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einen mit Geländer versehenen Austritt besitzt. Es heißt in den Akten, daß der Platz, weil er dem Holländischen (Japanischen) Palais gegenüber liege, bisher nicht bebaut worden sei, um von dort nicht Aussicht zu beeinträchtigen, da jedoch nicht nur die Häuser an der Viehweide, sondern auch die am Ende des Lorbeergartens nach der Ostrabrücke zu stehenden Schuppen die freie Durchsicht bereits hinderten, so könne dieselbe durch das aufzuführende Haus weiteren Nachtheil auch nicht erleiden. Das Haus muß 1742 oder 1743 fertiggestellt worden sein, doch erhielt das Kammerkollegium erst unterm 18. August 1747 die Mittheilung, daß Chiaveri die ihm angewiesene Wohnung auf Lebenszeit oder so lange er sich in Dresden aufhalten werde, innehaben solle, eigenthümlich hat er das Haus nicht besessen und auch nach dieser Zeit nicht mehr lange bewohnt, da er schon 1749 Dresden verließ. Wegen des Hofraths von Beaussier war bereits durch Reskript vom 16. Mai 1744 die Bestimmung getroffen worden, daß nach seinem Ableben seine Wittwe und seine Tochter die Wohnung auf Lebenszeit inne haben sollten.

Nach Chiaveris Wegzug von Dresden bat der Kabinetsfourier Naumann, daß ihm die Hälfte des Hauses nebst Schuppen und der Hälfte des Gartens überlassen werden möge; diesem Gesuche wurde nach erfolgter Taxation stattgegeben und ihm die Hälfte des Grundstücks für den Preis von 2400 Thalern unterm 31. Januar 1750 überlassen [1].

Auch der Hofrath von Beaussier hatte 1753 Dresden verlassen, sich nach Frankreich zurückbegeben und war 1763 zu Baulaine in der Grafschaft Avignon gestorben. Die Naumann’sche Grundstückshälfte war inzwischen an den Oberstallmeister Julius Ferdinand von Trützschler verkauft worden und es wurde dem letzteren durch Reskript vom 1. Oktober 1764 auch die zweite Hälfte endgültig überlassen. Diese war nämlich am 20. April 1751 ebenfalls an Naumann verkauft worden, jedoch mit der Bedingung, daß sie ihm erst nach Ableben des Hofraths von Beaussier oder, wenn sie auf sonstige Art gänzlich frei würde, überlassen werden könne[2]. Später war das Grundstück als das Fasoldt’sche Haus bekannt, und im Jahre 1783 wurde es zum Sommerpalais des Prinzen Maximilian umgebaut[3].

An der Stelle des jetzigen Packhofes, bis zu den königlichen Ställen reichend, befand sich früher der „Ostraer Holzhof“. Er entstand in Folge einer im Jahre 1749 getroffenen mündlichen Anordnung des Konferenzministers Grafen von Hennicke, welche dahin ging, daß das aus den Dobrilugk-, Finsterwalde- und Liebenwerdaischen Gehölzen nach Dresden geschaffte Holz auf diesem Platze aufgestellt werden solle. Diese Einrichtung gestaltete sich zu einer bleibenden, und im Jahre 1750 wurde ein ordentlicher Holzhof dort eingerichtet, der nach der Elbe zu mit einer Mauer versehen und auf der nach der Schmelzmühle zu gelegenen Seite durch einen aufgeworfenen Damm abgegrenzt wurde [4].

Wie ein Plan von 1767 zeigt, führte von der Ostraallee aus durch das jetzige Stallgäßchen ein Weg zunächst nach dem Eingange zu den königlichen Ställen und von da aus in der Richtung der Stallstraße nach dem Holzhofe, denn von der Stadt her reichte die Kontre-Eskarpe des Festungsgrabens bis ziemlich dicht an die nach der Ostraallee zu gelegene Ecke der Stallgebäude. Dieser Weg ging dann zwischen den Ställen und dem Holzhofe hindurch nach der kleinen Packhofstraße und der Schmelzmühle. An der kleinen Packhofstraße befanden sich hinter dem Holzhofe und den Ställen schon damals einige Privatgrundstücke und zwar eins unmittelbar hinterm Holzhofe, eins an der linken Seite des Mühlgrabens (die Tabaksmühle), eins nach der Ostraallee zu (das jetzt noch etwas aus der Reihe hervortretende kleine Haus) und eins beim Eingange zum kleinen Gehege. Nach der Elbe zu lag die 1761/62 errichtete Gräflich Brühl’sche Ziegelscheune[5]. Weiter führte vom Ausfalle her, der sich beim jetzigen Hotel Bellevue befand, noch ein zweiter Weg nach dem Holzhofe und durch denselben hindurch ebenfalls nach der kleinen Packhofstraße. In der Nähe des Ausfalls lagen auch die zum Holzhofe gehörigen Gebäude: die Holzanweiser und Aufseherwohnung, Pferdeställe, Arbeits- und Zeugschuppen[6].

Im Jahre 1765 war der nach dem Stadtgraben zu gelegene Theil des Holzhofes an das Hofbauamt zur Anlegung eines Zimmerhofes abgetreten worden; dabei hatte man einen Theil des dort befindlichen Teiches zugeschüttet, der noch übrige Theil wurde 1767 vollends ausgefüllt[7]. Es ist dies jener Teich, der auf Blatt 2 der Kanalettomappe und Blatt 7, 10, 19 und 21 des Atlas zur Geschichte Dresdens zu sehen ist.

Durch Reskript vom 4. Juni 1828 wurde bestimmt, daß auf dem Ostraer Holzhofe mit Schluß des Monats der Holzverkauf an Privatpersonen gänzlich aufhören und künftig nur noch die in der untern Elbgegend zu erkaufenden harten Hölzer für den Hofstaat sowie die


  1. Bl. 51 flg. ebenda.
  2. Bl. 91 flg., 103, 107, 111, 118, 121b, 148 ebenda.
  3. Schumanns Lexikon von Sachsen. Bd. 2. S. 121.
  4. Rep. XIV. Sect. 16. Nr. 16. Bl. 141 flg., 144 und 151.
  5. Spec. Rescr. 1773. Nr. 508 und 1766. Nr. 103.
  6. Rep. XIV. Sect. 14. Nr. 214. BL 12.
  7. Ebenda Bl. 1 und Rep. VIII. Dresden. 354 und Rep. VIII. Dresden. 99.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/212&oldid=- (Version vom 18.7.2024)