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12) Montag... Professor Preller in Weimar sendet mir eine Mappe, vermuthlich eine Zeichnung, welche nach Verabredung durch Austausch mein werden soll.

13) Dienstag. Prellers Mappe wird geöffnet und es findet sich eine herrliche, für das Album der Hausfrau bestimmte und ganz genau in dasselbe passende Zeichnung, deren Gegenstand der Insel Rügen entnommen ist. Sobald als möglich, werde ich ihm ein Gegengeschenk machen... Den Abend bringen wir bei Rietschels zu. Geh. Rath Dr. Weinlig ist nebst seiner Frau da, und der Abend ist sehr angenehm belebt.

14) Mittwoch... Museum. Ich finde Schulz daselbst, und wir besehen zusammen die Niederländer Teppiche, welche in der Rotunde bereits an ihrem Ort befestiget sind. Die Rotunde wird einen herrlichen, feierlichen Eindruck machen. Es wird einem daselbst zu Muthe werden, wie in einer Kirche, und man wird jedenfalls fühlen, hier in dem Allerheiligsten unseres Kunsttempels zu sein.

17) Samstag. Galerie-Kommission. Schulz ist unwohl und nicht zugegen. Sonst sind wir vollzählig und beschäftigen uns hauptsächlich damit, die anstößigen Partien des Apollo auf dem Bilde von Giulio Romano durch einen Krautgarten zu maskiren... Pletsch bringt mir seine Aufzeichnung des Blattes „Esau versöhnt sich mit Jacob“. Es ist gut gezeichnet, doch nicht ganz genügend, und nur in wenig Fällen werde ich mich solcher Hülfe bedienen können.

18) Sonntag... Abends Riehl. Wir lesen die herrlichen Kapitel vom Hause und der bürgerlichen Baukunst. Mein Hund in der Austreibung aus dem Paradiese kommt auch vor, und zwar werde ich darüber gelobt, daß ich auf den Hund gekommen bin.

19) Montag... Den heutigen Vormittag verwende ich zur Nachbesserung der Pletschischen Aufzeichnung. Am Nachmittag empfängt Gaber, der mich besucht, die Platte aus meiner Hand.

25) Sonntag... Obermann bringt mir einen Probedruck des Pharisäers und Zöllners. Das Blatt ist sehr schön gearbeitet und macht eine gute malerische Wirkung... Mit Riehls „Familie“ kommen wir heute Abend zu Ende. Es ist das ein schönes Buch, und von Bedeutung ists, daß das Wesen des deutschen Hauses von einem Manne der Gegenwart so erfaßt und gekennzeichnet worden ist. Liegt darin der Keim einer besseren Zukunft für das deutsche Haus?

26) Montag. Zur Zeit, zu welcher ich aufzustehen pflege, aber noch nicht aufgestanden war, ertönt Chorgesang vom Garten herauf. Meine Schüler und eine kleine Anzahl andere Akademiker bringen mir ein Morgenständchen zum Geburtstag, der heute zum einundsechzigsten Mal angebrochen ist. Kaum hatte ich Zeit, so weit mich anzuziehen, daß ich die Sänger vor dem Abzug noch ereilen und mich bedanken konnte... Abends kommt auch Gaber und bringt einen Probedruck des sechsten Schöpfungstages, der von Geringswald vortrefflich geschnitten ist.

27) Dienstag... Am Morgen entwerfe ich einen Einbandsengel zum Psalter, den Wigand wünscht und welchen noch in dieser Woche nach Leipzig zu schicken ich versprochen habe.

29) Donnerstag. Wigand will einen Engel in Golddruck auf den Einband des Psalters bringen. Ich soll einen Entwurf dazu machen, nachdem eine Skizze von dem Künstler entworfen ist, welcher die Platte für den Golddruck arbeiten wird. Dieser Einbandsengel beschäftiget mich heute. Ich quäle mich damit und kann ihn heute nicht fortfliegen lassen, wie ich es hoffte.

30) Freitag. Der Engel wird in den Morgenstunden beendiget und nach Leipzig entlassen. Die Aufzeichnung des Jesaias wird noch einmal nachgesehen und Nachmittags an Gaber abgegeben, der große Freude daran hat und ihn selber schneiden will.

31) Samstag. Galerie-Kommission. Nebst mir sind Herr von Quandt und Bendemann zugegen. Herr von Quandt theilt uns einen von ihm geschriebenen, sehr hübschen Artikel über unsern Giulio Romano (Pan und Hermes) mit...

April.

1) Sonntag... Abends kommen Heinrich Richter und Hemken. Der letztere bringt mir eine Komposition, die recht viel Gutes hat, und eine Reihe von gezeichneten Porträts.

2) Montag. Die gestern von Hemken mir gezeigte Komposition, die Ehebrecherin vor Christo darstellend, veranlaßt mich, den Gegenstand nach meiner Weise für die Bibel in Bildern zu entwerfen. – Neues Museum. Ich verständige mich mit dem Hofbaumeister Krüger dahin, daß wir an jedem Samstag um 11 Uhr in dem Museum zusammenkommen wollen, um die laufenden Geschäfte zu besprechen. Schon heute bringen wir ein paar Gegenstände ins Reine.

4) Mittwoch. Endlich erhalte ich von Joch einen Probedruck des Sabbath. Das Blatt ist schön gearbeitet von Seiten des Xylographen, an meiner Aufzeichnung habe ich mancherlei auszusetzen... Mit der Ehebrecherin plage ich mich heute sehr. Es will mit meinem Entwurf nichts rechts werden. Dann beunruhigen mich noch Besuche und Galeriegeschäfte. Es ist mir gar nicht charwöchentlich zu Muthe.

6) Freitag (Charfreitag)... Die Komposition der „Ehebrecherin vor Christo“ machte mir viel zu schaffen und kostete mehr Zeit, als ich dachte. Nun glaube ich damit im Reinen zu sein und sie in der 9. Lieferung bringen zu können.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/20&oldid=- (Version vom 5.6.2024)