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20) Samstag. Galerie-Kommission... Sodann wird ein Nachlaß von Gemälden des nun verstorbenen ehemaligen Oberbibliothekars Falkenstein, 50--60 Nummern enthaltend, abgeschätzt. Es sind recht schöne Porträts von Graff, zum Theil interessante Personen darstellend, Rabener, Ramler, Zimmermann etc. darunter, die ganz passend für unsere Galerie wären. Die Schätzung kann aber nur niedrige Preise ansetzen, da heute zu Tage diese Bilder sehr wenig gesucht und deshalb schlecht bezahlt werden. Vielleicht erstehen wir einige Bilder.

25) Donnerstag. Freund Oehme, dessen Halsübel mehr und mehr einen bedenklichen Charakter anzunehmen scheint, besucht uns und zeigt uns zwölf in Oel ausgeführte Landschäftchen, Ansichten aus der Umgebung von Loschwitz darstellend. Sie sind in Malerei und Färbung sehr fein, ebenso in der Auffassung, wenn auch die Gegenstände an sich höchst einfach, zuweilen unbedeutend sind.

27) Samstag... Galerie Kommission... Wir verabreden, aus dem Nachlaß des Oberbibliothekars Falkenstein einige Gemälde an uns zu bringen. Wir glauben am besten dazu zu kommen, wenn wir die Auktion abwarten. Unser Augenmerk ist gerichtet auf einige Graff’sche Porträts (Rabener, Zimmermann, Ramler), einen Studienkopf von R. Mengs, den Minister Kaunitz darstellend, und ein Paar köstliche kleine Niederländer Porträts, grau in grau gemalt. – Gaber bringt mir Abdrücke der Psalmenbilder, unter denen nun auch die „Bitte“, deren Schnitt ich noch nicht gesehen hatte. Dieses Blatt ist so zart und schön wie die andern, die Engelsköpfchen sind vortrefflich wiedergegeben.

Februar.

6) Dienstag. Endlich bringe ich den langen Brief an Bunsen zu Stande und sende ihn ab... Direktorialversammlung des Kunstvereins... Wir finden auch die Skizze von Rietschel zu dem Gellert-Denkmal und erklären uns damit einverstanden. Außerdem sind interessante Sachen ausgestellt, Zeichnungen von Genelli, Entwürfe zu einer Restauration oder Ausbau der hiesigen Sophienkirche...

9) Freitag. Noahs Dankopfer lasse ich mir auf das Holz aufpausen. Inzwischen nehme ich die nächstfolgenden Gegenstände aus dem Alten Testament, welche nun an die Reihe kommen und welche als Entwürfe in meiner alten Sammlung vorhanden sind, mir aber nicht genügen, noch einmal vor, um sie besser zu gestalten. Die Gegenstände sind: Abram von Melchisedek gesegnet; Verheißung an Abraham; Abraham und die drei Engel; Loth fliehet aus Sodom.

14) Mittwoch... Emil Sachße besucht uns... Er hat eine Wohnung am Falkenschlag gemiethet, in dem Hause, in welchem ehemals Ludwig Richter wohnte. Abends liest uns Paldamus aus Schuberts Leben (2.Theil) vor. Das Buch ist so schön, daß man wahrhaft erquickt wird. Schubert führt uns in einen schönen Garten, an dessen Bäumen liebliche Früchte hangen, an denen der Morgenthau noch nicht abgegriffen ist.

15) Donnerstag... Der andere Brief ist von Wigand. Derselbe ist mit der Vignette [zum Psalter] sehr zufrieden, und ich soll sie von Pletsch aufzeichnen und im Gaber’schen Atelier schneiden lassen. Auch schreibt Wigand, daß die Aussichten für unser Werk sich sehr erfreulich gestalten. Das Werk beginnt in England merklichen Antheil zu erregen. Wigand schreibt, daß er mit mir sehr zufrieden ist und noch nie in einer Verbindung gewesen ist, welche ihm mehr zugesagt habe als die, in welcher er sich mit mir befindet...

16) Freitag... Gegen Abend, als ich gerade zur Konferenz des akademischen Rathes mich begeben will, werde ich durch einen Besuch meines alten Jugendfreundes Georg Göschen auf das Angenehmste überrascht. Die Konferenz lasse ich natürlich im Stich. Göschen hat jetzt seine Frau verloren und begiebt sich zu seinem Sohne Oskar nach Wien...

17) Samstag. Galerie Kommission... Vogels Porträt des Papstes Pius VII., welches vordem in den Gemächern des höchstseligen Königs aufgestellt war und nun von dem jetzt regierenden Könige der Galerie für die Abtheilung der Gemälde lebender Künstler übergeben wurde, ist herbeigeschafft, und wir sehen es im Restaurationszimmer. Es ist kein bedeutendes Werk. – In Betreff der Pariser Ausstellung erkläre ich, daß ich meine Kartons nicht schicken will, was noch nicht unbedingt angenommen wird. Beschlossen wird die unserer Sammlung angehörenden Gemälde von Richter und Peschel zu der Ausstellung zu senden. – Abends lesen wir im Schubert weiter und sind höchst befriediget namentlich von dem Kapitel über Werner in Freiberg.

18) Sonntag... Ich lasse mich bestimmen, allein in das Theater zu gehen, um Egmont zu sehen, den ich noch niemals aufführen sah. Die Besetzung der Rollen ist vortrefflich. Dawison nimmt sich als Alba wie eine Figur des Velasquez aus. Egmont gefällt mir nicht recht. Ich spreche nicht von Devrients Spiel, sondern von der Gestalt, die Goethe gezeichnet hat. Durch die Liebschaftsgeschichte mit dem Bürgermädchen und die sich dabei anhängenden Einschiebsel in die wahre Lage der Verhältnisse hat die Geschichte nicht gewonnen. Die Volksscenen sind vortrefflich angelegt und wurden einzig gegeben. Die Charakterfiguren des Vansen (Quanter) und Jetter (Koch) konnten nicht besser ausgeführt werden.

19) Montag... Brockmann hatte gewünscht, noch eine Photographie von mir zu nehmen, und ich wünsche nebst dem Bildniß der Hausfrau auch das meinige meiner

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/18&oldid=- (Version vom 4.6.2024)