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und wußte durch diese lehrreiche Darlegung seiner Pläne den Fürsten für sich einzunehmen. Noch heute finden sich solche Arbeiten im Dresdner Grünen Gewölbe, Zeugnisse sowohl der Sachkenntniß und der feinen Hand ihres Meisters, als auch für die Gestaltung Dresdens, für die Stadt, der er seine beste Kraft widmete. Zunächst war es daher auch der Festungsbau, an dem er sich bethätigte, seit er bei der Schleifung des nach den Grumbach’schen Händeln eroberten Gothaer Schlosses Grimmenstein trotz der ausbrechenden Pest sich verdient gemacht und die Kraft seiner Schraubenwerke bewiesen hatte (1567).

Der Graf Lynar, jener höchst merkwürdige Mann, der gleichzeitig das Kriegsbauwesen der Kurfürsten von der Pfalz, von Brandenburg und Sachsen, sowie des Fürsten von Anhalt leitete, war, nachdem er 1569 als oberster Artillerie- und Zeugmeister bestellt worden war, etwa seit 1573 und namentlich seit 1577 mit Kurfürst August zerfallen. Er hatte den Bau der großen Bastion in Dresden begonnen, deren Reste im heutigen Zwingerwall zu erkennen sind. Unter ihm war Buchner mehr und mehr zu Anerkennung und Einfluß gelangt; nicht immer auf dem geradesten Wege, denn der mißtrauische Kurfürst ließ sich hinter Lynars Rücken von dessen Unterbeamten über das Treiben in Dresden berichten. Bald sollte Lynar Dresden in wehrlosen Zustand versetzt, bald brauchbare Zeughausbeamte zur Auswanderung nach Savoyen veranlaßt, bald Erfindungen verrathen haben. Bald werden ihm seine Rosse vorenthalten, bald werden seine Diener nicht ins Zeughaus gelassen. Dann wurde hinter seinem Rücken Buchner das „Hauszeugmeister-Amt“ übertragen (Januar 1576): nun macht er seinem Vorgesetzten Schwierigkeiten, als dieser französischen Gästen die Kriegsschätze des Kurfürsten zeigen will. So war es dem Nürnberger Tischler gelungen, von Stellung zu Stellung seinen vornehmen Gegner zu verdrängen. Schließlich blieb diesem nur noch der Rang eines obersten Baumeisters. Der Kurfürst, nicht gewohnt, auf dem Dienstwege mit seinen Beamten zu verkehren, sondern hausväterisch überall da selbst eingreifend, wo es ihm passend erschien, vernachlässigte den „welschen Grafen“ gänzlich, ließ ihn gar nicht mehr zur Audienz vor, bis dieser grollend nach Berlin und Spandau übersiedelte. Nun hatte Buchner ganz freies Feld. Auf dem mit Macht, oft mit 600 Arbeitern betriebenen Bau der neuen Festungswerke um Dresden, auf den Befestigungen von Pirna und Zwickau, im Dresdner Zeughause, in dem mit diesem in Verbindung stehenden Gießhause, wo die Hillger damals große und schmuckreiche Geschütze gossen, unter den zahlreichen mit diesen Dienststellen in Verbindung stehenden Handwerkern, im ganzen übrigen Bauwesen war er der erste Berather und Vollstrecker des fürstlichen Willens. Schon sorgte der Kurfürst, daß ihm (23. Januar 1576) jemand zugeordnet werde, dem er „seiner Mühe halber etwas von den Hauptbauten übertragen könne“. Denn oft gab es Aerger genug: als sich z. B. 1576 zeigte, daß der Fußboden im Zeughause verfault sei, schreibt August, er habe genugsame Ursache und guten Fug, „wenn er Baumeister, Bauschreiber, Maurermeister und Zimmermann, die so viel Geld verbauen, aber ihre Werke so schändlich und übel verwahren, an die Bäume henken ließe“. Buchner aber wußte seine Stellung zu befestigen, indem er sich mit ihm zuverlässig ergebenen Leuten umgab. In seiner Werkstatt und später selbständig im Zeughause waltete Erhard Ammon, sein Vetter; sein Bruder Bernhard Buchner und sein Schwager, der Kannegießer Ambrosius Reichenbach, wurden Zeugwarte in Dresden, Bernhard Buchner (seit 1582) Zeugwart in Wittenberg. Einen seiner Söhne, Georg, machte Buchner 1586 – ob er gleich dem Trunk ergeben war – zu seinem Stellvertreter im Zeughause, 1595 zum Zeugmeister, während der andere, Paul, im Bauwesen Verwendung fand. Sein Neffe, Hans Buchner, wurde 1597 seines Vaters Bernhard Nachfolger in Wittenberg.

Zunächst scheint allerdings August nur zur handwerklichen Begabung des Meisters Zutrauen gehabt zu haben. Zu allen Bauten, namentlich zu allen maschinellen Unternehmen, – und solche waren ja des Kurfürsten besondere Freude – wurde er hinzugezogen, aber nicht eigentlich als Vollstrecker, sondern als Beaufsichtigender, zum Begutachten. So nahm er Einfluß auf den Bergbau und seine Hebe- und Wasserwerke, auf die Mühlen und Hämmer, aber auch auf den Bau der Schlösser Augustusburg und Annaburg, Moritzburg und Pleißenburg, der Annenkirche in Dresden und der Stadtkirche in Stolpen, der Festungswerke des ganzen Landes. Er machte den Plan für den Umbau der Dresdner Bollwerke und baute das bis in unser Jahrhundert sich erhaltende Wilsdruffer Thor, er beaufsichtigte die von Lynar ins Leben gerufene Befestigung des Königsteins, ohne bei dieser vielseitigen Thätigkeit die Muße zu verlieren, selbst Druckwerke und Pressen auszuführen, in die Verwaltung der Steinbrüche von Pirna, der Hüttenwerke des Erzgebirges, der Ziegeleien des ganzen Landes und des Dresdner Gießhauses anordnend, neue Leute bestallend, beaufsichtigend einzugreifen und endlich als Leiter des Artilleriewesens Schießübungen abzuhalten, Pulver zu proben, dem Waffenhandwerke zu dienen. Bald treffen wir ihn im Auftrag seines Herrn in Nürnberg, bald auf zahlreichen Reisen im Lande selbst, immer ist er bereit, mit praktischem Sinn und in einfach klarer Form Gutachten zu ertheilen, zu prüfen, zu erwägen und dabei unbemerkt sich unentbehrlich zu machen.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/256&oldid=- (Version vom 20.8.2024)