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zu deren Bestem das Werk ausgestellt ist, hier wieder in einem Auszug hat abdrucken lassen, ist sehr würdig und schön geschrieben....

11) Sonntag. Den heutigen Sonntag kann ich ungestört meiner neuen Aufzeichnung widmen, die für Gaber, der lange nichts bekommen hat, bestimmt ist. Die Zeichnung wird zum größeren Theil vollendet, bis übermorgen hoffe ich sie abgeben zu können. Der Gegenstand ist: „Wie dem Knaben Samuel Eli’s und seines Hauses Untergang verkündet wird“....

12) Montag.... Herr von Zeschau theilt mir seine Ansichten mit in Betreff mehrerer Veränderungen, welche in Sachen der Galerie eintreten sollen.... Ich erfahre, daß in dem Pavillon, wo ehemals Hübner sein Atelier hatte, der zum Heizen nicht eingerichtet wird, geringere Bilder der Galerie, unter denen auch die Vorrathsbilder, die nicht anderweit zu verwenden sind, sein werden, untergebracht werden sollen. In den Räumen der alten Galerie wird dann die Porzellansammlung aufgestellt werden. Die Bilder der Neueren bleiben in dem Hauptgebäude, und soll nach wachsendem Bedarf mehr Raum geschaffen werden durch Entfernung der Thieles, welche auch in dem erwähnten Zwingerpavillon untergebracht werden können....

13) Dienstag.... Langer bringt mir sechs Abdrücke des nun ganz vollendeten kleinen Stichs nach meiner Zeichnung: „Jacob ringt mit dem Engel des Herrn“. Das Blättchen ist trefflich gelungen. – Meine Aufzeichnung: „Der Herr verkündet Samuel Eli’s und seines Hauses Untergang“ wird am Nachmittag fertig.

14) Mittwoch.... Noch einmal sehe ich meine Aufzeichnung durch und bringe sie dann zu Gaber, in dessen Behausung ich lange nicht gekommen war. Uebrigens wird noch am Nachmittag eine neue Zeichnung angefangen: „Eli’s Tod“. - Frau Professor Rietschel erhält von ihrem Mann, der in Berlin ist und Rauchs Büste modellirt, den Auftrag, auf telegraphischem Wege in München anzufragen, ob seine Gruppe glücklich angekommen sei. Heute Nachmittag etwa um 4 Uhr erhielt sie den Auftrag, unmittelbar darauf läßt sie telegraphiren und Abends gegen 7 Uhr hat sie Antwort, die sie sogleich an ihren Mann nach Berlin befördert, der sie nun dort in einer Stunde mindestens haben wird. Die Antwort lautete ohngefähr: „Glücklich angekommen, bereits aufgestellt. Näheres brieflich“.

15) Donnerstag. Der Tag beginnt mit dem Empfang eines recht sehr lieben und erfreulichen Briefes von Ludwig. Eine Aeußerung ist mir besonders erfreulich. Er sagt: daß er recht deutlich fühle, wie sehr die Arbeit in seinem Berufe zu seinem Glücke gehöre. Ludwig hat gerade in der letzten Zeit sich etwas anstrengen müssen, da er als Fra Diavolo aufzutreten hatte. Es soll die schwierige Parthie ihm aber geglückt sein, und Devrient war sehr zufrieden. Liszt war in Karlsruhe, und Ludwig spricht sehr befriediget von einem Abend, den er mit ihm zugebracht hat. Er hat ihm aus Lohengrin und Tannhäuser vorsingen müssen, und Liszt soll sich über den Gesang bei Hofe günstig ausgesprochen haben. Vielleicht ist ihm das von Nutzen.

16) Freitag.... Um 4 Uhr begebe ich mich zu Goldschmidts (Jenny Lind) zum Mittagsessen. Ich finde daselbst die Grafen Baudissin, die Brüder Kaskel, Prof. Hettner, Dawison und andere mir weniger bekannte Herren. Ein Spanier, Namens Viale, wenn ich recht schreibe,[1] ist auffallend durch seine schöne Gestalt und seinen herrlichen Kopf. Das ist das Bild eines Mannes, obwohl nicht mehr ganz jung. Scheitel ist kahl. Die Unterhaltung ist sehr belebt, und ich gehe erst 1/4 auf 8 Uhr sehr befriediget nach Hause. Zu Hause finde ich Roquette, Mutter und Mathilde Sachße, beschäftiget mit Lesung zweier kleinen Lustspiele, die bei uns aufgeführt werden sollen.

20) Dienstag.... Im Museum finde ich den Cardinal-Fürstbischof Schwarzenberg. Ich geleite ihn noch zu einigen Gemälden, die er nicht beachtet hatte; er verläßt aber dann bald das Museum, da er noch heute Mittag nach Prag zurückkehren will. Der Cardinal ist eine interessante feine Erscheinung, und ich freue mich ihn kennen gelernt zu haben. Er sagt mir, daß er meinen Bruder Ludwig gekannt habe. – Meine Aufzeichnung „Eli’s Tod“ wird am Nachmittag fertig....

21) Mittwoch. Ich unterwerfe meine Zeichnung noch einer Durchsicht und Nachhülfe, packe dann diese Platte nebst einer leeren, die in Leipzig etwas vergrößert werden soll, zusammen und bringe das Packet .... auf die Post.... Nachmittag beginne ich einen neuen Entwurf zur Bibel: „Samuel salbet Saul zum Könige über Israel“.

22) Donnerstag. Wigand sendet mir einen Probedruck der letzten Joch’schen Platte, Simsons Fall darstellend. Das Blatt ist schön gearbeitet, wenn es nur von mir aus noch mehr durchgebildet wäre. Die Nothwendigkeit, in die ich versetzt bin, nach einem flüchtigen Entwurf die Bilder gleich auf das Holz zu zeichnen, setzt mich oft in Nachtheil. Mit den Kompositionen bin ich im Ganzen nicht unzufrieden, und diese müssen das Werk tragen.... Entwürfe zur Salbung Sauls zum Könige und der Salbung Davids, ebenfalls durch Samuel....

23) Freitag. Brief von Wigand.... Wigand drängt vorwärts. Ich kann es ihm nicht verdenken,


  1. Oberstleutnant de Vial, spanischer Militärbevollmächtigter am Königl. Sächsischen Hofe.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/174&oldid=- (Version vom 29.6.2024)