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Quantitäten waren schnell von den Bürgern aufgekauft und für die Höcker blieb nach einem Tage nichts mehr übrig. Bei diesem Vorkaufsverbot wurde gleichzeitig darauf hingewiesen, daß die Weiber, welche auf dem Markte und den Gassen Kuchen feil hatten, sich neuerdings unterstanden hätten, neben den Kuchen auch saure Gurken zu verkaufen. Da man befürchtete, es möge dahin kommen, daß die Kuchenweiber alle frischen Gurken auf dem Markte und in den Gärten aufkauften und die Bürgerschaft für ihre Haushaltungen nichts bekommen könnte, wurde den Kuchenweibern der Verkauf von Gurken verboten.[1] Der Verkauf von Kartoffeln beim Viktualienhandel wird zuerst 1790 erwähnt.[2] Erdäpfel wurden seit 1785 in der Nähe von Dresden, in Kötzschenbroda, angebaut und das Mäßchen um einen Groschen verkauft.

Im Jahre 1836 wurde endlich der Höckereid (im Umkreise einer Meile von der Stadt nichts einzukaufen), der seit 1793 bei Konzessionsertheilungen abgelegt werden mußte, aufgehoben, 1845 fiel auch der Marktwisch. Mehr und mehr zog man die veränderten Verkehrsverhältnisse in Betracht. Man findet in den Akten hervorgehoben, daß es vom nationalökonomischen Standpunkte für den Produzenten ein Vortheil sei, wenn er die bisher auf den Verkauf gerichtete Thätigkeit auf die Produktion verwenden könne, und daß z. B. die Gärtnerwaaren beim Höcker oder Händler nicht theurer wie beim Produzenten seien, da dieser den Arbeits- und Zeitverlust beim Selbstverkauf auf die Waare schlagen müsse. Man sah ein, daß durch den auf jede Weise zu erleichternden Absatz die Einfuhr gesteigert und durch die Steigerung der Einfuhr die Preise auf dem natürlichen Wege der Konkurrenz ermäßigt werden.

Aus solchen Erwägungen entschloß man sich im Jahre 1859, die Verbote des Vor- und Aufkaufs, sowie die Vorschriften über die Höckerei aufzuheben.[3]



Aus Julius Schnorrs Tagebüchern.

XVI.

1857.

Juli.

25) Samstag ... Im Museum entwerfe ich die Zeichnung zur zweiten Hälfte der Vase nach „Diana und Aktäon“ von Albano ... Zu Hause finde ich einen Brief von Bethmann-Hollweg.[4] Derselbe wünscht auf dem Kirchentag zu Stuttgart eine kleine Ausstellung derjenigen neueren Werke zu veranstalten, welche Zeugniß ablegen von dem neuerwachten Streben und Wirken religiöser Kunst in der evangelischen Kirche. Ich soll seine Bemühungen unterstützen, die geeigneten Werke dort zu vereinigen.

27) Montag. Museum. Beendigung der Zeichnung nach Albano zu der Vase. Es fehlen jetzt nur noch die schwebenden Amorinen, welche von einem anderen Bilde desselben Meisters entnommen werden sollen, um dem oberen Theil der Vase eine Zierde zu geben. Unser kleiner Rochus (umbrische Schule) ist nun auch gereinigt und wiederhergestellt. Es ist ein zierlich Bildchen, die Hände, namentlich die eine, mit welcher er sich auf dem Boden stützt, sind trefflich gezeichnet. Niemand kann etwas dagegen einwenden, das Bildchen wirklich für eine Jugendarbeit Rafaels zu halten ...[5]

28) Dienstag ... Noch am späten Abend bringt Obermann einen Abdruck des Blattes „Jesus als Knabe unter den Lehrern“. Es ist sehr tüchtig ausgeführt ...

29) Mittwoch. Gaber läßt die Platte „Jesu erste Jünger“ abholen und sendet mir dagegen die Serien XIII und XIV, 1856 und 1857 der „fliegenden Blätter“ des rauhen Hauses, in welchem zwei zusammengehörige Artikel über „Bilder und Illustrationen“ enthalten sind, die unter anderem auch meine Bibel und Richters Arbeiten besprechen. Es wird die Bedeutung der Bibel in Beziehung zur Familie und gegenüber derselben hervorgehoben und ich als der Künstler der ersteren, Richter als der Darsteller der letzteren bezeichnet. Die Artikel sind vortrefflich, nicht weil sie mich loben, sondern obwohl sie mich loben. Wie gern stehe ich mit meinem alten Richter zusammen! Von wem mögen die Aufsätze wohl herrühren? ...

August.

1) Samstag ... Galerie-Kommission. Bendemann und Peschel sind gegenwärtig, Gegenstände der Berathung und der Beurtheilung sind zwei Köpfe aus den Steinla’schen Bildern: die heilige Cäcilie [richtiger eine Märtyrerin] von Francesco Furini und der heilige Hieronymus, angeblich von Domenichino. Der letztere ist mit großer Meisterschaft gemalt, doch ist an Domenichino nicht zu denken. Schirmer glaubt nach dem Zustand von Festigkeit der Farbe annehmen zu müssen, daß das Bild erst etwa 80 Jahr alt sein könne. Die Heilige ist auch mit einer gewissen Meisterschaft gemalt, aber mit keiner guten. Diese Bilder rechnen wir nur als Zuwage ...


  1. C. XXVII. 2. Bl. 129.
  2. C. XXIX. 27. Bl. 3.
  3. C. XXIX. 51. Bl. 101.
  4. S. oben unter dem 27. Mai 1856.
  5. Dies that nach Hübners Katalog vom Jahre 1880 Nr. 28 S. 113 Rumohr; Wörmanns Katalog unter Nr. 40 theilt das Bild der Schule des Perugino zu und erwähnt, daß es nach Thode von Ensebio di San Giorgio herrühre.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/292&oldid=- (Version vom 17.8.2024)