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in welchem er um eine Gratifikation bittet unter Hinweis auf die von ihm ausgeführten Bauten der beiden Thorhäuser und der Kreisoberforstmeister-Wohnung. Ob sein Gesuch Berücksichtigung fand, war aus den Akten nicht ersichtlich, wohl aber ward ihm laut Spezialreskript vom 4. August 1830 wegen seiner Betheiligung an den Arbeiten der Demolitionskommission eine Gratifikation in der Höhe von 100 Thalern ausgezahlt.

Die Ehe Thormeyers war mit zwei Töchtern gesegnet. Die Jüngere, Juliane Adelheid, geboren am 12. Juni 1804, folgte am 14. Mai 1817 ihrer vorausgegangenen Mutter ins Jenseits. Die ältere, Juliane Emilie, geboren am 6. Mai 1802, heirathete am 9. Januar 1821 den Diakonus und Katecheten an der Kreuzkirche, M. Adam Carl Georg Wagner, Sohn des Pastors M. Georg Traugott Wagner zu Mildenau bei Annaberg.

Die Ehe war nicht glücklich und wurde, nachdem Wagner von einer Reise ins Ausland nicht wieder zurückkehrte, auf Antrag der tiefgekränkten Gattin getrennt. Am 27. April 1849 endete ihr von so viel Bitterniß getrübtes Leben. Fünf Enkel spielten zu den Füßen des alternden Großvaters: drei Mädchen und zwei Knaben, deren ältester, Georg Friedrich Theodor, am 15. März 1823 geboren, durch seine Begabung eine Freude der Eltern und des Großvaters, am 29. Januar 1838 im Alter von 15 Jahren seinem am 3. Juni 1826 geborenen und bereits am 11. Oktober 1835 gestorbenen jüngeren Bruder Georg Friedrich Rudolf ins Grab nachfolgte. Von den drei Töchtern war Marie Theodora, der Erstling der Ehe, am 20. Oktober 1821 geboren. Der Urgroßvater Thormeyer hob sie aus der Taufe. Im blühendsten Alter, im 19. Lebensjahre, mußte sie, dem Gebote des Vaters Folge leistend, in der Kreuzkirche zu Dresden am 3. August 1840 einem 78 jährigen Greise, dem Königl. bayrischen wirklichen Geheimrath und Generaldirektor der Brücken- und Wasserbauten, Carl Friedrich Ritter von Wiebeking[1], die Hand reichen. Bereits am 28. Mai 1842 löste der Tod des Gatten diese ungleiche Ehe. Mit ihrem Söhnchen kehrte sie von München nach Dresden ins elterliche Haus zurück, wo sie ihres Erbes vom verstorbenen Gatten durch die Verwaltung seiten des Vaters verlustig ging. Acht Jahre später ging die hochgebildete Frau eine zweite Ehe ein. Am 14. April 1850 heirathete sie zu Warschau den Vorsteher einer dortigen Erziehungsanstalt, Professor Eduard Holtz, der daselbst noch gegenwärtig im Ruhestande lebt. Am 21. April 1884 hatte derselbe den Schmerz, nach 34 jähriger glücklicher Ehe die Gattin zu verlieren.

Die zweite Enkelin Thormeyers, Sophie Adelheid, am 17. September 1824 geboren, widmete sich der Malerei. Den ersten Unterricht erhielt sie vom Maler Julius Theodor König[2], einem Schüler Bendemanns, studirte später im Atelier Stielers[3], dem damals berühmtesten Bildnißmaler in München, ging hierauf nach Paris, verheirathete sich am 6. Dezember 1865 zu Nimes in Südfrankreich mit dem dortigen Maler Jules Salles und starb daselbst am 4. Juli 1890.

Die dritte der Schwestern, Charlotte Elise, kam am 31. März 1828 zur Welt. Auch sie widmete sich der Kunst und zwar der Blumenmalerei, welche sie unter Leitung berühmter Künstler zuerst in Paris, später in Lyon studirte. In letzterer Stadt vermählte sie sich am 27. September 1858 mit dem noch lebenden Konsistorial-Präsidenten der reformirten Kirche, Alexander Parrot de Puyroche, welcher Ehe drei Töchter entsprossen. Am 4. März 1895 endete der Tod ihre künstlerische Laufbahn. Die Königl. Gemäldegalerie zu Dresden besitzt zwei treffliche Blumenstücke von ihr. Das zweite kam im Jahre 1894 als ein Geschenk der Künstlerin in diese Sammlung, das andere, der „zerrissene Kranz“, wurde bereits 1851 erworben.

Thormeyers Vermögensverhältnisse scheinen lange Zeit nicht die günstigsten gewesen zu sein. Von Haus aus unvermögend, mußte er, da es ihm nicht gleich gelang, im Baufache Beschäftigung zu finden, Gelegenheitsarbeiten schriftlicher und künstlerischer Art annehmen. Seit seiner 1798 erfolgten Anstellung als Hofbaukondukteur bis zum Jahre 1810 betrug sein Gehalt nicht mehr als 200 Thaler. Am 4. August letztgenannten Jahres wurde er Hofkondukteur mit 300 Thlr., am 11. Mai 1816 prädizirter Hofbaumeister mit 600 Thlr. Gehalt einschließlich Kopialien, Schreibe- und Zeichenmaterial. Am 12. November 1823 richtet er ein Gesuch an den König, worin er hinsichtlich des Gehalts um Gleichstellung mit dem Oberlandbaumeister bittet, d. h. 750 Thaler, doch wurde er nur um 100 Thaler aufgebessert. Von dem Jahre 1832 an reicht er gegen Weihnachten regelmäßig ein Gesuch um Gehaltserhöhung ein, es damit begründend, daß er nach dem Tode des Oberlandbaumeisters Schuricht[4] dessen ihm in Aussicht gestelltes Amt nicht bekommen habe, sondern


  1. Geb. zu Wollin in Pommern am 25. Juli 1762.
  2. Geb. zu Dresden am 7. Dezember 1818, ertrunken beim Baden im Starnberger See am 16. Juni 1845, begraben in Aufkirchen.
  3. Joseph Carl Stieler, geb. zu Mainz am 1. November 1781, gest. zu München am 9. August 1858.
  4. Christian Friedrich Schuricht, geb. zu Dresden-Neustadt am 5. März 1753, gest. am 21. August 1831. Er erbaute das alte Belvedere der Brühl’schen Terrasse.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/36&oldid=- (Version vom 4.6.2024)