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Auftrag, den Dom zu besichtigen, und trafen am 29. Mai 1589 dort ein. Man war sich bald über das Bauprogramm einig, aber Buchner erlangte nicht die Oberleitung, da ein plötzliches Ereigniß, der Tod des erst 31jährigen Christian I. (25. September 1591), den überreichen Plänen ein Ende bereitete. Unter der sparsamen Regierung des Kur-Administrators Herzog Friedrich Wilhelm galt der Grundsatz, das Begonnene zu vollenden, neue Pläne aber dem bei seines Vaters Tod erst achtjährigen Prinzen Christian II. bis zu seiner Volljährigkeit vorzubehalten. Nur das Schloß Colditz wurde, unter Buchners Oberleitung, durch Hans Irmisch und David Uslaub für die Kurfürstin-Witt- we vollendet. Die Grabkapelle aber führte Noffeni mit Hilfe des florentiner Bildgießers Carlo Cesare im Stile des Giovanni da Bologna durch.

Das Jagdthor am Schloßplatze.

Wenn auch der dem Greisen. alter sich nahende. Buchner mit Stolz auf dem Wege von der von Lynar begonnenen Bastion zum furfürstlichen Bade, durch den kleinen Schloßhof und dann wieder vom Georgenbau über den Neumarkt, die Brühl'sche Terrasse bis zum Pirnaischen Thor entlang an Werken seines Fleißes vorbeischreiten konnte, wenn er sagen durfte, daß er die Kleinstadt Dresden durch seine Mühe erst zum echten Fürstensitz gemacht habe, so brachten ihm die nun folgenden schmalen Jahre doch wenig Erfreuliches:zunächst in Nosseni einen künstlerischen Rivalen, der sich bald in vielen Punkten überlegen zeigte. Wohl nicht ohne Buchners Einfluß war diesem bisher nie ein größerer Auftrag zu Theil geworden, hatte er in Pavimenten und dekorativen Arbeiten ein Genüge finden müssen. Durch den Bau der Gruftkapelle zu Freiberg aber hatte er bewiesen, wie viel tiefer er in das Wesen der italienischen Kunst eingedrungen, wie viel reicher er an Gedanken, sicherer in der Behandlung der Formen war, als der deutsche Meister. Immer mehr trat von nun an in künstlerischen Fragen Nosseni in den Vordergrund. Es entschied sich hier am Schluß des Jahrhunderts in einer der wichtigsten Kunststädte des mittleren Deutschlands der Sieg Italiens. Was in der Mitte des Jahrhunderts der am Schloßbau beschäftigte Meister Juan Maria Padovano begonnen hatte, was die lombardischen Maler

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/261&oldid=- (Version vom 26.6.2024)