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meist schwachen Bildwerke oft willkürlich vertheilt. Wie in Abneigung gegen die verdrängte Zunft der Steinmetzen wies er diesen einen nur nebensächlichen Einfluß auf den Bau an. Erst seine Schüler fanden wieder die richtige Würdigung des reicheren bildlichen Schmucks. Das beweisen die Bauten zu Torgau, Oschatz, Wermsdorf, Freiberg. Buchners Arbeiten aber sind herber und ernster als sonst seine so formenreiche Zeit es liebte, es liegt schon etwas von dem großsprecherischen Wesen des folgenden Kunstabschnittes in ihnen.

Und doch kann man dem Manne seine Theilnahme nicht vorenthalten, der unermüdet seinem Streben diente, die Hauptstadt Sachsens mit großen Bauten zu schmücken, der ihr bauliches Wesen bestimmte, bis die bessernde Zeit und vernichtender Krieg die Spuren seines Wirkens in einzelne stille, vorm Hauche der Begebenheiten geschütztere Winkel zurückdrängte.


Kavaliertour eines jungen Dresdners
im 17. Jahrhundert.
Von Professor Dr. Oskar Lehmann.

Nachdem es schon im 16. Jahrhundert an den deutschen Höfen üblich geworden war, die jungen Prinzen zu ihrer Ausbildung und zu Erweiterung ihres Horizonts auf Reisen in fremde Länder zu schicken, nach Frankreich, England und Italien, verbreitete sich diese Sitte im folgenden Jahrhundert, insbesondere nach dem dreißigjährigen Kriege, in weiteren Kreisen. Nicht bloß adelige, sondern auch wohlhabendere bürgerliche Familien hielten es für unerläßlich, ihre Söhne als Abschluß ihrer Ausbildung „die herkömmliche Kreisfahrt durch das gesittete Europa“, wie sich Goethe in Wilhelm Meisters Wanderjahren ausdrückt, antreten zu lassen, um sie des für ihre künftige Laufbahn unbedingt erforderlichen weltmännischen Schliffs und gesellschaftlicher Gewandtheit theilhaftig zu machen, vor allen Dingen aber auch, um sie in den Stand zu setzen, sich fremde Sprachen anzueignen, namentlich die französische, deren Kenntniß in gewissen Kreisen und für gewisse Dienststellungen im Staats- und Hofdienst für unerläßlich galt.

Ueber viele dieser Reisen sind Tagebücher geführt worden, deren jedenfalls eine große Anzahl in adeligen Archiven schlummert. Ein solches Tagebuch, einen stattlichen, in Schweinsleder gebundenen Folianten von nicht weniger als 523 Seiten, hatte unsere Stadtbibliothek neuerdings Gelegenheit zu erwerben, und ich folge der freundlichen Aufforderung des Herausgebers dieser Blätter, aus dem dickleibigen Buche einen gedrängten Auszug zu geben, um so lieber, als es die Beschreibung der Kavaliertour eines Dresdners enthält.

Der Name des Verfassers der Reisebeschreibung ist Jakob Wilhelm Griebe, geboren 1639, wahrscheinlich in Dresden, wo sein Vater Georg Gotthelf Griebe das Amt eines Kriegszahlmeisters bekleidete. Der Vater war jedenfalls ein wohlhabender Mann, denn er war Besitzer des Rittergutes Ober- und Niederlangenau in der Nähe von Brand bei Freiberg. Er erfreute sich des Besitzes dreier Söhne, von welchen der älteste, Georg Gabriel, und der jüngste, Gottlob, zum Studium bestimmt und zu diesem Zweck auf die Universität Wittenberg geschickt wurden, während der mittelste, unser Jakob Wilhelm, nachdem er wohl die in vornehmen Kreisen übliche Ausbildung durch Hofmeister erhalten hatte, dazu bestimmt wurde, in fremde Länder zu gehen, dieselben zu besehen und ihre Sprache zu erlernen. Im Alter von 21 Jahren, am 29. Mai 1661, trat unser Griebe seine Reise an, bereiste Frankreich und Italien – in welcher Weise, das werde ich sofort des Näheren auseinandersetzen – und kehrte am 8. August 1664, also nach mehr als dreijähriger Abwesenheit, nach Dresden und auf das väterliche Gut Ober- und Niederlangenau zurück. Die erlangten Sprachkenntnisse scheinen Veranlassung gewesen zu sein, daß man ihn gewissermaßen probeweise in den diplomatischen Dienst übernahm, indem er schon im folgenden Jahre, 1665, der Gesandtschaft, welche nach Dänemark gesandt wurde, um für den Kurprinzen, den späteren Kurfürsten Johann Georg III., um die Hand der Prinzessin Anna Sophie zu werben, als Legationssekretär beigegeben wurde. Er blieb jedoch nicht im auswärtigen Dienst, erhielt vielmehr nach dem Tode seines Vaters dessen Amt als Kriegszahlmeister, dazu den Titel als kurfürstlicher Rath, und verheirathete sich mit Rahel Magdalena Hanitsch, nachdem er vorher, wie die unter seinem Bildniß befindlichen Verse anzudeuten scheinen, deren ältere Schwester heimzuführen begehrt hatte, was aber durch deren Tod vereitelt wurde. Frau Rahel war 20 Jahre jünger als ihr Gatte, denn sie war erst am 4. November 1659 geboren; die Ehe scheint eine sehr glückliche gewesen zu sein. „Als der Tod gar sehr Sachsenland betrübte“, also vermuthlich im Jahre 1680, wo die Pest zum letzten Male in Sachsen und speziell auch in Dresden wüthete und an letzterem Ort, Hasche zufolge, 11517 Personen hinraffte, auch der Kurfürst Johann Georg  II. selbst mit Tod abging, gab Griebe seine Stellung auf und zog sich zurück auf sein Gut Ober- und Niederlangenau, neben welchem ihm auch das Gut Gränitz gehörte. Noch über 30 Jahre lebte er hier als Landwirth und fand


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/264&oldid=- (Version vom 21.7.2024)