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zuförderst Ihre Gratulation abstatteten, und das allerunterthänigste Präsent mit Übergebung der von der sämbtlichen Landschafft Ihnen anvertraueten Schrifft offerireten. S. Maj: höreten die Gratulation mit entblößetem Haubte und unterm Arme haltenden Huthe ganz Gnädigst an, nahmen auch das allerunterthänigste Präsent mit allergnädigster Bezeigung auff und ließen darauff durch des Herrn Bischhoffs von Raab Hochfürstl. Gnaden die Gegenrede an die Herren Deputirten verrichten und Sie dero Königl. und Churfürstl. Gnade versichern: Wie denn S. Maj: nach geendigtem Actu mit denen Herren Deputirten selbst mündlich redeten, und nach ein und dem andern von dero Churfürstenthumbs und Landes Zustande kürzlich, dabeneben aber und vornehmlich nach dero Königl. Frau Gemahlin, wo Sie sich bey derer Herren Deputirten Abreise befunden hette, fragten und sodann Sie wiederumb allergnädigst dimittireten.

Wehrender Audience hatte ein Sächß. Fehndrich, so die Wacht unterm Schloßthore gehabt, mit etlichen Polacken eine kleine Rencontre, welche sofort in des Königs Vorgemach drängeten und von S. Maj: dieserwegen Satisfaction prätendireten, so auch Ihre Maj: thaten und den Fehndrich zu Stillung des Tumults in Arrest bringen ließen.

Nach geendigter Audience giengen S. Maj: zur Taffel und wurden die Herren Deputirten gleich den 15. hujus wiederumb an Ihro Hochfürstl. Durchl. des Herrn Bischhoffs Taffel gezogen. Sobalden S. Königl. Maj: von der Taffel auffgestanden, ritten Sie vor das Thor, umb sich in etwas zu divertiren, hielten sich aber nicht lange auff, sondern kahmen zeitlich wieder in dero Residenz-Schloß.

NB. Diesen Tag waren die Herren Senatores auffm Reichstage beysammen, da unter andern wegen des Previngtons sehre disceptiret wurde, ob hette Er contra Pacta conventa gehandelt und die von S. Maj: vormahls und ante coronationem offerirten Präsente theils nicht gänzlich, theils zur Ungebühr und ungleich ausgetheilet und S. Königl. Maj: aus Unwißenheit dahin verleitet, daß Sie contra Pacta conventa und wieder das Herkommen die verledigten Königl. Cron-Beneficia zwey und dreyfach an Eine Familie conferiret hetten, dahero Sie Ihn, den Prevington, sofort todt, oder von Ihme Satisfaction haben wolten. Es versicherte auch ein gewißer Polacke, daß schon Zwey von Ihnen dem Prevington, vermittelst Aufflegung zweyer Finger auffs Crucifix, den Todt schwehren wollen, so aber noch verwehret worden were. Immaßen sich dann auch ein Pohlnischer Cavallier in der Antichambre des Königs, in Gegenwarth des Keyserl. Abgesandten und derer Herren Deputirten, mit großer Importunität ungescheuet vernehmen ließ, daß Sie sich von dem Teutschen Joche bald wiederumb loß machen wolten.

Freytags den 17. hujus

Hatten die Herren Deputirten bey Ihrer Hochfürstl. Durchl. dem Herrn Bischhoff von Raab Audience, allwo Sie um allergnädigste Expedition Ihrer Angelegenheiten ansucheten, der auch Ihrem Petito zu deferiren und das Werck bey Ihrer Maj: zu möglichster Beförderung zu recommendiren versprach.

Sonnabends den 18ten

Wurde von denen Herren Senatoren kein Reichstag gehalten, sondern es waren nur die Herren Landbothen beysammen. Und weiln solchen Tag das Fest des heyl. Wenceslai gleich einfiehl und feyerlich begangen ward, giengen S. Majestet mit einem sehr starken Gefolge in die Meße und nach derselben Endigung begaben Sie sich wieder in Ihr Gemach. Sonsten wurde dieser Tag mit Auffwartten bei Hoffe passiret.

Sonntags den 19. dieses

fuhren S. Maj: nach der Stadt in die Kirche, die von vielen teutschen und Pohlnischen Cavallieren, wie auch von dero Sächß. Fuß- und reitenden Trabanten begleitet wurden. Nachmittags blieben S. Maj: ebenfalls im Gemach.

Diesen Tag waren die Herren Deputirten bey dem Herrn General und Graffen von Löwenhaubt und dem Herrn Ober-Post-Meister in Crackau, wie auch bey Monsieur Loo Handels-Manne daselbst zur Mittags-Mahlzeit. Nachmittags unterließen die Herren Deputirten nicht Ihre Depeschirung bey Ihrer Hochfürstl. Durchl. dem Herrn Bischhoff von Raab nochmahls zu urgiren, wie nicht weniger den Herrn geheimbten Rath von Beüchling und den Herrn geheimbten Secret. Beyern ebenfalls mit fleißigen Auffwartten darumb anzugehen, die aber die Unmögligkeit vorschüzeten und die Herren Deputirten zur Patience anmahneten.

Montags den 20ten

kunte die Abferttigung derer Herren Deputirten noch weniger vor sich gehen, sintemahln die Herren Senatores und Landbothen sich selbigen Tages conjungireten und zusammenkahmen; dahero S. Maj: in den Senat gehen und beyder Raths-Collegiorum gefaßeten Schluß anhören mußte. Unter wehrenden Senat geschahe von einem Polacken, so ein nichtswürdiger Kerl war, ein Schuß nach einem Teutschen, welcher auff dem obersten Gange des Schloßes nebst des Herrn Bischhoffs von Raab Gemach stund. Welches S. Maj: sehr ungnädig empfunden und dieserhalben Erkundigung einzuziehen alsofort anbefahlen, da denn der Thäter alsobald in Arrest gebracht wurde: Man sagte, daß er des Schußes halber, weiln Er auff dem Königl. Schloß-Hoffe geschehen, den Kopff verlieren dürffte.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/68&oldid=- (Version vom 9.7.2024)