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eingereicht und jeder Compagnie das völlige Traktament danach abgestattet werden möge, damit jeder Kapitän zufolge der erhaltenen Ordre anstatt derjenigen Feuerwerker und Kanoniere, so Se. Exc. sowohl auf ihr Anhalten dimittirt als auch bei dero angeordneten Riforma ausgemustert, andere tüchtige Mannschaft wiederum angeworben, bis zur Musterung unterhalten und dieselbe in der Artillerie auch gebührend unterweisen könnte, zu welcher Unterweisung sie gleichergestalt um die Munition aus dem Hauptzeughause unterthänigst ansuchen;

2. daß ihnen ein Stück nebst etwas Pulver und Kugeln aus dem Hauptzeughause überwiesen werde, damit sie ihre alte und neuzuwerbende Mannschaft theoretisch und praktisch ausbilden könnten;

3. werden Se. Exc. um Bescheid und Rsolution angesucht, auf welche Art und Weise die Kapitäns von den jetzt dimittirten Leuten, die sie auf eigene Kosten angeworben, ihre Satisfaktion suchen und ob ihnen nicht erlaubt, die Vermögenden zu Anschaffung eines anderen tüchtigen Mannes oder zu Restituirung des Werbegeldes anzuhalten;

4. Weil bisher die Beimontur nebst der Leibesmontur bei der Kriegs-Casse decontiret und innebehalten, auf die Mannschaft aber das allerwenigste wieder angewendet worden, dahero auch erfolget, daß die Leute so mal habil sich aufführen, ja vielmal aus Mangel an Schuhen und Strümpfen ihren Dienst nicht versehen könnten, so bitten die Kapitäns es dahin zu disponiren, daß der Abzug sothaner Beimontur ihnen hinfort selbst concediret oder doch von dem bisher abgegangenen quanto ihnen so viel ausgeantwortet werden möchte, damit sie die Anschaffung mehrgedachter Beimontur beobachten und die nackend gehenden Leute damit versorgen könnten;

5. Beziehen sich ermeldete Kapitäns auf ein douceur, so Se. Exc. ihnen zu nöthigen Schreibmaterialien, item zur Reparatur der Spiele und Gewehre vormals und zwar für jeden Mann monatlich 6 Pf. gnädig promittirt, um deren Continuation und fernere Passirung sie nochmals für die neuanzuwerbende Mannschaft bitten;

6. Remonstriren dieselben, nachdem die Löhnungen nebst dem Brode nunmehr bei angeordnetem völligen Traktament cessiret, daß der Mannschaft nicht möglich sei, so lange zu subsistiren, bis mit Ausgang des Monats die gänzliche Auszahlung erfolgte, und bitten daher in Gnaden zu erhoffen, daß ihnen der noch restirende Monat August 1706 gleichsam auf jetzigen und künftigen Monat par avance zum Erhalt bedeuteter Mannschaft aus der Kriegs-Casse bezahlt werden möchte, da die gewöhnliche Liste darüber auch bereits an das Hohe Geh. Kriegs-Raths-Collegium dahin signirt und unterschrieben worden.

Eine Resolution darauf ist nicht vorhanden. Indessen sind viele Mannschaften bis Ende des Jahres ausgemustert worden.

II. Die Roßpartei, welche die Stelle unserer heutigen Trainbataillone einnahm, bestand laut einer Bestandsliste vom 29. Juni 1705 aus: 1 Equipage-Kapitän, 1 Equipage-Leutnant, 1 Proviantmeister, 1 Oberwagenmeister, 1 Oberschirrmeister, 4 Unterwagenmeistern, 1 Roßarzt, 25 Schirrmeistern und 290 gemeinen Knechten. An Königl. Pferden wurden aufgeführt: 867 Pferde für die Artillerie und Munition der Infanterie, 90 PFerde für 8 Schiff- und 7 Requisitenwagen für Schiffbrücken, 234 Fuhrmannspferde und 145 Offiziers- und Marketenderpferde.

Mit dieser Roßpartei, welche hauptsächlich für die nach dem Elsaß ausmarschirenden Truppen bestimmt war, sollte Hauptmann Mylius auf dem „Sande“ bei Dresden, zwischen der Neustadt und der Haide, kampiren. Er erstattete darauf einen Bericht, in dem er sagt: Da er gegen 900 Pferde habe und dazu nur 290 Knechte, so mangelten ihm wenigstens noch 160 Knechte, um deren Gestellung er bitte; außerdem mache er darauf aufmerksam, daß er in dem tiefen Sande keinen Kampirpfahl einschlagen könne, die Pferde daher meistens frei herumliefen und Schaden nehmen könnten, auch würde ihnen durch den Wind der feine Sand in die Augen und Ohren getrieben. Die Pferde, von denen schon viele in der Druse lägen, würden noch weiter erkranken, er könne die Verantwortung hierfür nicht übernehmen. Es wird darauf befohlen, daß der Equipageleutnant in den Spreewald entsendet werden, um dort gute Weideplätze für die Pferde auszusuchen. Mehrere Schirrmeister werden aber außerdem nach Stolpen, Dippoldiswalde, Frauenstein und Lommatzsch geschickt, um zu erforschen, ob sich dort günstige Gelegenheiten zur Unterbringung der Pferde finden würden.

Am 5. September 1705 rückte die Roßpartei in einem Bestande von 382 Knechten und 982 Pferden mit dem mobilen Korps nach dem Elsaß zur Belagerung von Hagenau ab. Hierbei muß bemerkt werden, daß die Offiziere der Artillerie sehr reich mit Pferden ausgestattet wurden: ein Major 9, Hauptmann 6, Quartiermeister 4, Premierleutnant 3, Sousleutnant und Stückjunker 2 Pferde etc. Gleich nach dem Ausmarsche wurden abermals, und zwar für den nordischen Krieg, Truppen mobil gemacht und wieder Pferde angekauft. Der Preis, der damals gezahlt wurde, schwankt nach einer Einkaufsliste zwischen 17 und 30 Thalern.

Im Januar 1706 hat der General Graf Wackerbarth diese Roßpartei inspizirt und schreibt darüber unter dem 28. Januar: Mit der größten Bestürzung habe er wahrnehmen müssen, wie sich bei der Musterung die Stückknechte

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/246&oldid=- (Version vom 21.7.2024)