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groben Unrichtigkeiten. Die Beschreibung von Dresden, die namentlich in ihren historischen Angaben manche Irrthümer aufweist, findet sich auf Blatt 72–76.

Kürzer und unbedeutender ist die zweite, ursprünglich lateinisch geschriebene Schilderung unserer Stadt aus dem Jahre 1600. Sie entstammt dem Itinerarium Germaniae, Galliae, Angliae, Italiae des schlesischen Juristen Paul Hentzner, einem der verbreitetsten Reisehandbücher aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (Ausgaben Norib. 1612. Wratisl. 1617. Norib. 1618, 1620, 1623, 1629. Lips. 1661). Sie ist trotz ihrer Kürze insofern nicht ohne Interesse, als sie zeigt, welchen Eindruck Dresden zu jener Zeit (Hentzner besuchte die Stadt im Juni 1600) auf einen anspruchsvollen Fremden machte, der bereits den größten Theil Europas gesehen hatte.

I.

„Dreßden lieget auff einem ebenen Boden, welche zu ringes mit Bergen, vnd gegen Mitternacht mit Wälden vmbgeben, vnd ist in jhrer Refier fast viereckicht erbawet, darfür an dem einen Theil, nemlich bey dem Zeugkhaus vnd Schlosse, die Elbe gar nahe an der Vestung hinweg leuffet. Man helt aber darfür, das Dreßden anfenglichen die Wenden erbawet, vnd derselben, das sie eine Burgk oder Warte sein sollen, nach jhrer Sprache den Namen geben. Bis fie entlichen Anno Christi 1250 zum Hause von Sachsen kommen, welche Bischoff Bernhart, einer von Canitz, dem Marggraffen zu Meissen, mit vohrbewust des gantzen Capittels, vmb eine gewisse Summa Geldes vorkauffet.

Diese Stadt nun wird in jhrer Ringmawer, fürnemlich in die Alte vnd Nawe Stadt (ich meine jetzt nicht Alten Dresden vber der Elbe) abgetheilet. Jnn der Alten Stadt stehet die Pfarrkirche, von welcher man schreibet, als Anno Christi 1270. die Fürstin Constantia, eine Hertzogin aus Osterreich, Marggraff Heinrichs Gemahel, gegen Dreßden ein zimlich stücke vom heiligen Creutz gebracht, das sie an den Ort, da zuuor die Capell zu S. Claren gestanden, diese Kirche zur Ehre Gottes fundiert, vnd jhr von dem heiligen Creutz den Namen geben, dahin förder eine grosse Wahlfart gewest. Folgenderzeit, als Anno Christi 1491. Mittewoch nach Viti, der halbe Theil der Stadt sambt der Pfarr-Kirchen, abgebrant, vnd man dasselbe wieder zierlich angerichtet, hat Anno 1499. Montag nach Elisabeth, Bischoff Johan von Salhausen, diese Kirche von nawem geweihet. Wie dann ermelte Kirche, Anno 1573 Renouiret, vnd mit einem herrlichen, von Steinen vnd etlich Marmolstücken, vorsetzten Altar, darzu der Graff von Oldenburgk, welcher darinnen begraben lieget, eine zimliche Summa Geldes vortestiert, gezieret worden. Inmassen hernach Anno 1579. ein Erbar wolweiser Rath, den alten Kirchen Thurm oben abnemen, vnd denselben mit Quadrat Steinen viereckicht auff füren, die drey nawe Zinnen aber, oder Spitzen, mit Kupffer bedecken, darzu zwene von Stein ausgehawene Gänge vbereinander, mit grossem vncosten, Anno 1583. vorfertigen lassen, Von welchen Schantzen zwar im fall der noth, die Stadt vor den Anlauff der Feinde, mit Geschütz sich zimlichen wehren köndte.

Das Nonnen Kloster, so zu Dreßden gestanden, ist von dannen gegen Seislitz bey Meissen transferiret worden, Vnd solches nach der zeit, als dis wunderbarliche geschicht sich zugetragen, das ein hültzern Creutz, von Soths vnd Lawen (Saaz und Laun) auff der Eger inn die Elbe, gegen Dreßden geschwummen kommen, vnd man dasselbe mit sonderlichen Proceß in die Nonnen Kirche getragen.

Jnn der Creutzgassen an dem Nawen Thor, ist ein herrlich Fürstlich Hauß erbawet, darinnen Churfürst Christian, höchstmilder gedechtnüs, vor empfahung der Chur, beneben seinem Christmilden Gemahel, Frawen Sophien, eine zeitlang Hoff gehalten.

Den alten Marckt anlangendt, ist derselbe ein schöner weiter vnd viereckichter Platz, an welchem die Heuser von Steinen ordentlich nacheinander, beneben dem Rathause, auffgebawet zu sehen.

Auch wird das Kloster, S. Francisci Ordens, noch zur alten Stadt gerechnet, welches bey Hertzog Georgens zeiten in grossem ansehen gewesen, wiewol die Münche alleine, wie jhr Orden mitte bringet, des Bettelns sich beholffen, so haben auch die grosse vnd kleine Brüdergasse des mehren theils von den München den Namen bekommen. Dieses Kloster aber ist Anno 1406. gar ausgebrandt, vnd hernach wieder naw erbawet worden, deren Gebew etliche, sonderlich die Kirche, noch stehen.

In der nawen Stadt, die man vor zeiten zur Vohrstadt gerechnet, ist erstlichen die Pfarrkirchen gestanden, die aber hernach, wie gemeldet, vorsatzt, vnd an derselben stadt auff dem nawen Marckt, vnser lieben Frawen Kirche, beneben der Stadt begrebnüs, vnd einem Frawen Spital, kommen. Sonsten ist auff dem nawen Markt auch ein feiner weiter platz, an welchem, neben des nawen Stalles Gebewden, das Gewandhaus vnd Jüdenhoff stehet, Wiewol die Juden vorlangest, nemlichen Anno 1430. aus dieser Stadt sich backen müssen.

Das Schloß vber dem finstern Thore bey der Cantzeley, hat Herzog George der Bärtige genant, Anno 1519. erbawet, So wol er vmb die Stadt zu ringes einen Graben vnd Wahl mit einer Mawern, Anno 1520. füren lassen, welcher Baw Anno 1529. vollzogen worden, Wiewol Churfürst Moritz diesen Baw viel anders vnd fester angefangen, vnd von nawem die Stadt, beneben dem Schlosse befestiget.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/38&oldid=- (Version vom 4.6.2024)