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wurde 1833 hergestellt, doch hatte sich schon seit längerer Zeit ein Durchgang für Fußgänger an ihrer Stelle befunden, der aber nur am Tage geöffnet war. Der Durchbruch der Trabantengasse, die bis dahin eine Sackgasse bildete, erfolgte 1842[1].

Etwas in Dunkel gehüllt ist die Geschichte der Erbauung des Silberhammers. Die Dresdner Münze wurde nämlich im Jahre 1556 errichtet und die dazu nöthigen Geräthschaften der Münze in Annaberg entnommen[2]. Ursprünglich scheint der ganze zur Münze gehörige Betrieb in dem bei der Elbbrücke gelegenen Münzgebäude, welches bei Erbauung der katholischen Kirche beseitigt wurde, vereinigt gewesen zu sein. Die Wasserkraft lieferte die Kaitzbach; da diese in trockenen Zeiten nicht genügte, wurde sie im Jahre 1621 durch Anlegung eines Teiches bei dem Dorfe Mockritz verstärkt [3]. Dieser Teich, deshalb der Münzteich genannt, war 400 Ellen lang, 200 Ellen breit und 8 Ellen tief.

Ueber die Erbauung des Silberhammers haben sich außer einem Befehl vom 29. Juli 1622, der dessen Errichtung „in der Schmelz“ anordnet, keinerlei Nachrichten gefunden, und es läßt sich nur vermuthen, daß damit der in der Ostraallee gelegene Silberhammer gemeint ist[4]. Der Münzmeister Hans Jacob sagt zwar in einem Schreiben vom 8. November 1624, worin er ausführlich über verschiedene die Münze betreffende Angelegenheiten berichtet, daß er wegen des neuen Verfahrens beim Gießen des Silbers von den drei vor dem Wilsdruffer Thore befindlichen Silberhämmern nur allein das Ziehwerk gebrauchen könne[5], doch ist nicht anzunehmen, daß es außer dem 1622 errichteten Silberhammer noch zwei andere selbstständige Silberhammergebäude gegeben habe, vielmehr scheinen mit den vor dem Wilsdruffer Thore befindlichen Mühlen und anderen Werken auch Vorrichtungen zur Bearbeitung des Silbers verbunden gewesen zu sein. Beim Eisenhammer war dies der Fall, denn es wird im Jahre 1629 einmal der „neue Eisenhammer nebst der Münzdruckwerksvorrichtung“ erwähnt [6]. Auch auf den vorhandenen älteren Plänen finden sich außer dem an der Ostraallee gelegenen andere Silberhammergebäude nicht eingezeichnet. Der Silberhammer lag im vorigen Jahrhundert in einer Vertiefung, wahrscheinlich ähnlich wie der frühere an der Ecke der Zwingerstraße und Gerbergasse gelegene Schlachthof[7]. Es muß ein sehr primitives Gebäude gewesen sein, welches sich schon 1783 bis 1785 in äußerst baufälligem Zustande befand[8].Das 1898 abgebrochene Gebäude war in den Jahren 1803 und 1804 durch den Oberlandbaumeister Franke erbaut worden[9].

Das an den Silberhammer anstoßende erst in jüngster Zeit abgebrochene königliche Waschhaus war im Jahre 1732 und der Malersaal in Verbindung mit einer Hoftischlerei auf Areal des herzoglichen Gartens 1739 errichtet worden. Zugleich wurde noch ein Schuppen zur Herstellung und Aufbewahrung von Theater-Dekorationsstücken an der nach der Gerbergasse gelegenen Seite erbaut, welcher gegenwärtig nicht mehr existirt[10]. Vorher hatte das ehemalige „Reithaus im Zwingergarten“ diesem Zwecke gedient. Als im Jahre 1760 die Annenkirche abgebrannt war, wurde der Malersaal als Interimskirche für die Annenkirchengemeinde eingerichtet und als solche bis November 1769 benutzt[11].

An der Stelle, welche jetzt von den Häusern hinter der kleinen Promenadenanlage an der Abzweigung der Maxstraße von der Ostraallee eingenommen wird, legte im Jahre 1623 der Münzmeister Heinrich von Rehn im Auftrage des Kurfürsten einen Eisenhammer an, welcher vorzugsweise für die Münze, das Zeughaus, die Mühlen und das Ostravorwerk gebraucht und noch im August desselben Jahres in Betrieb genommen wurde[12]. Die Wasserkraft zum Betriebe dieses Eisenhammers lieferte der Mühlgraben, der sich bei der Feigengasse theilte. Rechts floß das Wasser nach der Schmelzmühle und von da in die Elbe, während der andere Theil des Mühlgrabens zunächst geradeaus führte, sich ungefähr in der Mitte der Maxstraße ebenfalls rechts nach dem Eisenhammer zu wendete und hinter dem später zum Prinz Max-Palais gehörigen Garten in die Weißeritz mündete. Im Jahre 1684 wurde der Eisenhammer sammt der dabei gelegenen Eselswiese[13] an den Kämmerer und Hauptmann des Leipziger Kreises, Abraham von der Sahla, überlassen,


  1. Rathsakten F. VI. Nr. 49.
  2. Cop. 222. Bl. 82, 138, 154. – Auszug aller in Dresden vermünzten Silber etc. 1556. Loc. 9806.
  3. Coll. Schmid. Amt Dresden. Vol. VIII. Nr. 228.
  4. Rentcop. 1622. Vol. II. Bl. 579.
  5. Spec. Rescr. 1624. Bl. 175b.
  6. Rep. IX. Sect. I. Nr. 266. Bl. 3.
  7. Hasche, Beschreibung Dresdens. Bd. I. S. 466.
  8. Rep. VIII. Dresden. 346.
  9. Baurechnung über Aufführung des Silberhammergebäudes etc. Loc. 7871. Bl. 110.
  10. Spec. Rescr. 1732. Nr. 7. – Acta, die in Ansehung etc. Loc. 774. Vol. I. Bl. 194. Rep. VIII. Dresden. 144. Rep. XXII. Dresden. 163.
  11. Rathsakten B. II. 38. – Böttger, Geschichte der Annenkirche. S. 22.
  12. Spec. Rescr. 1624. Bl. 128b, 179. – Rep. IX. Sect. I. Nr. 263. – Kammersachen. 1623. Loc. 7327. Bl. 112 – 115.
  13. Die Eselswiese wurde ursprünglich zur Gewinnung des Futters und wohl auch als Weide für die bei den kurfürstlichen Mühlen gehaltenen Esel gebraucht; nachdem dieselben aber abgeschafft worden waren, wurde das Heu mit für das Vieh des Ostravorwerks verwendet. (Kammer-Cop. 1684. Bl. 256.)
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/209&oldid=- (Version vom 18.7.2024)