Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/259

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

die Lieferung jedes Ziegels zu belegen, und Christian bestätigte seinem Baumeister selbst, „es bedürfe keines Scheines, er solle unbesorgt und seiner späteren Zusage gewiß sein“. Wenn nur der Bau seinen Fortgang hatte, wenn der Fürst nur bei seinen zahlreichen Besuchen auf den Werkplätzen seine Gedanken schnell verwirklicht sah.

Der Stallhof
Nach einem Gemälde in der Königlichen Gewehrgalerie.

Und in der That, nach wenig Jahren waren die großen Pläne meist zur Wahrheit geworden. Stattlich vor Allem, vielbewundert von der Mit- und Nachwelt, stand der Stallhof. Heute ist freilich seine einstige Wirkung nur in Bruchstücken erhalten. Noch erkennen wir im Grundriß[1] die zweckmäßig klare Anlage. Zwar ist sie nichts weniger als eigenartig, sondern lehnt sich in ihren formen – Rundbogengewölbe auf kräftigen toskanischen Säulen – eng an Kaspar Voigts Zeug haus an. Je zwei solcher Säulenstellungen theilen den aus drei flügeln bestehenden, um einen Hof angeordneten Bau in je drei Schiffe, den mittleren Gang und die seitlichen Pferdestände. In den Hofecken erhoben sich zwei zierliche Treppenthürmchen, gegen den Neumarkt an den Ecken zwei flach gedeckte Altane, deren Auf- gabe es war, die flanken des Baues im Fall eines Straßenkampfes zu bestreichen. Die Architektur der. Schaufeiten war nüchtern, derb und einfach, ihr Schmuck aber auch hier, wie am älteren Schloßbau, eine reiche Fülle von sgraffitirten Zeichnungen, die den ganzen Bau von Giebel bis zum Erdgeschoß, überzog und sich schon damals über die neuerdings auf gleiche Weise geschmückte Wand an der Augustusstraße erstreckte. Die architektonische Gliederung war dagegen mager. Nur die Thore mit schwer gequaderten Halbsäulen-Ordnungen, mit Inschrifttafeln und derbem bildnerischem Schmuck und die Giebel erhoben sich über die nüchternste Zweck dienlichkeit. Aber auch sie sind unmittelbar vom Zeug. haus entlehnt, Werke ohne höhere künstlerische Bedeutung. Es muthet uns eben wie Tischlerarbeit an, dieser kastenartig ungegliederte Baukern mit den unorganisch entwickelten hohen Giebeln, der mangelnden architektonischen Gliederung und der schier überreichen Bemalung. Die Hofansicht zeigte eine reichere Gruppirung und malerische Wirkung. Namentlich die Säulenhalle an der Südseite, welche in ihrer Anlage den Wehrgang der alten Festungsmauer nachbildet, aber den Gedanken in künstlerische Formen kleidet, zeigt frischen, unbefangenen Entwurf und wohlgebildete Verhältnisse. Leider find jetzt die Rundbogen Arkaden zugestellt, ist der reiche Schmuck der Rückwand gestört. Aber doch freuen wir uns noch heute des traulich stillen Plates, welchen Buchners Bauten umschließen, wenn im Herbst der wilde Wein mit seinem leuchtenden Roth die alten Festungsmauern überzieht und die Giebel und Thürmchen der verschiedenen Bauten des 16. Jahrhunderts träumerisch auf die Reitbahn herabschauen, welche einst helle

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/259&oldid=- (Version vom 28.6.2024)
  1. Nebenstehend die verkleinerte Nachbildung des Originalentwurfs.