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einiger der Plätze, wohin ich geführt wurde, sowie kurfürstliche Trompeter, Pagen und Lakaien begleiteten mich. Wir aßen in Radeberg zu Mittag und reisten diesen Tag bis Stolpen, wo wir zu Abend speisten und die Nacht blieben.

NB. Dieses Schloß liegt auf einem hohen Felsen, der härter als Eisen und so seltsam gewachsen ist, daß man es bewundern muß; ich habe davon zwei Stücken mitgebracht und beabsichtige sie nach England zu senden. Auch ist dort ein Brunnen von großer Tiefe in den Felsen gehauen oder richtiger gesprengt, und ein Park um das Schloß herum, in dem mehrere hundert weiße Hirsche gehalten werden.

Am 30. gingen wir nach Pirna und weiter nach Königstein, dem von Natur stärksten Platze in Europa, der auf einem so großen und hohen Felsen liegt, daß 50 Mann im Stande sind, ein Heer von 50 000 aufzuhalten. Dort giebt es einen Brunnen, der in den Felsen bis ganz auf dessen Grund eingehauen und 300 Klafter tief ist, ferner ein großes mit Wein gefülltes Faß, das 2200 Ohm hält, auch ein schöner Wald, Kornfelder, gute Gebäude und ein Arsenal befinden sich oben. Es wird als große Gunst betrachtet, wenn man die Erlaubniß erhält, hinaufzukommen. Nachdem wir oben gespeist hatten, fuhren wir den Abend nach Pirna herunter, dessen Schloß der Sonnenstein genannt wird. Dort aßen wir zu Abend und blieben die Nacht.

Am 1. Mai kehrte ich nach Dresden zurück, wo ich zu Mittag ankam und vom Grafen van der Nath bewirthet wurde.

Am 2. wurde ein Armbrustschießen gehalten und ich speiste mit dem Kurfürsten im Schießhause.

Am 3. wurde ich von dem dänischen Gesandten Herrn von Ahlefeld bewirthet.

Am 4. morgens hatte ich beim Kurfürsten meine Abschiedsaudienz und am Nachmittag fuhr ich in den kurfürstlichen Kutschen zu meinem Boote, begleitet von einer Menge Edelleuten vom Hofe; nachdem ich am Fuße der Brücke, wo alle Soldaten und Trabanten in Waffen standen, von ihnen Abschied genommen, kehrten sie in das Schloß zurück und ich fuhr diesen Abend nach Meißen in Gesellschaft der erwähnten Edelleute, die mit mir über Land gereist waren.

Am 5. früh besah ich hier das Schloß und reiste dann weiter nach Torgau, wo ich abends ankam und sehr gut aufgenommen und bewirthet wurde.

Am nächsten Morgen, dem 6., besichtigte ich hier das Schloß, ein ausgezeichnetes Bauwerk, und fuhr dann weiter nach Wittenberg, das eine Universität hat.

Am 7. nach dem Mittagsmahl verließen mich alle die Edelleute und Bedienten des Kurfürsten und ich reiste diesen Abend bis Koswig, wo ich wieder vom Fürsten von Anhalt, der kurz vor mir dorthin gekommen war, bewirthet und bei Hofe untergebracht wurde.

Am 8. früh bestieg ich wieder mein Boot und kam am 12. in Hamburg an.“

Als Anhang ist dem Berichte die Festrede des Herrn von Oppell beigefügt, deren Inhalt sich in der Hauptsache als überschwengliche Verherrlichung der englischen Nation darstellt.

Dr. O. Richter. 


Aus Julius Schnorrs Tagebüchern.

VII.

1855.

Januar.

6) Samstag. Heilige drei Könige... den heutigen Abend bringe ich in Folge Einladung bei Baudissins zu... Goldschmidt spielte mit der Gräfin Baudissin Sachen von Bach zu zwei Klavieren, spielte dann auch noch eines der schönsten Präludien allein. Sodann sang die Goldschmidt (Jenny Lind) einige Lieder (Mendelssohn, Schubert, schwedisches Volkslied). Ich hörte sie heute Abend zum ersten Mal, und, wie man mir sagte, sang sie gerade heute besonders schön. Das schien mir nun auch so, obwohl ich nicht vergleichen konnte, und ich schätze mich wirklich glücklich, endlich diese so berühmte und ausgezeichnete Sängerin gehört zu haben. Boses waren auch da, Gonnens, Roquette. Man trennte sich erst um Mitternacht, und ich ging mit Roquette nach Hause.

11) Donnerstag... Mit Kallmeyer berathe ich nun ernstlich die Vertheilung der Bilder im Museum. Wir lassen uns die Wandflächen neu aufzeichnen und vertheilen auf diesen die früher schon im Kleinen dargestellten Bildflächen... Mein dieswöchentlicher Akt gefällt sehr, und es zeichnen sehr viel Schüler nach demselben.

16) Dienstag... Zu Hause finde ich Kirchbach und Roquette. Der letztere liest uns eine köstliche Erzählung, eine Arbeit der allerletzten Zeit, vor, betitelt: Die Ritter vom Fleische. Die Handlung geht großentheils bei Tafel während des Essens vor sich. Die Feinschmeckerei spielt eine große Rolle und das Ganze persiflirt Gutzkow und seine Clique.

17) Mittwoch... Die Vertheilung der Galeriegemälde, die wir im Kleinen jetzt vornehmen, zeigt, daß viele von den großen Gemälden der späteren Akademiker wegbleiben müssen. Wie würde es erst gehen, wenn die Erweiterung des Gebäudes nicht stattgefunden hätte!


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.5.2024)