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mit ihrem Wirth wegen der Beschaffung von Pferden nach Florenz, und es muß die Person 3 Thaler zahlen und sich auch noch selbst beköstigen. Der Gesellschaft schließt sich hier ein polnischer Graf an, so daß sie nun 16 Personen umfaßt. Im Uebrigen wird über die Merkwürdigkeiten Bolognas gesagt, daß es hier die beste wohlriechende Seife in ganz Italien giebt, wie auch die delikatesten geräucherten Würste. Die kleinen Hunde (Bologneser) werden um 20, 30, 40 bis 50 Thaler verkauft.

Am 3. Oktober wird. die Weiterreise nach Florenz angetreten. Unterwegs, in Lajano, werden sie schlecht beköstigt; wenn sie nicht gute Bologneser Würste bei sich gehabt hätten, hätten sie müssen hungrig vom Tische gehen. Nichtsdestoweniger hatten sie ihre Mahlzeit theuer genug zu bezahlen. Am nächsten Tage kommen sie nach Florenz, wo sie bei einem deutschen Wirthe wohnen. Auch hier müssen sie die Pistolen in der Thorwache abgeben. Geführt werden sie von einem Schweizer von der großherzoglichen Garde. Besichtigt werden natürlich zunächst die großherzoglichen Schlösser und Gärten, wobei in der Regel die Kostbarkeit des Geschauten hervorgehoben und bemerkt wird, wie lange die Leute daran gearbeitet haben. Von wirklichen Kunstwerken wird weit weniger gesagt, beispielsweise wird von einer Gruppe, Adam und Eva von Michel Angelo, nichts weiter erwähnt als das daran befindliche Wahrzeichen, eine Heuschrecke, die auf Adams Feigenblatt sitzt. Auch die Menagerie macht ihnen viel Vergnügen. Zahl und Art der Tiere werden genau aufgezählt. Erwähnt werden besonders Wildschweine, die vorn bis zur Hälfte des Leibes mit Locken versehen, hinten aber glatthaarig sind, ferner eine Löwin und ein Tiger, welchen sie zwei Schöpskeulen zu einem hohen Fenster heraushängen lassen mit dem Erfolge, daß die Thiere in die Höhe springen und sie wirklich in ihre Gewalt bekommen. Es wird auch ein Platz erwähnt, an dem die Tiere mit einander kämpfen, und insbesondere eines Falles gedacht, in welchem ein Schwein einen Löwen besiegt hatte. „Diese des Schweins herrliche Victoria, hatt verursachet, daß es alßbald abgezeignet, in Metall klein abgegoßen und in alle rare Cabinette gesetzet worden, wie wir an unterschiedlichen Orthen es selbsten gesehen.“ Die Gemäldegalerie dagegen wird sehr kurz abgefertigt, in der Kunstkammer werden nur die Kostbarkeiten bewundert; dafür werden die Kirchen und das Lusthaus Pratolino mit schönen Wasserkünsten ausführlicher Beschreibung gewürdigt.

Am 8. Oktober fährt ein Theil der Gesellschaft, nämlich außer Griebe noch die beiden von Arnim nebst ihrem Hofmeister, auf dem Arno nach Pisa, wofür der Schiffer 5 Thaler erhält; der andere Theil begiebt sich direkt nach Rom. Auch in Pisa müssen die Pistolen unter dem Thore abgegeben, auch Geld gezahlt werden, um einer Visitation zu entgehen. Nach Besichtigung des großherzoglichen Palastes und des Domes mit dem schiefen Glockenthurm reisen sie noch denselben Tag zu Schiff nach Livorno und fahren von dort am 11. Oktober in einer Karosse zurück nach Pisa, von wo die Reise zu Pferde fortgesetzt wird, zunächst nach Siena, wo die Pistolen nicht unter dem Thore abgegeben zu werden brauchen, ein Vorzug, welchen nur die deutsche Nation genießt. In Montefiascone bewundern sie in der Kirche St. Flaviano das Epitaphium des Bischofs Johannes Fugger, welcher sich Anno 1013 in Muskatellerwein zu Tode gesoffen haben soll – das bekannte „Est est est“. Greulich ist das Nachtquartier in Boccano. „In diesem Würthshauße hatt der vorige Würth, diejenigen Leute so etwas fett von Leibe gewesen und da pernoctirt, des Nachts überfallen, erschlagen und hernach andern verspeiset, Welches hernach offenbahr gemacht, und er sambt seiner Frauen, verbrant worden.“ Am 19. Oktober kommt man in Rom an, der „Mutter aller Städte und Grund aller Laster“, wie sich Griebe in der Randbemerkung ausdrückt. Wie in den meisten italienischen Städten wird beim Eintritt das Gepäck visitirt, wobei alle gedruckten Bücher weggenommen und einem Pfaffen zur Durchsicht gegeben werden, ob vielleicht ketzerische oder lutherische darunter sein möchten. Erst nach einigen Tagen werden sie zurückgegeben, „Wie wohl der gute Pfaffe gleichwohl von uns betrogen wurde, in deme Wir dennoch Dr. Lutheri Postilla und deßen Gesang Büchlein bey uns hatten und alle Sonntage auff unserer Cammer die Predigt, in dieser Stadt Rom, gelesen und die darauff geordneten Lieder, Gott zum Lobe und seinem Evangelio zu Ehren, gesungen.“ Sie zahlen für eine Miethwohnung von drei Kammern und einem Saale, ingleichen für das Kochen, wie auch für das Tisch- und Bettgeräthe monatlich 13 Scudi oder 16 Thaler 6 Groschen; die Viktualien mußten sie sich selber schaffen, zu welchem Zwecke sie einen Diener für monatlich 7 Scudi miethen mußten.

Der ersten Besichtigung unterzogen wurde natürlich die Peterskirche, an welcher noch gearbeitet wurde. In einer Kapelle befand sich der Stuhl Petri, der von Antiochien nach Rom gekommen ist; er war von Holz, stand aber in einem metallenen vergoldeten Futteral und „sahe aus wie ein alter Nacht Stuhl“. Mit dem Antiquar oder „Wurmschneider“ Matthias Meyer, in der Nähe von Augsburg gebürtig, dem sie für die Zeit ihres Aufenthalts in Rom für seine Mühe, einschließlich Neujahr- und Osterpräsent, 3 Thaler 12 Groschen monatlich jeder geben, um sie in Gemeinschaft mit einem Schweizer-Korporal, der die Fremden bei allen Funktionen einläßt, zu genießen, besuchen sie ferner das Quirinal, weiter die Kirche Ara Celi, unter welcher sich das

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/270&oldid=- (Version vom 29.7.2024)