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Rügen des seligen Professors Anton Krüger besonders betroffen wurden. Die Professoren Nicolai und Heine wurden aufgefordert, zuerst diese Abschnitte durchzunehmen und ihre Meinung darüber schriftlich auszusprechen. Die betreffenden Akten zirkuliren nun bei den übrigen Mitgliedern ...

7) Dienstag ... Nachmittag schreibe ich an Quandt eine Erwiderung auf seinen Brief[1]. Ich sage ihm ganz offen, daß ich in Betreff der Bewilligung für Giese nicht seiner Meinung bin ... Abends sind wir mit Frankl[2] allein. Mit letzterem verstehe ich mich sehr gut. Ich nehme Gelegenheit, ihm meinen alten Aufsatz, den ich in der Menterschwaig vor vielen Jahren vorgetragen habe[3], mitzutheilen. Es wird mir dabei recht klar, woran es hier im Kunstleben fehlt. Es fehlt an ganz anderen Dingen als den Lumpereien, über die Quandt lamentirt.

8) Mittwoch ... Den gestern an Herrn von Quandt geschriebenen Brief sehe ich diesen Morgen noch einmal durch und expedire ihn. Einiges, was er mehr zwischen den Zeilen als in denselben lesen wird, wird ihm nicht recht sein. Da kann ich aber nicht helfen ... Im Museum finde ich nun auch den Ghirlandajo bis auf weniges vollendet. Das Bild steht aber auf einer niedrigeren Stufe als der Filippino, der Lorenzo di Credi und der Raffaellino del Garbo. Ich freue mich, dem König diese Bilder zu zeigen ...

9) Donnerstag ... Museum. Der Baronet Sir John Murray Naesmyth begegnet mir auch heute in den Gemäldesälen. Er sagt mir, daß er sehr befreundet mit Bunsen ist und denselben jetzt in Heidelberg besuchen wird. Der Baronet macht mich aufmerksam, daß das Pastellgemälde 1961 [von Rosalba Carriera] den Kardinal von York nicht vorstelle; er meint, es sei eine Verwechselung vorgefallen; das Bild 1971, das als das Porträt des Clemens August, Kurfürst von Cöln, Prinz von Sachsen [richtiger: Bayern], bezeichnet sei, stelle den Kardinal von York vor. Diese angebliche Berichtigung dürfte doch noch besser zu begründen sein ...

11) Samstag ... Zusammenkunft mit Bendemann ... Bendemann liest einen Brief Hübners aus Manchester vor, in welchem ein ausführlicher Bericht über die daselbst aufgestellten Kunstwerke enthalten ist. In Betreff der Magdalena des Lord Ward[4] gehen unsere Meinungen aus einander. Ich halte sie für eine Copie des Allori und ziehe die unsere vor ...

13) Montag ... Heute Abend kommt der König von seiner Reise zurück. Ich mache mich nun an die Abschrift meines Berichts über die Aufstellung der Holbeinschen Maria ...

14) Dienstag ... Im Atelier sucht mich Herr Clauß[5] auf, welcher die Zeichnung zu der Vase für den Minister Behr wünscht, da er für die Illustrirte Zeitung einen Artikel darüber zu schreiben beauftragt ist. Im Museum finde ich den spanischen Hofmaler Jose Galofre (Madrid, calle del Sorda 43), welchen mir Papperitz schon gestern daselbst vorstellte. Galofre meint, daß das Porträt, welches früher als Van Dyck galt, von Quandt aber dem Roelas zugeschrieben wurde (No. 580), wirklich von letzterem herrühre. Dagegen meint er, daß die Konzeption der heiligen Jungfrau, die in London als Roelas gekauft wurde (No. 579), demselben nicht zuzuschreiben sei, sondern von Franc. Pacecho, dem Meister des Velasquez, herrühre ...

15) Mittwoch ... Schirmer hat den Kopf von Lorenzetti restaurirt und ist jetzt bei dem heiligen Crispinus von Perugino, der von Würmern arg heimgesucht worden. Die Löcher sind nun bereits gut verkittet, und da hoffentlich keine lebenden Würmer mehr im Holze sind, so wird das interessante und ohne allen Zweifel echte Köpfchen nun gesichert sein. Die Malerei ist, was den Kopf betrifft, gut erhalten ...

18) Samstag ... Museum. Ich entwerfe nach dem Bilde des Albano „Diana und Aktäon“ das Gemälde für die große Vase, welche zur Ausstellung nach Wien bestimmt ist ... Geh. Rath Carus hat mich für den Abend einladen lassen. Ich finde den Geh. Rath Varnhagen von Ense, Gemahl der berühmten Rahel, den ich gestern schon im Museum sah und ein wenig kennen lernte, ohne zu wissen, wer er sei. Außer diesem waren Professor Hettner, Hofrath Klemm, Grahl, der alte Oppenheim, Peip und Rietschel zugegen. Carus las Einiges aus seinen „Betrachtungen“ über Gemälde unserer Galerie vor, und zwar über drei Bilder von Ferd. Bol und die beiden Claude’s. Geistreich ist Carus, das muß man ihm lassen.



Die früheste dichterische Schilderung Dresdens

findet sich in der von Günther Strauß in Versen abgefaßten „Wahrhaftigen neuen Zeitung von dem Abgott zu Meißen und seinem Nachbarn, dem schwarzen Herrgott zu Dresden“, einer im Jahre 1539 gedruckten protestantischen Spottschrift auf die Heiligsprechung des Meißner Bischofs Benno. Das Gedicht behandelt den neuen Heiligen als ein Seitenstück zu dem „alten Abgott“ in der Kreuzkirche zu Dresden, einer von Alters her vielverehrten Figur des Gekreuzigten, die, angeblich mit Menschenhaut überzogen,


  1. In Schnorrs nachgelassener Korrespondenz nicht erhalten.
  2. Joseph Frankl aus Wien, ein in jungen Jahren verstorbener Schüler Schnorrs.
  3. Abgedruckt in Hermann Riegels „Kunstgeschichtlichen Vorträgen und Aufsätzen“ (Braunschweig 1877) S. 234 ff.
  4. S. oben unter dem 3. Juni 1854.
  5. Carl J. E. Clauß, Kunstschriftsteller, später Inspektor am Königl. Grünen Gewölbe, zuletzt Direktor der Königl. Porzellansammlung.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/242&oldid=- (Version vom 17.8.2024)