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Königl. Majestät sich auf dem Rückweg von Prag anhero nach Dresden befänden.

Den 4. Jan. Heute Nachmittags langten beiderseits Königl. Majestäten zur allgemeinen größten Freude in hiesiger Residenz, dem Höchsten sei Dank! gesund und glücklich wieder an.

Den 5. Jan. Nachmittags um halb drei Uhr kamen auch Ihro Königl. Hoheiten der Churprinz, Prinz Xaverius und Prinz Carls Königl. Hoheiten über Leipzig von Nürnberg Gottlob gesund und glücklich in hiesige Residenz wieder zurück.

Den 6. Jan. Die Zurückkunft derer beiden Prinzessinnen Marien Annen und Marien Josephen Königl. Hoheiten wurde zwar heute gleichfalls von Prag vermuthet, es lief aber die unangenehme Nachricht hierselbst ein, daß Ihro Königl. Hoheit die Prinzessin Maria Anna unterwegs mit einer kleinen Unpäßlichkeit wären überfallen worden und deren Aufenthalt in Töplitz noch einige Tage fortdauern würde.

Den 12. Jan. Heute Nachmittags 3/4 auf 5 Uhr sind derer beiden Prinzessinnen Marien Annen Sophien und Marien Josephen Königl. Hoheiten, Gott sei Dank! gesund und glücklich alhier in Dresden wieder angelangt.

Alles Vorstehende ist zum Andenken und zur künftigen Erinnerung angemerket worden.


Merkwürdige Häuser.
IV.
Die alte Kreuzschule[1].

Die seit 1891 verschwundene alte Kreuzschule an der Ecke des Kreuzkirchplatzes und der Schulgasse zählte zu den ältesten Baulichkeiten der Stadt. Aelter noch als dieses Haus ist die Schule selbst. Gleichviel, ob sofort als Stadtschule begründet oder, wie wahrscheinlich, aus einer Pfarrschule der Kirche zum Hl. Kreuz hervorgegangen: sie besteht schon im 13. Jahrhundert. Wie über den Ursprung der Schule, so ist auch über die erste Erbauung und Lage des Schulhauses nichts mit Sicherheit festzustellen. Das Material ist so lückenhaft, die wenigen Thatsachen, die daraus gewonnen werden, stehen so vereinzelt und dürftig da, daß man darauf verzichten muß, sie zu einem völlig klaren Bilde zusammenzufügen. – In der ersten urkundlichen Erwähnung des Schulhauses im Jahre 1393 werden Theile der Kirche nach ihrer Lage zu demselben bestimmt, also hat es damals schon sicher in unmittelbarer Nähe der Kirche gestanden. Möglich, wenn auch nicht recht wahrscheinlich ist, daß die Schule in noch früherer Zeit ihren Platz in der Schreibergasse gehabt hat: die Beziehung zur Schule beziehungsweise zu den Schülern, die unleugbar im Namen dieser Gasse liegt – Schreiber war nämlich hier wie anderwärts die gewöhnliche Bezeichnung der älteren Schüler –, wäre schon durch die Nachbarschaft genügend gerechtfertigt oder könnte auch etwa durch den Umstand hervorgerufen sein, daß hier in der Nähe der Schule viele Schüler gewohnt hätten.

1480 fand, wie aus Rechnungsbemerken erhellt, ein Neubau statt. Als ausführender Meister wird öfters „Meister Jocuff Brewer“ genannt. Eine alte Schule wird auch gleich in den nächsten Jahren erwähnt, bei Gelegenheit von Ausgaben für ihre Ausbesserung. Sie wird damals mit dem neuen Hause gemeinsam weiter zu Schulzwecken benutzt worden sein, so daß der Neubau als Erweiterungsbau anzusehen wäre. Die alte Schule stand neben dem Organistenhause d. h. südlich von der Lage der nachmaligen alten Kreuzschule in der Westfront der Schulgasse. Diese ganze Gruppe von alten Gebäuden hinter der alten Kreuzschule ist 1615–16 neu errichtet und 1878 ganz abgetragen worden. Nach alledem dürfte die einfachste und wahrscheinlichste Annahme die sein, daß die Schule bis 1480 ihren Platz auf der eben bezeichneten Stelle hatte, und erst mit diesem Jahre an die Kirchplatzecke, wo sie bis zuletzt stand, vorrückte.

In dem großen Stadtbrande von 1491, der die südwestliche Hälfte der Stadt hinwegraffte, ward auch das neue Gebäude der Kreuzschule ein Raub der Flammen. Der Neubau, bei dem man ziemlich viel altes Material wieder benützte, wurde erst im Frühjahr 1493 begonnen und im selben Jahre auch zu Ende geführt. Während die Gesamtsumme für den Neubau von 1480 nur 30 Schock 13 Gr. 6 Pf. betrug, kostete der von 1493 beinahe das Vierfache, nämlich 119 Schock 26 Gr. 10 Pf., und muß mithin bedeutend umfangreicher angelegt gewesen sein, was bei dem kurzen Zeitraum, der dazwischen liegt, befremdlich erscheint. Vermuthlich hat erst der Brand von 1491 Raum für einen großen Neubau in dieser Gegend geschaffen, während man 13 Jahre vorher dem Erweiterungsbedürfniß nur mit einem Anbau abhelfen konnte. Die beim Stadtbrand stehengebliebene alte Schule, die erst durch den großen Neubau nach dem Brand für Schulzwecke entbehrlich wurde, finden wir bei einer Erwähnung in den Rechnungen von 1504 zum Organistenhause geschlagen. Als Baumeister von 1493 tritt der Zimmermeister Ambrosius Schmeyßer in den Rechnungen auf. In der Schule befanden sich die Wohnräume des Schulmeisters und seiner „Gesellen“, d. h. der ihm unterstellten Lehrer. Erst seit 1552 hatte der Rektor


  1. Vergl. Otto Meltzer, die Kreuzschule bis 1539. Dresden 1886. - Ders., die Kreuzschule vor 200 Jahren. Dresden 1880. – H. M. Neubert, Rechtsverhältnisse der Kreuzschule. Dresden 1862. – Eine wichtige Quelle bilden durchgehend die Kreuzschulrechnungen, sowie für einzelne Fälle besondere Baurechnungen.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/167&oldid=- (Version vom 21.6.2024)