu lang werden dürffte) betrachtet hatten und wohl Einehalbe Meile unter der Erden herumbgegangen waren, wurden Sie an einem Seile, woran Ihrer Drey und zwantzig klebeten und von Sechß Pferden obenwerts gezogen ward, durch den Gepel wiederumb heraußgebracht. Die Fahrt währete eine gute halbe Stunde, und schäzeten die Salzbergheyer die Höhe des Gepels auff Fünffhundert Ellen. Hierauff nahmen die Herren Deputirten ihren Abschiedt und begaben sich, nach hin und wieder ziemblich hohen abgestatteten Honorariis, wiederumb nacher Crackau.

Selbigen Tages gegen Abend machte der Eine Mit-Deputirte, Tit: Herr D. Marcus Dornblüth, bey Ihrer Hochfürstl. Gnaden, dem Herrn Bischhoff von Raab, seine Auffwarttung und suchete nochmahls nomine omnium DD. Deputatorum umb Dimission an, S. Hochfürstl. Durchl. behielten wohlermelten Herrn Dr. Dornblüthen bey der Taffel und versicherten die Abferttigung so bald es nur möglich.

Donnerstags den 23 ten

Erhielten die Herren Deputirten Ihre Dimission und zugleich die auff das wegen des Churfürstenthumbs Sachßen übergebenes allerunterthänigstes Supplic allergnädigste Resolution, so an Seiten derer Herren Deputirten nach Wunzsch und secundum Petita gefallen war. Zu Bezeugung um S. Königl. Maj: Gnade gegen die Herren Deputirten (welchen Sie bald Anfangs

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/69&oldid=- (Version vom 9.7.2024)