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die entschiedene Verbesserungen sind. Die Abtheilung macht sich nun vortrefflich.

Juli.

1) Sonntag... Nach Tisch begebe ich mich... nach Loschwitz. Auf dem Dampfschiff finden wir Professor Bary, welcher dann nebst dem Münzgraveur Krüger und dem Kantor Kade der Richter-Gaberschen Gesellschaft, welche wir aufsuchen, sich anschließt. Wir spielen im Walde das italienische Kugelspiel und kehren um 9 Uhr mit dem Dampfschiff wieder nach der Stadt zurück.

2) Montag... Es wird nun mit der Aufstellung der Bilder in den gegen den Zwingerwall gelegenen Seitenlicht-Räumen begonnen, und zwar mit der meinem Atelier zunächst gelegenen Abtheilung. Es gelingt mir, einige wesentliche Verbesserungen in der vorläufig festgestellten Anordnung zu bewirken, indem ich die Jünger zu Emmaus und die Landschaft mit dem Samariter von P. Veronese und mehrere andere Bilder in sehr vortheilhaftes Licht bringe. In der Anordnung des Saales 3 (Neapolitaner) ergeben sich Schwierigkeiten, weil der Architekt die Schemas nach irrigen Messungen aufgezeichnet hat. Wir finden aber Mittel zu helfen, ohne die ganze Anordnung aufheben zu müssen. Schirmer leistet überall wirksame Hülfe, wie denn sein einsichtsvoller Rath überhaupt mir sehr zu Statten kommt. Ihm und dem sehr tüchtigen Voigt schreibe ich gern ein großes Verdienst zu, auch Kallmeyer hat durch mühsames Zusammenstellen der bezeichneten Bilder Verdienst sich erworben; der Galerie-Kommission aber... kann ich nur geringen Antheil zugestehen.

3) Dienstag. Die Aufstellung der Gemälde in den Seitenlicht-Räumen gegen den Zwingerwall ist vollendet und läßt wohl kaum etwas zu wünschen übrig. Die Kopie der Rafael’schen „bella giardiniera“ nimmt sich vortrefflich aus. Ich habe dieses von Carl Mander [P] ausgeführte Bild früher nie in der Nähe gesehen. Das Bild ist unvergleichlich schön und wirkt imponirend durch seine Massen wie durch sein Licht. Auch die Jünger von Emmaus nehmen sich sehr schön aus. In der andern Abtheilung macht die Madonna della Sedia, die heilige Familie von Giulio Romano (mit dem Becken) eine herrliche Wirkung. Die Wände machen im Ganzen den Eindruck einer guten Musik und enthalten außer den angeführten sehr werthvolle Kunstwerke. Der nun bald vollendete Kuppelsaal mit den Gobelins nimmt sich ebenfalls herrlich aus. In dem Saal der Neapolitaner dagegen will es noch nicht recht klappen. Werth und Form der Gemälde (letztere in Folge der bereits bemerkten irrigen Messungen des Architekten) widerstreben einer guten Wirkung. Ueberhaupt werden die großen Säle auf dieser Seite nicht den imposanten Eindruck machen, wie die auf der andern Seite. Aber hier werden die kleinen Abtheilungen ganz vorzüglich wirken.

4) Mittwoch... Der Saal der Neapolitaner wird nun auch heute fertig. Die Spanier, namentlich die Murillos, nehmen sich herrlich aus. Auch die schöne Magdalena aus Egypten[1] von Spagnoletto, ein so höchst eigenthümliches Bild, wirkt vortrefflich, da es dem Auge ganz nahe gerückt ist. So bietet denn auch dieser Saal viel Schönes und wird nicht verfehlen, einen guten Eindruck zu machen.

6) Freitag. Im Museum finde ich am Vormittag bereits die meisten großen Bilder, welche im fünften Saal aufgestellt werden sollen, einige sogar schon aufgestellt. Es ist noch am gestrigen Nachmittag mit Macht transportirt worden. Die Spanier hängen alle und nehmen sich sehr gut aus. Der Saal des Rubens wird doch auch eine große Wirkung machen. Konferenz des akademischen Raths. Geheimer Rath Kohlschütter Vorsitzender. Hauptgegenstände die Bothenschen Stadtpläne und unsere Anerkennung derselben in einem amtlichen Schreiben, die Ausstellung, deren Eröffnung am Sonntag stattfinden soll.

7) Samstag... Galerie-Kommission. In dem Rubenssaal sind drei Wände fertig. Sie nehmen sich trefflich aus. Die größeren Porträts von Rubens und Van Dyck, welche zu unterst hängen, machen eine herrliche Wirkung....

8) Sonntag... Im Museum finde ich Direktor Hettner, welcher ein mir fremdes Ehepaar zu den Bildern führt. Er ist mit der Aufstellung sehr zufrieden und hat eine so gute Meinung von meiner Einsicht, daß er mich um meinen Rath für die Einrichtung seiner Mengsischen Sammlung ersucht. Nach Hettners Entfernung studire ich noch über einige Veränderungen, welche ich mit der Anordnung der Bilder vornehmen möchte. Ich möchte den Zurbaran tiefer haben und jenen unglücklichen Bonifazio mit guter Manier wegbringen.

9) Montag. Dem Zurbaran würde ich leicht einen guten Platz verschaffen, es ist aber ein anderer Umstand, der mir zu schaffen macht. Es macht sich schlecht, daß zwei Bilder über der Thür, die man vom Kuppelsaal aus sieht, sich in den Platz theilen, keines in der Mitte über derselben sich befindet. Das muß anders werden, aber wie? Da ich nicht alles durcheinander mischen, also nur mit wenig Bildern wirthschaften kann, so fragt es sich, ob ich einen guten Ausweg finde. Ich muß diesen Ausweg mit Hülfe der Schemas ausfindig zu machen suchen. Inzwischen wird in dem Rubenssaal mit der Aufstellung fortgefahren, und ich finde diese am Abend vollendet, und zwar ganz zu meiner Zufriedenheit.


  1. Richtiger Maria Magdalena.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/25&oldid=- (Version vom 10.6.2024)