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wo Paul nicht hingekommen ist mit seiner verdammten Schmiere[1], aufgefunden und nach diesem seinen Ton gestimmt, der dem Bilde außerordentlich gut thut. Die Köpfe und Gruppen auf der rechten Seite des Bildes heben sich vortrefflich los....

11) Mittwoch.... Mit dem Arbeiten will es nicht recht gehen. Ich brüte über der Darstellung von Sauls Tod. Gaber schickt mir einen Probedruck des Blattes „Der Herr verkündet Samuel Eli’s Tod“. Gaber hat selbst nur wenig daran gethan, was allerdings zu merken ist....

12) Donnerstag.... Gleich am Morgen beschäftige ich mich mit der Darstellung „Sauls Tod“. Ich kann nicht sagen, daß ich in der letzten Zeit so leicht gearbeitet habe wie sonst. Bei den Produktionen muß freilich ein Wogen und Schwanken, Ebben und Fluthen fühlbar werden; es drücken mich aber auch die vielen Nebengeschäfte und Schreibereien....

13) Freitag. Bußtag.... Vollendung und Durchzeichnung des Entwurfs, darstellend „Sauls Tod“....

14) Samstag.... Im Museum sehe ich Preller, der vorgestern von Weimar hier angekommen ist und eine Woche hier weilen wird. Er beabsichtiget, einen landschaftlichen Cyklus zur Odyssee auszustellen....

15) Sonntag.... Neue Komposition: „David schont Sauls in der Höhle". Obermann bringt einen Probedruck seines Blattes „Davids erste Salbung“....

16) Montag.... Museum. Preller daselbst. Ich soll den heutigen Abend mit ihm bei Rietschel zubringen. Schirmer ist mit der Restauration des Paul Veronese (Kreuztragung) fast fertig. Das Bild hat sehr gewonnen. Abends bei Rietschels mit Frau und Töchtern. Die Familie Carus, mit Ausnahme der Mutter, ist zugegen. Dann sind Gruners da, die Seebeck, Roquette. Preller ist leider durch Unwohlsein .... verhindert zu kommen. Das Album meiner Frau ist beliebt worden, und es besichtiget die ganze Gesellschaft dasselbe. Der alte Carus kritisirt und dozirt ohne Unterbrechung. Eine seiner Nachbarinnen, Frau Gruner, wird unwohl. Ich unterhalte mich mehrentheils mit dem jungen Carus, der mir sehr wohl gefällt....

17) Dienstag.... Im Kunstverein sind eine Reihe von Arbeiten Prellers ausgestellt. Die größere Zahl derselben bildet einen Cyklus zur Odyssee. Ich besichtige diese Zeichnungen heute Mittag. Sie sind sehr bedeutend, namentlich sind auch die Figuren vortrefflich. Carstens Geist spricht aus ihnen....

18) Mittwoch.... Museum. Die Kreuztragung von Paul Veronese ist vortrefflich geworden. Die neue Luft thut dem ganzen Bilde außerordentlich gut....

19) Donnerstag.... Nachmittag bin ich wieder am Holze und beginne die Zeichnung „Saul bei der Wahrsagerin“.....

20) Freitag.... Meine Aufzeichnung schreitet rasch voran. Das Blatt kann wirkungsvoll werden....

21) Samstag.... Galerie-Kommission. Rietschel, der wieder unwohl ist, fehlt. Gegenstand unserer Berathung ist das Bild von Paul Veronese, die Kreuztragung. Schirmer wird sehr gelobt; Hübner meint, er habe wieder ein Meisterstück gemacht. Nachdem die Luft und manches andere so trefflich gelungen ist, wird nur noch der Felsen hinter der Hauptgruppe, dessen Schatten auch sehr nachgedunkelt sind, etwas lichter gewünscht. Schirmer wird diese Wünsche erfüllen. – Gaber bringt einen Probedruck des Blattes „Jonathans und Davids Freundschaft“. Er hat das Blatt am 2. März begonnen, hat also nicht einmal drei Wochen zur Vollendung gebraucht, und es ist herrlich ausgefallen. Der Stock ist übrigens heute schon nach Leipzig abgegangen....

22) Sonntag.... Meine Aufzeichnung, „Saul bei der Wahrsagerin von Endor“ wird nach wenig unterbrochener Arbeit heute beendiget. – Nachmittag besucht uns Kirchenrath Langbein[2].... Wir sprechen viel über Bunsen, dessen letzten Schriften er gar nicht gewogen ist.

23) Montag.... Am frühen Morgen übergebe ich Joerdens die gestern fertig gewordene Aufzeichnung, der sie Obermann zustellen wird. – Brief an Wigand nebst jener von ihm gewünschten Erklärung über die mit ihm getroffene Uebereinkunft wegen des Bibelwerkes und einem Verzeichniß der Gegenstände bis zu Nr. 105.... Es wird mich nun die Komposition „David und Abigail“ beschäftigen, welche in einem flüchtigen Entwurf vor mir liegt.... 5 Uhr Ausstellungs-Kommission. Bendemann wird zum Vorsitzenden gewählt.... In Betreff einer Aufforderung Krügers[3] an den akademischen Rath, gegen die Monotonie der Neubauten einzuschreiten, welche von diesem schriftlich abgegeben worden und in Cirkulation gesetzt ist, giebt mir Professor Heine[4] einige Nachweisungen, welche mir zeigen, daß die Ursache jener Monotonie allerdings bei der städtischen Bau-Kommission nicht allein zu suchen ist. Die Kommission hat


  1. Diese Worte erklären sich gemäß einer mir von einem Kenner gütigst ertheilten Auskunft folgendermaßen. Paul Veronese wendete in einigen seiner Bilder, in denen er den Himmel durch nachträglich aufgemalte Wolken zu beleben versuchte, bei diesem Verfahren ein unglücklich gewähltes Bindemittel an, das starkes Nachdunkeln bewirkte und so die Ruhe des Gesammttones des Himmels schädigte. Vergl. unten unter dem 24. März und 11.  April.
  2. Bernh. Ad. Langbein, Hofprediger.
  3. S. weiter unten unter dem 24. April.
  4. Gustav Heine, Professor der Baukunst an der Akademie der bildenden Künste.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/198&oldid=- (Version vom 1.7.2024)