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Anna überwiesen; es wird in dem damals auf genommenen Inventar ein oberes und ein niederes Vorwerk erwähnt[1], welches letztere wahrscheinlich mit dem Ochsenhofe identisch ist. Erst als Kurfürst August in den Jahren 1568/69 nicht allein das Dorf Ostra mit allen dazu gehörigen Grundstücken an Feldern und Wiesen, sondern auch noch viele Grundstücke in Cottaer und Löbtauer Flur erwarb[2], gelangte das Niedervorwerk, als das günstiger gelegene, zu größerer Bedeutung, und schon 1570 wurden verschiedene Gebäude des innern Vorwerks abgebrochen, das Material nach dem äußern gebracht und dort neue Gebäude davon errichtet[3]. Die eingreifendste Veränderung erfolgte jedoch im Jahre 1573. Unterm 29. März schlug nämlich der Hofmeister Abraham von Thumshirn vor, das im innern Vorwerk eingestellte Vieh nach dem äußern zu überführen, da es auf dem erstern wegen des Wassers zu sehr gefährdet sei, das äußere Vorwerk aber auch wegen der Hutung und Aufsichtsführung größere Vortheile biete. Durch Befehl vom 1. April 1573 wurde dieser Vorschlag genehmigt und damit das innere Vorwerk als solches vollständig aufgegeben[4]. Noch im selben Jahre wurde eine Scheune des innern Vorwerks abgebrochen und von dem dadurch gewonnenen Material auf dem äußern ein Geschirrhaus errichtet. In den übriggebliebenen Gebäuden des alten Vorwerks, welche durch entsprechende Neubauten vermehrt wurden, richtete man im Jahre 1582 eine Schmelzhütte, sogenannte Saigerhütte, zur Erzeugung und Verarbeitung von Kupfer ein, welche 1583 noch vergrößert wurde. Der Betrieb begann schon am 25. Oktober 1582[5].

Die zur Verarbeitung kommenden Kupfererze wurden aus Marienberg, Schneeberg, Freiberg, Eisleben und besonders aus Sangerhausen bezogen. Das Personal bestand aus 1 Wardein, 1 Hüttenschreiber, 1 Oberschmelzer, 7 Schmelzern, 5 Schmelzknechten und Jungen, 1 Röstmeister, 6 Brennern und 1 Hutmann. In Folge der Errichtung der Dresdner Schmelzhütte war die Arbeit auf der Saigerhütte zu Grünthal bis auf das Schmelzen von Schlacken, welches aber nur geschah, um die dortigen Arbeiter zu beschäftigen, gänzlich eingestellt worden[6]. Man scheint überhaupt auf den Betrieb der Dresdner Schmelzhütte sehr große Hoffnungen gesetzt zu haben; so schrieb der Kammersekretär Jenitz, als er im September 1582 die Hütte während des Baues besichtigt hatte, an den Kurfürsten, daß er sie sehr gut finde und nicht glaube, daß eine dergleichen Schmelzhütte, wenn sie fertig sein werde, in Europa gefunden werde[7]. Trotzdem hat diese Schmelzhütte nicht lange bestanden, denn schon 1586 wurden alle Schmelzer „bis auf Meister Georgen abgeschafft“, und es scheint, daß dieselben zum größten Theil nach der Saigerhütte in Grünthal versetzt worden sind[8]. 1588 wurden die Hüttengebäude zum Theil abgebrochen und zum Theil zu Schuttböden für Getreide eingerichtet[9]. Darauf folgte im Jahre 1606 die Erbauung der Schmelzmühle. Durch Befehl vom 11. Februar desselben Jahres wurde angeordnet, „in der Schmelz“ eine Mahlmühle mit zwei Gängen zu errichten, welche außer dem Mahlwerke zwei Drehbänke, eine Schleifmühle und ein Stampfwerk für Schmirgel enthalten sollte[10]. Diese Mühle stand gerade einhundert Jahre, als sie beim Einfalle der Schweden im Jahre 1706 fast gänzlich demolirt wurde. Noch im nämlichen Jahre erfolgte die Anordnung zum Wiederaufbau mit dem Bemerken, daß der Bau ganz niedrig und nur von Holz ausgeführt werden solle[11].

Die Anlegung des gegenwärtig unter dem Namen „der Herzogin Garten“ bekannten Grundstücks begann im Jahre 1591 und wurde im nächsten Jahre vollendet. Der Garten war namentlich zum Gebrauche der Kurfürstin Sophie, der Wittwe Christians I bestimmt und wird damals als „kurfürstlicher Pommeranzengarten“, „kurfürstlich sächsischer großer Garten vor dem Wilsdruffer Thore“, „kurfürstlicher Lustgarten“ und „welscher Garten“ bezeichnet, später aber, etwa seit Anfang des vorigen Jahrhunderts, heißt er gewöhnlich der „sogenannte herzogliche Garten“. Den Grundstock des Gartens bildeten zwei bereits dort vorhandene, beinahe gleichgroße Gärten, die ungefähr denselben Platz zu beiden Seiten des Mühlgrabens eingenommen zu haben scheinen wie der jetzige. Sie werden als des kurfürstlichen Gärtners Meister Georgens Garten und des Kammerraths Hans von Wolfersdorfs Garten bezeichnet. Das als Meister Georgens Garten bezeichnete Grundstück muß bereits in landesherrlichem Besitz und dem Gärtner nur zur Benutzung überlassen gewesen sein, denn es ist nicht ersichtlich, daß derselbe eine Entschädigung dafür erhalten habe, wogegen der Kammerrath von Wolfersdorf, der den der Ostraallee zunächst gelegenen Garten besaß, durch Ueberlassung des hinteren


  1. Rep. XX. Dresden. 73. Bl. 1 flg.
  2. Rep. VII. Dresden. 23. Bl. 5, 24 flg., 41, 54, 121, 152, 261 flg., 307, 332, 360, 418 flg.
  3. Schreiben so an Churf. August etc. 1570/80. Loc. 9126. Bl. 10. – Kammerrechnung 1570 Loc. 7344. Bl. 7 flg., 36.
  4. Cop. in Sachen die Vorwerke etc. 3. Buch. Loc. 37113. Bl. 142 flg.
  5. Rep. IX. Sect. I. Nr. 1364. Bl. 5, und Nr. 1395. Bl. 8.
  6. Cop. 484. Bl. 215, 216.
  7. Rep. IX. Sect. I. Nr. 1364. Bl. 5.
  8. Kammer-, Berg- und andere Sachen etc. 1586/91. Loc. 7295. Bl. Ib und 30.
  9. Rep. VIII. Dresden. 6.
  10. Rentcop. 1606. Bl. 37b, 387. Rep. VIII. Dresden. 1.
  11. Cop. der II. Rentexped. 1706. Bl. 231b..
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/206&oldid=- (Version vom 17.7.2024)