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Hoheiten in einem Wagen mit zwei Pferden bespannet zu Ihro Königl. Majestät in Preußen und statteten dero Gegenvisite ab. Als Dieselben die Preußische Wacht im kleinen Schloßhofe vorbei passirten, stunden selbige im Gewehr und präsentirten zugleich, auch wurde salutiret und das Spiel gerühret.

Zu der von Ihro Königl. Majestät in Preußen anbefohlenen Opera geschahe heute die nöthige Anstalten und aus hiesiger Königl. Lichtkammer mußte die Beleuchtung sowohl in der Opera als auch auf die Gänge hergegeben werden. Um halb sechs Uhr des Nachmittags fanden sich Se. Königl. Majestät in Preußen in der Opera ein und solche nahm hierauf ihren Anfang und dauerte bis halb zehn Uhr. Ihro Majestät kamen zum Haupteingange im Zwinger herein und nahmen dero Platz Parterre ein, alle Logen, ausgenommen die herrschaftlichen, ingleichen Amphitheatrum und Parterre waren mit lauter Officiers, auch mit Laquais, Läufern und andern Domestiquen besetzt und befanden sich sehr wenige vom Hofe und aus der Stadt zugegen. An der Hauptentree im Opernhause stunden nur etliche Preußische Grenadiers, die übrigen Eingänge hingegen waren ganz frei und mit keiner Wacht versehen.

Heute Abend blieben die Thorzettel aus und cessirten gänzlich. Die Thore blieben die ganze Nacht offen und bis um acht Uhr Abends konnte jedermann ohne Thorgeld aus und ein passiren, aber nach acht Uhr war es nicht erlaubet. Es haben auch die Schweizer in der Evangelischen Hofkirche die sonst gewöhnlichen Wacht posten nicht besetzet.

Den 20. Dez. Heute Vormittags nach elf Uhr kamen des Prinzens von Preußen Königl. Hoheit benebst dem Prinzen von Braunschweig auf das Schloß gefahren und statteten bei denen hiesigen jungen Herrschaften Königl. Hoheit die Visite ab und verfügten sich sodann in die Königl. Zimmer und besahen deren etliche, gingen darauf über den Stallgang und nahmen das Königl. Gewehr in Augenschein, auch passirten die kleine neugefertigte Treppe auf den Stall wieder herunter und fuhren in dero Quartier zurück.

Den 21. Dez. Heute Vormittags gegen neun Uhr verfügten sich Ihro Königl. Hoheiten die beiden Prinzen Albert und Clemens zu Ihro Königl. Majestät in Preußen und zu des Prinzens von Preußen Hoheiten, und solches geschahe nach Art und Weise wie voriges Mal. Mittags speiseten des Herrn Geheimden Conferenzminister Grafen von Hennicke Excellenz und Herr Oberschenke von Haugwitz nebst andern fremden Gesandten bei Ihro Königl. Majestät von Preußen. Gestern und heute haben Ihro Königl. Majestät von Preußen 148 Baugefangenen die Freiheit geschenket und sind von allen Baugefangenen mehr nicht als annoch 53 Mann in den Fesseln geblieben. Sie haben auch von denen erlassenen etliche in Husarendienste genommen. Der Englische Gesandte Herr von Villiers kam heute von Prag wiederum anhero zurücke. Aus dem hiesigen Zeughause sowohl als auch von denen Wällen wurde dieser Tage von Preußischer Seits viele Artillerie und Gewehr ausgesucht und weiter transportiret[1].

Den 22. Dez. Heute erfuhr man zur größten Freude, daß bei des Herrn Conferenzminister Baron von Bülow Ercellenz die Friedensunterhandlungen sich anfingen und von dato an alle Feindseligkeiten eingestellet sein sollten. Zu Abhandlung derer Tractaten waren nachstehende Ministri bevollmächtiget und ernannt, nämlich I. Sächsischer Seits: 1, Obgedachter Herr Conferenzminister Baron von Bülow, 2, der Herr Vicekanzler Graf von Stubenberg; II. Preußischer Seits: 1, der Herr Premierminister Herr Graf von Podewils, 2, der Herr Geheimde Rath von Vockerodt; III. Oesterreichischer Seits der Kaiserl. Geheimde Rath Herr Graf von Harrach. Es wurde zugleich zu Appretirung einer Tafel von zehn bis zwölf Couverts sowohl auf heute als solange die Friedensunterhandlungen fortwähren würden, bei des Herrn Conferenzministers Excellenz alle Anstalten von Hofe vorgekehret und zwar solchergestalt, daß mit Beihilfe des Bülowischen Kochs der angenommene Koch Herrmann in dasiger Küchen die Speisen zurichten und die benöthigten Victualien hierzu aus dem Königl. Zehrgarten erhalten sollte. Bei der Kellerei und Silberkammer geschahe die Anstalt, daß das Erforderliche an den Kammerdiener des Herrn Conferenzminister von Bülow gegen Bescheinigung verabfolget werden sollte. Bei der Conditorei wurde jedesmal ein Stück Confect und sechs Teller nebst Coffee und Zucker zu geben anbefohlen. Zum Service und Bedienung dieser Tafel hingegen wurde von den Königl. Officianten niemand zugegeben, sondern des Herrn Conferenzministers Bediente besorgten alles alleine. Aus dem Porcellainwaaren-Lager wurde ein Porcellainservice zu solcher Tafel abgefolget, auch aus der Kellerei die benöthigten Gläser, das benöthigte Deckzeug, Messer, Gabeln und Löffel aber hat der Herr Conferenzminister selbst hergegeben.

Den 23. Dez. Heute Vormittags marschirten etliche Preußische Grenadiersregimenter hier durch über Neustadt hinaus, sonst aber blieb alles in statu quo. Man wurde heute früh nach fünf Uhr gegen den Großen Garten und nach Plauen zu verschiedene Feuer gewahr, dergleichen man auch Abends an verschiedenen Orten wieder aufgehen sahe, welche von den Oesterreichischen und Preußischen Husaren verursachet worden. Bei des Herrn Conferenzminister von Bülow Excellenz continuiret heute die Tafel, auf morgen aber wurde solche abgesaget.


  1. 59 Geschütze, 350 Centner Blei und viele Handwaffen.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/164&oldid=- (Version vom 18.6.2024)