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Gartens des ehemaligen Jägerhauses entschädigt wurde. Dieses Jägerhaus war nämlich kein einfaches Forsthaus, sondern der Vorläufer des vom Kurfürsten August im Jahre 1568 in Neustadt errichteten Jägerhofes. Es lag an der Annenstraße, zwischen dem Röhrhof und der Schwarzfarbe, also an der Stelle, welche jetzt von den Grundstücken zwischen Röhrhofsgasse und Humboldtstraße eingenommen wird, wahrscheinlich aber nicht bis an letztere hinanreichend[1]. Mit der Anlegung des herzoglichen Gartens waren der Hausmarschall Hans von Kitzscher und der Zeugmeister Paul Buchner beauftragt.

Zunächst wurde mit der Errichtung eines großen Pommeranzenhauses begonnen. Dasselbe wurde von Stein hergestellt, obwohl der Hausmarschall von Kitzscher schreibt, er habe in früherer Zeit im heiligen römischen Reich dergleichen Pommeranzenhäuser gesehen, welche nur von Holz erbaut und so eingerichtet gewesen seien, daß man sie im Sommer bis auf den Grund habe wegnehmen können, während man sie im Winter wieder aufgebaut und mit Oefen versehen habe. Das Haus, von welchem sich eine Zeichnung in den Akten befindet, war 40 Ellen lang, 28 Ellen breit und 8 Ellen im Mauerwerk hoch und mit einem sehr hohen Dache versehen, das ziemlich die dreifache Höhe des Mauerwerks hatte. Beide Gärten wurden mit einer theilweise 8 und theilweise 5 Ellen hohen Bretterwand umgeben und zwar jeder auch entlang des Mühlgrabens, doch wurden diese beiden Bretterwände je 3 Ellen vom Mühlgraben zurückgerückt, damit die Müller das Eis im Graben beseitigen konnten. Bis ins vorige Jahrhundert hat der Garten auf der Seite nach der Ostraallee zu eine andere Einfriedigung nicht gehabt.

Nachdem die Kurfürstin Sophie am 7. Dezember 1622 verstorben war, ging der Garten auf die Gemahlin des Kurfürsten Johann Georg I., Magdalene Sibylle, über und man begann ihn im Jahre 1623 bedeutend zu vergrößern. Zu diesem Zwecke wurden 29 Haus- und Gartengrundstücke angekauft und zwar 16 auf Gerbergemeinde und 13 auf Viehweidergemeinde. Unter den ersteren befand sich auch ein dem Schuhmacherhandwerk gehöriges Haus. Die sämmtlichen Grundstücke wurden von den mit der Abschätzung beauftragten Gewerken auf 17 251 Gulden 11 Gr. 7 Pf. geschätzt[2]. Infolge dieser Vergrößerung nahm der Garten nun die ganze linke Seite der Ostraallee vom jetzigen Malergäßchen bis zur Maxstraße ein und reichte längs dieser letzteren etwa bis zur Mitte, der jenseits des Mühlgrabens gelegene Theil aber nur bis an die Häuser der Feigengasse. Der innere Theil des Gartens bis zur Feigengasse wird gewöhnlich als der Orangengarten, der äußere als der Lorbeergarten bezeichnet.

Das bemerkenswertheste der verschiedenen im Garten befindlichen Gebäude befand sich an der Stelle, welche jetzt mit den neuen Häusern zwischen der Ostraallee und dem Durchgange nach der Feigengasse bebaut ist, und nahm ungefähr den dritten Theil dieses Raumes ein. Es stand mit der nach Friedrichstadt gerichteten Seite nur etwa drei Meter vom Mühlgraben, der in der Richtung nach der Ostraallee dahinter wegfloß, entfernt und hatte auf der nach der Stadt zu gekehrten Seite eine zweiarmige Freitreppe. Gewöhnlich wird dieses Gebäude als „die Grotte“ bezeichnet, weil sich eine solche im Parterre befand. Diese Grotte, mit Wasserkünsten versehen, war in den Jahren 1650 – 1656 angelegt worden[3]. Auf einer der Kupferstichsammlung weiland König Friedrich Augusts II. angehörenden farbigen Zeichnung, welche den Zwinger und seine Umgebungen darstellt, ist das Grottengebäude, das nur aus Erdgeschoß und einem Obergeschoß besteht, mit abgebildet. Auf zwei vor der „Grotte“ gelegenen Rabatten standen, wohl nur zur Zierde, die beiden Säulen, welche jetzt in Friedrichstadt am Anfange der Weißeritzstraße aufgestellt sind. Dort hatten sich schon früher zwei mit Vasen gekrönte Säulen befunden, welche, wie es in einem darauf bezüglichen Schreiben eines Straßenbaubeamten heißt, entweder nur zur Verzierung oder zum Schutze der Allee gegen das Umfahren der Bäume dort aufgestellt worden seien. Eine dieser beiden Säulen war im Jahre 1788 umgefahren worden, und da auch die andere sehr schadhaft war, brachte man die beiden in der Herzogin Garten befindlichen Obelisken dorthin[4].

Das eigentliche Hauptgebäude des Gartens, welches zum Aufenthalte der kurfürstlichen Familie diente, befand sich ungefähr an derselben Stelle nach dem Schützenplatze zu, wo jetzt die Gärtnerwohnung steht. Es scheint ziemlich geräumig gewesen zu sein und bestand aus einem Erdgeschoß und zwei Obergeschossen, in dessen erstem sich das „kurfürstliche Gemach“ befand. Bei Annäherung der Schweden im Jahre 1706 wurde das Gebäude auf Anordnung des Festungs-Kommandanten „gesprengt“ und ist in der früheren Weise dann nicht wieder aufgeführt worden[5]. Rechts und links von der „Grotte“ befand sich je ein Schießhaus und


  1. Acta, die Erbauung des Hauses im kurf. Pommeranzengarten etc. 1591. Loc. 4453. Bl. 1 – 18, 22. – Rep. XLIII. Gen. 7. Bl. 631 flg.
  2. Coll. Schmid. Amt Dresden. Vol. XVIIIa. Nr. 456.
  3. Acta, die Erbauung des Hauses etc. 1591. Loc. 4453. Bl. 71 flg.
  4. Acta, die in Ansehung etc. Vol. I. Loc. 774. Bl. 19. Rep. XLI. Dresden. 114k. Bl. 79, 86b, 91, 96b.
  5. Rep. XX. Dresden. 129 und Cop. der II. Rentexped. 1706. Bl. 232b, 277.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/207&oldid=- (Version vom 18.7.2024)