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IX. Jahrgang   1900    Nr. 2.


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Verfassung des Hauptzeughauses in Dresden zu Anfang des 18. Jahrhunderts.
Von Generalmajor z. D. Ernst Freiherrn von Friesen.

Das Hauptzeughaus in Dresden wurde in den Jahren 1559 bis 1563 vom Kurfürsten August in der Nähe des später eingegangenen Elbthores erbaut. Es konnte in damaliger Zeit als ein prachtvolles Gebäude gelten und wurde von den Nachfolgern des Erbauers in einen so vorzüglichen Stand gesetzt, daß der Kaiser Matthias, der es im Jahre 1617 besuchte, ihm seine volle Anerkennung aussprach. In späterer Zeit sorgten namentlich die Kurfürsten Johann Georg II. und III. für dessen Vervollkommnung; letzterer stellte die meisten der 1683 vor Wien erbeuteten Trophäen darin auf. Auch unter Friedrich August I. (dem Starken) wurde es bedeutend erweitert, sein Nachfolger Friedrich August II. aber gestaltete es gänzlich um; er ließ durch den Generalmajor von Fürstenhof das alte Gebäude 1740 fast ganz abtragen und ein neues Stockwerk aufsetzen, was 18.000 Thaler kostete. 1879 hörte es auf Zeughaus zu sein, da sein Inhalt in das neu erbaute Arsenal übergeführt wurde.

In der älteren Zeit war ein sehr wichtiger Posten der des Obersthaus- und Landzeugmeisters. Man verstand unter dieser Bezeichnung den Chef und Oberkommandanten sämmtlicher Zeughäuser, Festungen und festen Häuser im Lande mit deren gesammtem lebenden und todten Material, d. h. Personal und Inventar. Sein Rang wechselte in den verschiedenen Zeiten vom Oberstleutnant bis zum Generalleutnant und es wurden ihm zuweilen, wenn er eine hohe Stellung in der Armee einnahm, noch weit höhere Befugnisse eingeräumt, als die angegebenen, z. B. das Kommando über die gesammte Haus- und Feldartillerie des Landes, die Oberinspektion über das Ingenieurwesen u. s. w.

Dem ersten Obersthaus- und Landzeugmeister begegnen wir 1540-1555, also noch bevor das Hauptzeughaus erbaut wurde, in der Person des von Wirand gen. Vogt, dem in ununterbrochener Reihe andere folgten, bis in der Zeit, von der hier die Rede sein soll, im Jahre 1705, der Generalmajor August Christoph Graf von Wackerbarth hierzu ernannt wurde, der die Stelle bis zu seinem Tode – er starb als Generalfeldmarschall am 11. Oktober 1734 in Dresden – bekleidete.

Ueber das zum Hauptzeughause gehörige Personal giebt uns eine Musterrolle vom Jahre 1705 Aufschluß, also dem Jahre, in welchem Graf Wackerbarth das Kommando übernahm:

1 Obersthaus- und Landzeugmeister (Graf Wackerbarth), 1 Oberzeugmeister (Oberst Joh. Gottf. Schmidt), 1 Zeughauptmann, 1 Oberzeugschreiber, 3 Oberzeugwärter, 1 Zeugwärter, 1 Oberfeuerwerksmeister, 1 Auditeur, 1 Artillerie-Sekretär, 1 Artillerie-Schreiber, 1 Stückgießer, 1 Stückvorschneider, 1 Mechanikus, 1 Pulvermacher, 1 Kronknecht, 2 Kohlenknechte, 1 Zeltschneider, 12 Handlanger oder Schneller, 1 Thorwärter im Zeughause, 1 Thorwärter im Zimmerhof; im Wagenhaus: 1 Schirrmeister, 2 Wagenknechte; zu den Gefangenen: 1 Profos, 2 Steckenknechte; bei der Haus-Artilleriekompagnie: 1 Premierleutnant, 1 Zeugdiener, 1 Zeugwärter, 1 Fourier, 1 Feldscheer, 2 Tambours, 1 Feuerwerksergeant, 12 Feuerwerker, 2 Sergeanten, 4 Corporale, 21 Büchsenmeister, 9 Werkleute, 6 Minirer, darüber 60 Büchsenmeister aus der Bürgerschaft.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/244&oldid=- (Version vom 19.7.2024)