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hören wir auch von Rietschels, daß er sich über Ludwig sehr günstig geäußert hat.

21) Samstag.... Um 12 Uhr versammelt sich die Galerie-Kommission im Restaurationszimmer. Rietschel und Hübner fehlen. Es ist eines der großen Bilder von P. Veronese, „Die Kreuztragung“, und „Der Arzt“ von Correggio [?] in das Restaurationszimmer gebracht worden. Man erwägt, wie an dem ersteren Gemälde die sehr verdunkelte grünbraune Luft wiederhergestellt werden könne, und entschließt sich versuchsweise mit deckender Farbe einen Anfang zu machen, da ohne dieselbe nichts zu erreichen ist. An dem „Arzt“ wird man den fast verzehrten blindgewordenen Firniß durch eine neue Firnißlage auffrischen, den Riß an der Lippe und den Fleck an der Wange entfernen, im Uebrigen die Restauration Palmaroli’s (von ihm ist das Bild vor etwa 30 Jahren wiederhergestellt worden) unbedingt schonen und erhalten....

22) Sonntag.... Arbeit an der Aufzeichnung „Saul will David tödten“. Ich bin wieder einmal vom Hexenschuß getroffen worden, was mich zwar an der Arbeit nicht hindert, aber sehr unbequem ist, da ich mich kaum von der Stelle rühren kann. Dieses wird sehr peinlich am Abend, da wir Gäste empfangen (Rietschel’s, die Seebeck, Oppermann, sämmtliche Krug’s, Hemken etc.), welche die Aufführung der seit ein Paar Wochen einstudierten Lustspiele („Der Brockenstrauß“ und „Familienzwist und Frieden“ von Putlitz) mit anzusehen und dann den Thee mit uns zu trinken eingeladen sind. Die Stücke gehen sehr gut und machen großes Vergnügen.

23) Montag. Kaum kann ich mich rühren beim Erwachen.... Ein sehr lieber Brief von L. Grisebach, begleitet von einem Schreiben des Fräulein Marie von Arnswaldt, kommt mir bald nach dem Aufstehen zu. Fräulein Grisebach hat große Freude an dem veränderten Entwurf zu dem Altar, und der Architekt hat alle Veränderungen genehmigt. Es ist demnach alles in Ordnung und die Arbeit kann beginnen....

24) Dienstag.... Wigand schickt mir einen Probedruck des von Ade geschnittenen Blattes „Das Gebet der Hanna“. Das Blatt macht mir keine Freude. Die Nebensachen sind entsetzlich hölzern gearbeitet.

25) Mittwoch. Ausgang .... Zum Herrn Minister. Vorlage der Krügerschen Zeichnung zu der neuen Einrahmung des Holbein. Ich schlage vor, eine Kommission zur Beurtheilung zu berufen, an welcher außer den Mitgliedern der Galerie-Kommission auch Direktor Gruner Antheil nehmen und bei welcher Hofbaumeister Krüger zugegen sein soll. Der Minister erwähnt der Steinla’schen Sammlungen als einer Angelegenheit, die für ihn eine harte Nuß sei. Indessen sehe ich doch, daß die Bilder und die Petrefacten gewünscht werden.... Meine Aufzeichnung „Saul will David tödten“ wird am Nachmittag fertig.

26) Donnerstag.... Nachmittag fange ich die letzte Platte zu der 18. Lieferung an, darstellend „Jonathans und Davids Freundschaft“....


Vereinsangelegenheiten.

Die Benutzung der beim hiesigen Königl. Amtsgerichte aufbewahrten, für topographische Forschungen unentbehrlichen älteren Kauf- etc. Bücher war bisher ausnahmslos an die Erlegung von Gebühren gebunden und dadurch für den Lokalhistoriker so erschwert, daß Arbeiten zur Geschichte einzelner Häuser und Grundstücke fast gar nicht unternommen werden konnten. Der Vorstand unsers Vereins hat sich deshalb an das Königl. Justizministerium mit der Bitte gewendet, den Vereinsmitgliedern die Benutzung dieser Archivalien künftig gebührenfrei zu gestatten. Das Ministerium hat dieser Bitte mit dankenswerther Bereitwilligkeit entsprochen und folgende Verordnung erlassen:

Dresden, den 22. Februar 1899. 

Das Justizministerium will auf das Gesuch vom 15. dieses Monats genehmigen, daß die beim hiesigen Amtsgerichte aufbewahrten älteren Kaufs-, Konsens- und Urkundenbücher den sich als solche ausweisenden Mitgliedern des Vereins für Geschichte Dresdens zur Benutzung für geschichtliche Zwecke gebührenfrei vorgelegt werden. Von dieser Genehmigung muß jedoch die Zeit von je zwei Wochen vor und nach dem Ersten jedes Kalendervierteljahres mit Rücksicht auf den um diese Zeit besonders starken Geschäftsandrang ausgeschlossen bleiben. Auch muß sich das Justizministerium vorbehalten, die Genehmigung zurückzuziehen, wenn etwa die gebührenfreie Benutzung zu einer zu starken Belästigung der Beamten führen sollte.

Ministerium der Justiz.
Schurig

Den im laufenden Jahre neu eintretenden Mitgliedern wird als Vereinsgeschenk nach Wahl eins der Lichtdruckwerke „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ oder „Erinnerungen aus dem alten Dresden“ verabreicht. Statt dessen können sie aber gegen Nachzahlung des vorjährigen Mitgliedsbeitrags (6 Mark) auch den „Atlas zur Geschichte Dresdens“ erhalten.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/179&oldid=- (Version vom 1.7.2024)