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VIII. Jahrgang          1899          Nr. 4.


Von diesen Blättern erscheinen jährlich 4 Nummern im Umfange von 1½ bis 3 Bogen. Bestellpreis für den Jahrgang 3 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich zugesandt.


Zur Geschichte des landesherrlichen Grundbesitzes an der Ostraallee.
Von Sekretär Heinrich Haug.

Es dürfte keine Straße in den Vorstädten Dresdens vorhanden sein, welche so vollständig mit landesherrlichen Grundstücken besetzt war wie im vorigen Jahrhundert die Ostraallee. An der linken Seite von der Stadt aus befanden sich der Silberhammer, das königliche Waschhaus, der Malersaal und der Herzogin Garten, welcher letztere den ganzen Raum vom Malersaal bis zur Mitte der jetzigen Maxstraße einnahm. Auf der rechten Seite von der Stallstraße an standen drei Orangeriehäuser und oben an der Stelle, wo sich die Ostraallee und die Maxstraße trennen, die Glashütte, welche, ursprünglich als Eisenhammer erbaut, später in eine Patientenburg für die Hofbedienten umgewandelt wurde. Auf den sogenannten Ostrawiesen, dem späteren kleinen Gehege, befanden sich die Schmelzmühle und seit 1744 die königlichen Ställe, wozu 1750 noch der Ostraer Holzhof und 1765 der Hofzimmerhof kamen. Der Weg nach dem Dorfe Ostra, welches auf der Stelle lag, die jetzt von den Grundstücken des äußeren Theils der Friedrichstraße eingenommen wird – etwa von der Bräuergasse an bis zum Ende[1] – führte im 16. Jahrhundert vom Wilsdruffer Thore aus durch die Gerbergasse, am Queckbrunnen vorbei über den jetzigen Schützenplatz, damals die Viehweide genannt, nach der Ostrabrücke, jetzt Friedrichsbrücke[2].

An Stelle der heutigen Ostraallee war wahrscheinlich schon damals, wenigstens zum Theil, ein Weg vorhanden, denn ungefähr dort, wo jetzt die königlichen Ställe und der Packhof gelegen sind, befanden sich mehrere Bürgergärten und an dem Platze, den die Schmelzmühle einnimmt, das Ostravorwerk. Das letztere scheint seinen Hauptzugang zwar vom Dorfe Ostra her durch die jetzige Maxstraße gehabt zu haben, doch dürfte es wohl auch durch einen Weg mit der Stadt verbunden gewesen sein.

Nach einem Plane von 1575[3] stehen dem Stadtgraben gegenüber eine Anzahl Häuser, und die Mittel- und Grünestraße setzen sich in der Richtung nach dem Festungsgraben zu fort, doch sind diese Grundstücke und Gassentheile bei der im Jahre 1623 erfolgten Vergrößerung des herzoglichen Gartens verschwunden. In Folge des Ankaufs dieser Grundstücke mag auch der

an Stelle der Ostraallee am Stadtgraben hin führende Weg einen mehr privaten Charakter angenommen haben, so daß die Gerbergasse und die am Queckbrunnen vorüberführende Straße bis zur ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts den Hauptverkehrsweg nach Friedrichstadt und den in der Gegend des Schießhauses gelegenen Grundstücken bildete. Diese Straße war stellenweise, namentlich in der Gegend des Queckbrunnens, so schmal, daß sie nur für einen Wagen Platz bot, und überdies befand sie sich in sehr schlechtem Zustande. Trotzdem mußten Lastwagen und Kutschen dort verkehren, wenn, wie es in einem vom Kammerkollegium im Jahre 1741 erstatteten Vortrage heißt: „die Passage durch den herzoglichen Garten am Stadtgraben hin


  1. Kgl. Hauptstaatsarchiv: Rißschrank IV. Fach 49. Nr. 11.
  2. Rißschrank XI. Fach 8. Nr. 17. – Beide Pläne sind in Richters Atlas zur Geschichte Dresdens unter Nr. 2a und 7 wiedergegeben.
  3. Rißschrank F. Fach 12. Nr. 22. (Richters Atlas, Nr. 3.)
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/204&oldid=- (Version vom 17.7.2024)