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der Landbaumeister Barth[1] ihm vorgezogen worden sei. Das letzte dieser Gesuche datirt vom 16. Dezember 1841. Wurde ihm auf seine Gesuche die Gehaltserhöhung regelmäßig abgeschlagen, so hatten dieselben doch ebenso regelmäßig eine Gratififation in der Höhe von 200 Thalern zur Folge.

In den zwanziger Jahren erwarb er von der Demolitionskommission Baugrund in der Gegend der jetzigen Theresienstraße und der Querallee, welchen er wohl auch mit einigem Gewinn wieder verkaufte. Ein vor dem Löbtauer Schlage bei Klein-Hamburg gelegenes Ziegeleigrundstück mit großem Gemüsegarten gehörte ihm bis zu seinem an 11. Februar 1842 erfolgten Tode; er starb in dem der verwittweten Zimmermeister Nobis gehörigen Hause Nr. 16 (jetzt Nr. 34, Kat.-Nr. 784) der großen Plauenschen Gasse. Sein in Buntstift und Kreide trefflich gezeichnetes Bildniß von der Hand Vogel von Vogelsteins bewahrt das Königl. Kupferstichkabinet.

Noch sei hier, behufs etwaiger Auffindung, eines höchst interessanten, von Thormeyer trefflich in Wasserfarben ausgeführten Blattes Erwähnung gethan. Dasselbe befand sich unter seinem zur Versteigerung kommenden Nachlaß. Es war in Glas und Rahmen gefaßt und stellte die große Freitreppe dar, welche, an die dem Prinzenpalais zugewendete äußere Mauer der nordöstlichen Rundgalerie des Zwingers sich anlehnend, den einzigen Zugang zu deren Plattform bildete und nach Einziehung hölzerner Treppen des Thorpavillons als überflüssig und den Verkehr verengend 1819 unter der Leitung Thormeyers abgetragen wurde.


Zwei Beschreibungen Dresdens vom Ende des 16. Jahrhunderts.
Mitgetheilt von Dr. Viktor Hantzsch.

Nicht nur für die Geschichte, wie erst kürzlich in diesen Blättern durch Dr. Ludwig Schmidt nachgewiesen wurde, sondern auch für die Topographie der sächsischen Städte fehlt es namentlich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts fast gänzlich an einigermaßen ausführlichen zeitgenössischen Darstellungen. Während beispielsweise der Geschichtsschreiber der großen oberdeutschen Reichsstädte auf Grund des reichlich fließenden Quellenmaterials in den allermeisten Fällen in der Lage ist, die Oertlichkeiten, auf denen sich die lokalgeschichtlichen Vorgänge abgespielt haben, topographisch genau festzulegen, ist der sächsische Lokalhistoriker nicht selten im Unklaren über wichtige topographische Einzelheiten von entscheidender geschichtlicher Bedeutung. Auch die Forschungen zur Dresdner Lokalgeschichte werden in vielen Fällen wesentlich durch den Umstand erschwert, daß wir aus der älteren Zeit nur sehr wenige einigermaßen zuverlässige Stadtbeschreibungen besitzen. Leider ist nur geringe Hoffnung vorhanden, daß sich noch irgendwo hervorragendes, bisher unbekanntes Quellenmaterial dieser Art auffinden ließe. Nur ein Fundort, der in den letzten Jahren namentlich für die Kenntniß der älteren Topographie der ehemaligen schwäbischen und rheinischen Reichsstädte ausgenutzt worden ist, dürfte auch für die früheren lokalgeographischen Verhältnisse Dresdens noch einige Ausbeute ergeben, nämlich die Kosmographien, Reisebeschreibungen und Reisehandbücher vergangener Jahrhunderte. Wir besitzen zwar aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, die hier namentlich in Frage kommen, viele Hunderte derartiger Bücher, doch erwähnen nur verhältnismäßig wenige Dresden, und eine noch geringere Zahl enthält einigermaßen ausführliche Beschreibungen unserer Stadt. Ich habe mich bemüht, alle Schilderungen Dresdens, die mir in älteren geographischen Werken vorgekommen sind, zu sammeln. Im Folgenden theile ich eine längere und eine kürzere Probe aus dieser Sammlung mit. Beide entstammen dem Ende des 16. Jahrhunderts. Die erste aus dem Jahre 1592 ist insofern wichtig, als sie von einem Dresdner Stadtkinde, dem Bürger und Rechtskonsulenten Johann Frenzel herrührt. Derselbe veröffentlichte im genannten Jahre ein umfang- und inhaltreiches kosmographisches Werk, das den Titel führt: „Synopsis Geographica, Oder Kurtze vnd Eigentliche Beschreibung des gantzen Erdkreis, wie derselbe zu vnsern Zeiten in seine Lender vnd Herrschafften abgetheilet wird. Darinnen aller fürnemesten Königreiche vnd Landschafften, Haubtstedte, sambt derselben fliessenden Wassern, Bergen, Vohrgebirgen, Item, den Meeren, Seen, Vfern, Meerwinckeln, halben vnd gantzen Insuln des Oceanischen vnd Mittel Meeres, Auch einer jeden Nation alten vnd nawen Sitten, Trachten, Gewonheiten vnd dergleichen, auffgezeichnet zu befünden. Alles in eine richtige Ordnung, dergleichen zuuor nie in deutscher Sprache gesehen, aus den bewertesten Alten und Nawen Authoren mit allem Fleiß zusammengezogen und dem Leser zum besten an Tag gegeben. Von M. Johann Frenzeln. M. D. XCII.“ Das Werk stellt sich den großen Kosmographien des 16. Jahrhunderts würdig zur Seite. Es ist fleißig und gewissenhaft gearbeitet, von patriotischem und religiösem Geiste durchweht, klar und verständlich geschrieben, doch nicht frei von Aberglauben und verschiedenen


  1. Carl Mildreich Barth, geb. zu Meißen am 17. Januar 1774, gest. zu Dresden am 16. März 1858; erbaute 1829 die Muldenbrücke bei Wurzen.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/37&oldid=- (Version vom 6.6.2024)