Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/216

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

sie mit dem dunkelblauen Himmel abschneiden, scheinen mir etwas zu scharf zu seyn, obwohl ich mich auch hier gerne bescheide, daß die grelle Färbung des südlichen Himmels hier auch einen Unterschied hervorbringen kann. Der kräuterreiche im Schatten gehaltene Vorgrund links scheint mir etwas zu wenig Haltung zu haben, der entferntere Theil desselben weicht nicht gehörig zurück. So dünkt mir auch der aus diesem Vorgrunde emporwachsende Feigenbaum etwas zu flach gehalten, das Laub wölbt sich nicht gehörig, und der Baum sieht dadurch einem aufgeklebten Papierschnitzwerke etwas ähnlich. Als vorzüglich gelungen muß ich doch das einfallende Licht auf den Gräsereyn des rechten Vorgrundes nennen, so wie überhaupt diese Parthie nicht zu wünschen übrig läßt. Ich freue mich sehr, lieber Oehme, bald wieder etwas, von Ihrer Arbeit zu sehen, und Sie bald selbst im Vaterlande wieder zu besitzen, dem Sie gewiß Ehre machen werden. Ich gehe jetzt mit der Idee um, auf einer kleinen Besitzung die ich jetzt in der Nähe von Dresden gekauft habe, eine Gallerie vaterländischer Aussichten aufzustellen, und rechne dabei vorzüglich auf Sie, worüber ich das Weitere bei Ihrer Rückkehr mit Ihnen besprechen werde. Schon habe ich einen jungen hoffnungsvollen Künstler, Goldstein, welcher wahrscheinlich auch in diesem Jahre eine Reise nach dem Süden unternehmen wird, für diesen Plan gewonnen, und besitze bereits von ihm eine recht gelungene Ansicht des Schlosses Kriebstein. Leben Sie wohl, lieber Oehme, fahren Sie in Ihrem löblichen Fleiße fort, und seyn Sie versichert, daß ich mir die Erfüllung Ihrer Wünsche werde angelegen seyn lassen.

Ihr ergebenster
Friedrich August, H. z. S. 
Dresden, den 9ten März 1825.


Aus Julius Schnorrs Tagebüchern.

XIV.

1857.


April.

14) Dienstag. Ein flüchtiger Entwurf, den ich zu der mir aufgetragenen Zeichnung mache, scheint Lebensfähigkeit zu haben. Ein Blick auf die Vase, welche das Bild aufnehmen soll, zeigt mir die Nothwendigkeit, in der Zahl der Figuren mich zu beschränken und einige hübsche Motive aufzugeben, die ich mir ausgesonnen hatte.... Um 3 Uhr bei Graf Baudissin zum Mittagsessen. Präsident Rönne, Geheimer Rat von Ammon, Bürgermeister Hertel (des seligen Schulz[1] Schwager), Direktor von Weber[2] sind noch [außer Hettner und Nicolai] zugegen, und die Unterhaltung ist, wie gewöhnlich in diesem Hause, sehr lebhaft....

15) Mittwoch.... Brief an Rahn als Einlage des Schreibens vom Sekretär des Kunstvereins, in welchem das angebotene Blatt fürs Erste abgelehnt wird. Mein Brief ist dahin gerichtet, Rahn jede Hoffnung zu benehmen, mit dem hiesigen Verein ein Geschäft mit seinem Stich zu machen, wie denn in der That durchaus keine Aussicht dazu vorhanden ist.... Von Schönherrs Wohnung begebe ich mich nach Neustadt zu Frau von Quandt, um ihr zu sagen, daß sie dafür sorgen müsse, daß ihr Mann 1/2 12 Uhr die Hosen anhabe, weil der Minister kommen werde; daß sie um 1 Uhr essen müsse, damit die Deputation des akademischen Raths um 2 Uhr Herrn von Quandt bereit finde, ihre Gratulation anzunehmen, und daß sie das Hinterthürchen des Gartens öffne, damit der Fackelzug nebst Musikkorps von der Elbseite in den Garten gelangen könne....

16) Donnerstag. Heute also ist die Nach- und Hauptfeier des Quandtschen Geburtstages. 3/4 2 Uhr hält Geheimer Rath Kohlschütter an der Terrasse, und Rietschel, Nicolai und ich, welche ihn daselbst erwarteten, steigen in seinen Wagen ein, um uns in Quandts Wohnung zu verfügen. Inzwischen erfahren wir, daß der Herr Minister von Beust nach 12 Uhr bereits Herrn von Quandt das Komthurkreuz des Albrechtordens persönlich überreicht hat.... Um 5 Uhr kommen eine große Anzahl Bauern von Quandts Gütern und bringen ihm einen silbernen Pokal. Um 8 Uhr begebe ich mich nochmals in Quandts Wohnung, um das Fackelständchen mit anzusehen und zu hören. Der Abend konnte nicht schöner sein für das Vorhaben. Der Himmel war bedeckt, deshalb dunkler, als er bei Sternenlicht gewesen sein würde. Kein Lüftchen rührte sich. Als ich über die Brücke ging, sah ich das Dampfschiff nahen, welches die Künstlerschaft und das Musikkorps von der Terrasse abholte. Quandt war bereits am Fenster, als ich zu ihm kam. Bald sahen wir den Fackelzug sich von der Akademie aus gegen die Brücke zu bewegen. Bei dem Herabsteigen an der Freitreppe und dem Herabziehen zu dem Landungsplatz erinnerte das Feuer der dicht gedrängten Fackeln an den sich ergießenden Lavastrom. Das Goldlicht der Fackeln nahm sich im Gegensatz zu dem Silberlicht der Gasbeleuchtung sehr schön aus. Mit Musik setzte sich das Dampfschiff in Bewegung und landete in der Nähe der Pontonschuppen. Endlich kam der stattliche Zug heran. Tausende von


  1. Vergl. 18. April 1855.
  2. Direktor des Hauptstaatsarchivs Karl von Weber.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/216&oldid=- (Version vom 4.7.2024)