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(seit 1836) König Friedrich August II. Er hegte für die Kunst die gleiche aufrichtige Liebe wie für die Natur. Das Landschaftszeichnen, für das er von Jugend auf viel Begabung zeigte, gehörte sein Leben lang zu seinen Lieblingsbeschäftigungen: auf den vielen Reisen war das Skizzenbuch sein treuer Begleiter, und noch am Tage vor seinem Tode (9. August 1854) hat er in Tyrol Landschaften gezeichnet. – Um sich in schöner Umgebung ein eignes friedliches Heim herzurichten, kaufte der Prinz im Jahre 1824 den früher der Familie von Zezschwitz gehörigen Weinberg oberhalb Wachwitz, ließ dort nach eignen Angaben ein Landhaus und eine Kapelle erbauen und schuf sich prächtige Gartenanlagen, zu deren Erweiterung 1827 das Rittergut Wachwitz mit Niederpoyritz und später noch andre Nachbargrundstücke hinzuerworben wurden. Auf diesem idyllischen Landsitze gedachte er seine Mußestunden mit dem Studium der Natur, besonders der Botanik, und im Genusse der Kunst zu verbringen. Dort wollte er sich mit einer Galerie vaterländischer Landschaften umgeben, zu deren Herstellung er mehrere junge Künstler ausersehen hatte. Den Anfang dazu machte 1825 eine Ansicht des Schlosses Kriebstein von Johann Theodor Goldstein (geb. in Warschau 1798), einem tüchtigen Landschafts- und Architekturmaler, der sich in Italien bildete und später in Dresden niederließ. Zahlreiche weitere Beiträge hat dann Oehme geliefert. Neben dieser Galerie von Oelgemälden brachte der kunstsinnige Fürst noch eine reiche Sammlung kleiner aquarellirter Städte- und Landschaftsbilder aus Sachsen zusammen. Alle Punkte, die ihm auf seinen Reisen durch das Land bemerkenswerth erschienen, ließ er in den Jahren 1833 bis 1854 durch die Maler Franz Täubert und Traugott Faber, manche auch durch den Theatermaler Anton Arrigoni aufnehmen: von diesen kleinen Wasserfarbenbildern (im Maßstabe von 10 x 15 cm) sind nicht weniger als 1632 Blatt noch vorhanden, und zwar 1121 Blatt sächsische Städte- und Landschaftsbilder in 20 Bänden und 511 Blatt Ansichten sächsischer Kirchen in 7 Bänden. Die sehr sauber und genau ausgeführten Bildchen haben für die heimathliche Ortskunde hohen Werth. Dresden ist darin allein mit 40 Blatt, die Umgegend mit 75, Pillnitz und Umgebung mit 44 und das Weißeritzthal mit 69 Blatt vertreten. Von merkwürdigen alten Baulichkeiten in Dresden fertigte ihm außerdem F. A. Kannegießer zahlreiche Abbildungen, die 1896 zum Theil in einer Mappe des Geschichtsvereins als „Erinnerungen aus dem alten Dresden“ veröffentlicht worden sind. Aber auch über die Grenzen Sachsens hinaus stellte der Fürst seine Aufgaben: Goldstein und Oehme malten ihm neben den sächsischen auch italienische und schweizerische Landschaften, später Robert Kummer solche aus Dalmatien und Montenegro. Außerdem wurde der Thiermaler F. W. Wegener mit Aufträgen bedacht, und selbst die Monumentalmalerei fand Förderung, indem Eduard Bendemann mit der Ausschmückung der Säle des Residenzschlosses betraut ward. Aber nicht der Malerei allein, fast mehr noch der Griffelkunst wandte der Fürst seine Theilnahme zu: er war ein großer Freund und ausgezeichneter Kenner von Kupferstichen und legte davon eine reichhaltige Sammlung an, die seiner Zeit zu den bedeutendsten in Deutschland gehörte [1].

Unter den Künstlern, denen Friedrich August seine Gunst schenkte, stand ihm Ernst Ferdinand Oehme am nächsten. Er war am 23. April 1797 in Dresden als der Sohn des kurfürstlichen Generalaccis-Revisors. Gustav Adolf Oehme, der auf der jetzigen Johannisstraße wohnte, geboren und arbeitete bis in sein zwanzigstes Jahr als Schreiber. Der bekannte Kunstfreund von Quandt, der durch Proben seiner künstlerischen Begabung auf ihn aufmerksam geworden war, empfahl ihn dem Prinzen Friedrich August und dieser gewährte ihm die Mittel zu seiner Ausbildung in der Malerkunst. Oehme schloß sich Kaspar David Friedrich an, einem bedeutenden Landschaftsmaler, für dessen symbolistische Richtung man erst neuerdings wieder volles Verständniß hat. Die von ihm in den Jahren 1821 und 1822 ausgestellten Bilder fanden soviel Anklang, daß der Prinz sich entschloß, ihn zu einem mehrjährigen Aufenthalte nach Italien zu senden. In Rom, wohin er sich wahrscheinlich noch im Jahre 1822 begab, schloß er mit Ludwig Richter und Karl Peschel jenen schönen Freundschaftsbund, der die drei ausgezeichneten, innerlich ebenso reichen als äußerlich anspruchslosen Männer für das ganze Leben vereinte und ihnen in Künstlerkreisen den Scherznamen der „heiligen drei Könige“ eintrug. Oehme kehrte im Juni 1825 nach Dresden zurück; der Prinz gewährte ihm seitdem ein kleines Jahrgehalt. Der römische Aufenthalt hatte auf seine künstlerische Richtung keinen nachhaltigen Einfluß geübt, er neigte nach wie vor zum Stimmungsbilde, das er sehr poetisch zu gestalten wußte. Die meisten seiner Gemälde erwarb sein fürstlicher Gönner, der ihn 1846 zum königlichen Hofmaler ernannte; jetzt sind sie ebenso wie die große Kupferstichsammlung Eigenthum des Prinzen Georg. Unsre Gemäldegalerie besitzt von Oehme nur einen „Herbstabend im Großen Gehege“ aus dem Jahre 1830. Der treffliche Künstler ist dauernd in Dresden geblieben und hier am 10. September 1855 gestorben[2].


  1. J. Schladebach, Friedrich August II. Dresden 1854.– J. G. A. Frenzel, König Friedrich August als Kunstfreund und Kunstsammler. Dresden 1854.
  2. Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 24, S. 208 (H.A.Lier). Die Angabe, Oehme sei in Friedrichstadt geboren, ist nach Ausweis der Kirchenbücher unrichtig.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/214&oldid=- (Version vom 20.7.2024)