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welche die Gesandtschaft bis Wittenberg bringen sollten, und es mußten für zwei Landkutschen 106 Thaler und für einen Lastwagen 58 Thaler gezahlt werden. Die Reise von Rostock nach Wittenberg dauerte vier Tage. Von hier kehrte man in weiteren zwei Tagen, ebenfalls zu Lande, nach Dresden zurück.



Bürgermeister Christian Brehme,
ein Dichter des 17. Jahrhunderts.
Von Dr. Georg Beutel.


Christian Brehme entstammt einem alten vornehmen Bürgergeschlechte, dessen Wiege Nürnberg war. Dort lebte der Urgroßvater Christians, Lucas Brehme, als angesehener Handelsherr. Es dürfte derselbe sein, der im Jahre 1536 sich in der Liste der „Genannten“, d. h. des großen Rathes der Stadt Nürnberg, verzeichnet findet und unterhalb Fürth an der Rednitz einen Herrensitz, den „Bremenstuhl“, erbaut hat. Ein anderer aus demselben Geschlechte, Anton, tritt 1555 in dem Genanntenbuche auf[1] Durch seine Ehe mit Martha, der Tochter des sächsischen Kanzlers und Leipziger Ordinarius Simon Pistoris, knüpfte Lucas Brehme mit Sachsen und Leipzig ein Band, das sich in der Zukunft als sehr fest bewies. Denn schon sein Sohn Hieronymus, gleichfalls Handelsherr, siedelte in die Heimath der Mutter über und brachte auch dort das Geschlecht zu Würde und Ansehen. Indem er sich mit der Tochter des Leipziger Bürgermeisters Hieronymus Rauscher vermählte, stand ihm auch der Zutritt zum Rathsstuhl der Stadt Leipzig offen. Sein gleichnamiger Sohn, der eine gelehrte Bildung genoß, war ebenfalls Rathsherr zu Leipzig. Er und seine Gattin Regina, die Tochter des kurbrandenburgischen Leibmedikus Dr. Matthias Hecke in Berlin, sind die Eltern CHristian Brehmes.

Dieser wurde am 26. April 1613 zu Leipzig geboren. Die Eltern ließen sich eine sorgfältige Erziehung des Sohne angelegen sein, konnten sie aber nicht selbst zum Abschluß bringen. Im zwölften Lebensjahre stand der Knabe, nachdem er zwei Jahre zuvor schon den Vater verloren, durch den Tod der Mutter völlig verwaist da. Auf der Bahn, die die Eltern ihm erschlossen, weitergehend, bereitete er sich, erst unter der Leitung von Privatlehrern, dann auf dem Gymnasium zu Roßleben, zu den akademischen Studien vor. Im Jahre 1630, 17 Jahre alt, bezog er die Universität Wittenberg, wo er zwei Jahre blieb, um dann die Hochschule seiner Vaterstadt aufzusuchen. Seine Studien bewegten sich auf dem Gebiete der philosophischen und juristischen Fakultät. Insbesondere trieb er mit Vorliebe italienische Sprache und Literatur, die als diejenige des Heimathlandes der Renaissance in der deutschen Bildung und Dichtung jener Zeit eine große Rolle spielte. In Leipzig tauchte er auch wacker in den Strudel eines fröhlichen und ausgelassenen Studententreibens, das in verschiedenen seiner Lieder und Gedichte einen deutlichen Niederschlag zurückläßt. Der Kreis, in dem er sich bewegte, setzte sich aus lebenslustigen und geistig regsamen jungen Leuten, wohl zumeist Studirenden, zusammen. Der geistige Mittelpunkt der Gesellschaft war kein Geringerer als Paul Fleming, der damals gleichfalls hier studirte: ihm war Brehme mit aufrichtiger Freundschaft und Verehrung und neidloser Anerkennung seiner geistigen Ueberlegenheit ergeben. „Pan Fil“, „Allfreund“, nennt er ihn mit Benutzung der Anfangsbuchstaben P. F. und in verständnißinniger Beziehung auf die liebevolle und liebenswürdige Natur des Dichters.

„Wenn doch mein fast stummer Mund,
Der kaum lallet recht jetzund,
Gleichte sich mit jener Zunge,
Die uns sunge
So gar lieblich ...“

ruft er aus, sich bescheiden unter Fleming stellend, in einem Gratulationsgedicht an einen gemeinsamen Freund und giebt im Folgenden dem aufrichtig herzlichen Bedauern über das Scheiden des Freundes – Fleming hatte 1633 seine großen Reisen anch Rußland und Persien angetreten – sowie der sehnsüchtigen Hoffnung auf dessen baldige glückliche Heimkehr Ausdruck.

„Drum kann bessers nicht ich Dir
Wünschen, meiner Freunde Zier,
Als daß bald mit gutem Glücke
Komm’ zurücke
Der, den wir so sehr vermissen ...
Unterdessen müsse ihm
Stoßen auf kein Ungestüm ...
Guter Wind und stille Wellen
Heiter Wetter, Sonnenschein,
Gott muß auch sein Schiffer sein
Und die Engel Bootsgesellen! ...
Wann nun Pan Fil wieder kömmt,
Der jetzt lebet in der Fremd’,
Alsdann wird mit seinem Munde
Manche Stunde
Er uns gar so lieblich kürzen,
Daß wir alles Traurigsein
In den großen Fluß hinein
Der Vergessenheiten stürzen.“[2]


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/274&oldid=- (Version vom 30.7.2024)
  1. Roth, Geschichte des Nürnbergischen Handels. I, 312.
  2. Lustige, Traurige ... Gedichte, Seite D 2b. ff.