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gehört, in Rietschels Hände gelegt wird. Rietschel wird unserer nächsten Sitzung beiwohnen, da er über viele Punkte allein Auskunft geben kann. Es wird nun Ernst in der Sache ...

22) Freitag ... Nachmittag 5 Uhr Sitzung des akademischen Raths. Ein Erlaß des Ministeriums des Innern eröffnet uns, daß es der Meinung sei, dem akademischen Rath in Zukunft ein Stimmrecht in Bausachen der Stadt Dresden zu gewähren. Zunächst ergeht eine Aufforderung an denselben, ein Paar Kommissäre zu ernennen, welche sich der Kommission zur Prüfung der neuen Stadtbaupläne anzuschließen haben. Es werden die Kollegen Nicolai und Rietschel gewählt. Nach Erledigung noch anderer Angelegenheiten verschreitet man zur Ernennung eines neuen Inspektors (an die Stelle des verstorbenen Krüger) und eines neuen Professors für den Gypssaal. Das Inspektorat erhält Heine, der dasselbe schon längere Zeit verwaltet hat, die Professur erhält Gonne ...

24) Sonntag. In der letzten Sitzung des akademischen Rathes war unter anderem auch ausgemacht worden, daß die im Namen desselben von Hübner verfaßte Petition wegen jährlicher Gewährung von 5000 Thalern für Kunstzwecke dem Herrn Minister von Beust durch eine Deputation des akademischen Rathes überreicht und empfohlen werden solle. Hübner, Rietschel und ich werden als Deputations-Mitglieder ernannt. Heute morgen um 10 Uhr überreichen wir dem Herrn Minister die Petition und bitten um Unterstützung derselben ...

26) Dienstag. Die Aufzeichnung „Jesus unter den[WS 1] Lehrern im Tempel“ wird am Vormittag noch einmal durchgesehen und am Nachmittag Obermann zum Schnitt übergeben ...

28) Donnerstag ... Der Herr Minister von Zeschau beauftragt mich, den nun vollendeten Saal in der oberen Etage des nordöstlichen Eckpavillons der Zwingergebäude amtlich zu übernehmen ...

29) Freitag ... Museum. Gruner zeigt mir einen neuen, in den Maßen reduzirten Entwurf seines Einrahmungsprojektes für den Holbein. Gruner selbst verläßt nur mit Widerstreben den ersten Entwurf; ich halte aber den zweiten für den geeigneteren und den von den Kommissionsmitgliedern aufgestellten Forderungen entsprechenderen, so daß mein Bericht auf die Wahl dieses letzten Projektes hinzulenken suchen wird ... Der Herr Minister eröffnet mir, daß die Steinla’schen Sammlungen für den geforderten Preis gekauft sind und in den nächsten Tagen von den betreffenden Direktoren übernommen werden sollen ...

31) Sonntag. Pfingsten ... Ich lese heute erst zwei gestern angekommene Briefe von Schlotthauer und Thaeter. Schlotthauers Brief kam mit den Farben für die katholische Kirche. Er sagt darin Folgendes: „Was Deine Bemerkung bezüglich der Erfindung dieser Malerei betrifft, so übergehe ich dieselbe hierbei und denke, man muß auch angethanes Uebel ertragen können, weniger um des willen, der es aus schmutzigem Eigennutz veranlaßt, als vielmehr um eines alten Mannes willen, der sich stets einen guten Namen (Fuchs) erhalten hat, aber in Folge einer Schwäche von ehrsüchtiger Eitelkeit von dem Schelm Reinecke, der von weiterer Verpflichtung enthoben sein wollte, sich hintergehen ließ.“ Diese Abschrift ist nicht buchstäblich getreu, aber gewiß sinngetreu, welches jeder finden wird, der Schlotthauers nicht ganz exakt geschriebenen Brief vergleichen könnte mit meinem Auszug. Wie die beiden Namen Fuchs und Reinecke zu nehmen sind, wird der Eingeweihte verstehen ...

Juni.

2) Dienstag ... Schirmer hat den heiligen Hieronymus von Rubens No. 791 in der Arbeit. Der Löwenkopf hat durch ein Loch, das in früher, uns nicht bekannter Zeit durchgestoßen worden ist, sehr gelitten. Mit Hilfe eines sehr schönen, gezeichneten Studiums nach einem wirklichen Löwenkopf restauriren wir die Bestie. – Direktorialversammlung des Kunstvereins. Es liegt nichts Wichtiges vor. Mir macht es aber große Freude, daß dem armen Gille eine Zeichnung, die übrigens wirklich vortrefflich ist, abgekauft wird um die von ihm geforderte Summe ... Ich beginne heute wieder eine Aufzeichnung: „Die Versuchung Christi“.

5) Freitag ... Im Museum betrachte ich mir mit Schirmer die Steinla’schen Bilder genau. Die Hälfte davon bereichert unsere Sammlung wesentlich, die andere Hälfte könnten wir entbehren, doch bietet auch diese manches werthvolle Bild ...

6) Samstag ... 12 Uhr Galerie-Kommission ... Inspektor Schirmer hat den heiligen Hieronymus von Rubens 791 oder vielmehr seinen schlafenden Löwen, der sehr beschädiget ist, ziemlich wieder in Ordnung gebracht. Nur eine der Tatzen, von der man nicht weiß, ob sie die innere oder die äußere Seite zeigt, macht noch zu schaffen. Ich zeige den Kollegen Gruners neuesten Entwurf (Rietschel hat ihn schon gestern bei mir gesehen). Man findet ihn sehr zum Vortheil verändert, und ich denke, man wird sich beruhigen, wenn er zur Ausführung kommt ... Gegen 5 Uhr begebe ich mich nach Neustadt in die katholische Kirche, wohin ich durch Schönherr bestellt war, um den in der Chornische befestigten Christus zu sehen ... Die Figuren werden eine schöne Wirkung machen namentlich gleich beim Eintreten in die Kirche ...

7) Sonntag ... Gestern Abend erhielt ich auch einen sehr freundlichen Brief des Erbprinzen von Sachsen-Meiningen aus London, wo derselbe sich jetzt noch befindet.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: doppelt den
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/239&oldid=- (Version vom 17.8.2024)