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1688 kam er an die Ehefrau des General-Quartier- und Oberlandbaumeisters Johann Georg Starke, als Testaments-Erbin des genannten von der Sahla, und nach Ableben dieser letzteren an den Geheimen Rath von Beichlingen, von welchem ihn für den Preis von 3000 Thalern im Jahre 1700 der Kurfürst zurückerwarb, um eine Glashütte nebst Schleifmühle darin anzulegen[1].

Wegen des Betriebes dieser Glashütte wurde mit den drei Gebrüdern Fremel, welche bereits die Fabrikation bei der Glashütte in Pretzsch leiteten, ein Vertrag abgeschlossen, wonach dieselben an dem Gewinn Antheil haben sollten; die Oberaufsicht aber wurde dem kurfürstlichen Rathe Ehrenfried Walther von Tschirnhaußen übertragen. Die Gebrüder Fremel, deren Mutter eine Italienerin war, sind wahrscheinlich venetianische Glasmacher gewesen, denn Venedig nahm hinsichtlich der Glasfabrikation damals eine hervorragende Stellung ein. Gleichzeitig wurde auch zu Glücksburg im Kurkreise eine Glashütte errichtet, deren Betrieb ebenfalls die Gebrüder Fremel übernahmen[2].

Die Dresdner Glashütte sollte weniger zum Zwecke der Fabrikation gewöhnlicher Glaswaaren als zur Anfertigung großer Spiegel und seltener Stücke dienen, mit deren Herstellung man damals aber noch nicht genügend vertraut war, so daß es sich vielfach nur um Versuche handelte, an welchen sich Tschirnhaußen lebhaft betheiligte. Das Projekt zur Errichtung der Glashütte entstand bereits 1698, kam aber erst im Jahre 1700 zur Ausführung. Das Gebäude war 42 Ellen lang, 22 Ellen breit, 7½, Ellen hoch und mit einem hohen Dache versehen. Es war ein Bau von Fachwerk, mit Ziegeln ausgesetzt, nur auf einer steinernen Grundmauer ruhend. Die Baukosten betrugen nur 767 Thaler 5 Groschen 6 Pfennig[3].

Der Betrieb begann noch im Jahre 1700, doch wollte er sich in Folge der schon erwähnten Umstände nicht recht günstig gestalten, und zur Anfertigung größerer Stücke, namentlich großer Spiegel, kam es in den ersten Jahren nicht, es wurden vielmehr nur Trinkgläser, Karaffen, geschliffene und gemalte Bierbecher, Schalen und dergleichen gefertigt. Die Gebrüder Fremel waren verschiedener Differenzen halber im März 1703 vom Betriebe entfernt worden, und 1706 trat in Folge des Einfalles der Schweden vollständiger Stillstand in der Fabrikation ein. Zu Anfang des Jahres 1707 suchte man die Arbeiten wieder in Gang zu bringen, und das Kammerkollegium hielt es für besser, die Glashütte zu verpachten, als dieselbe wieder in staatlichen Betrieb zu übernehmen[4], doch verzog sich die Sache noch bis zum November 1709, von wo an der bei der Glashütte angestellte Buchhalter Julius Heinrich Meyer die Glashütten zu Dresden und Glücksburg auf sechs Jahre in Pacht nahm. Er sollte im ersten Jahre 800, im zweiten 900 und vom dritten bis sechsten Jahre 1000 Thaler Pachtgeld jährlich zahlen. Der vorhandene Vorrath an Glaswaaren blieb im landesherrlichen Besitz[5].

In der Nacht zum 31. August 1723 brannte die Glashütte ab und wurde bis zum Jahre 1725 neu aufgebaut[6]. Um sie wieder in Betrieb zu bringen, wurde eine Kommission ernannt, bestehend aus dem Kabinetsminister Grafen von Manteuffel, den Geheimen Räthen von Seebach und von Ponickau sowie dem Geheimen Rath und Vize-Bergwerksdirektor Grafen von Lesgewang. Die nöthigen Geldmittel wurden im Betrage von 2000 Thalern aus dem Ueberschusse der Meißner Porzellanfabrik der Kommission zur Verfügung gestellt. Das Arbeiterpersonal bestand damals aus 22 Personen, von denen fünf Glasschneider und ein Glasschleifer nicht in der Hütte selbst, sondern in ihren Behausungen arbeiteten[7].

Aller aufgewendeten Mühe und Mittel ungeachtet wollte die Glashütte doch nicht gedeihen und brachte nicht einmal so viel ein, daß die Arbeitslöhne davon gedeckt werden konnten, obwohl die wöchentlich erforderlichen zwei Schragen Holz unentgeltlich geliefert wurden. Man entschloß sich daher, die Glashütte von 1746 an wieder zu verpachten und zwar an den Oberstallmeister Wirklichen Geheimen Rath Grafen Hans Moritz von Brühl[8]. Der Pacht wurde auf zwölf Jahre abgeschlossen und das Pachtgeld betrug jährlich 30 Thaler. Die vorhandenen Glaswaaren wurden taxirt und vom Grafen Brühl zum großen Theil für die Summe von 1200 Thalern übernommen[9]. Man war sehr zufrieden, auf diese Weise 443 Thaler 18 Groschen jährlich für Holz, sowie die baulichen Unterhaltungskosten zu ersparen. Der geringe Pachtzins ist nicht als Begünstigung des Grafen Brühl zu betrachten, denn schon 1734 erbot sich ein Glasschneider Reinhold, die Glashütte für einen jährlichen Zins von 50 Thaler in Pacht zu nehmen, und hätte sie wahrscheinlich auch erhalten, doch hatte er sich später nicht weiter um die


  1. Kammer-Cop. 1684. Bl. 220. 254b – 259.
  2. Die Aufrichtung derer Glasmanufakturen zu Dresden etc. Vol. I. Loc. 1347. Bl. 1, 9, 19, 29.
  3. Glashütten zu Dresden etc. 1698. Loc. 7416. Bl. 1, 5 flg., 9b.
  4. Rep. IX. Sect. I. Nr. 4027. – Die Aufrichtung etc. 1700. Vol. I. Loc. 1347. Bl. 36 flg.
  5. Rep. XII. Nr. 157.
  6. Die Aufrichtung der Glasmanufaktur zu Dresden etc. Vol. I. Loc. 1347. Bl. 222.
  7. Rep. XII. Nr. 160a. Bl. 1 flg. 13.
  8. Es war dies der ältere Bruder des Premierministers Grafen Brühl.
  9. Die Spiegelfabrik zu Friedrichsthal etc: Vol. III. Loc. 1347. Bl. 71. Coll. Schmid, Amt Dresden. Vol. V. Nr. 143.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/210&oldid=- (Version vom 18.7.2024)