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des Abends ein starkes Detachement postiret, welchesdie ganze Nacht bei verschiedenen angezündeten Wachtfeuern unter dem Gewehr auf guter Hut daselbst verblieben; dergleichen in Neustadt ebenfalls geschahe.

Den 4. Dez. Heute früh stunden vor der Hauptwacht zwei Feldstücken und zwei Pulverkarren, ingleichen auf dem Altenmarkte vor dem Röhrtroge zwei Feldstücken und zwei Pulverkarren, wie nicht weniger an der Moritzstraßen-Ecken ebenfalls ein Feldstücke nebst einem Pulverkarren gepflanzet, und an jedem Orte war eine Schildwacht dabei. Sowohl diesen Tag als des Abends kam wiederum viel Miliz herein und die Häuser wurden immer stärker bequartieret, dergleichen auch in denen Vorstädten geschahe, allwo etliche Hundert Mann Ulanen eingeleget wurden. Auf dem dasigen Königl. Schlosse rückte heute Nachmittags etliche 20 Mann Cadets ein, um bei denen hierselbst befindlichen drei Prinzessinnen und zwei Prinzen Königl. Hoheiten Zimmern die Wacht zu versehen; zur Wachtstube wird ihnen das Vorzimmer eine Treppe hoch, wo der Schweizer an der Thür stehet, angewiesen und die nöthige Beleuchtung gegeben. Von denen hiesigen Herren Gesandten sahe man an denen Häusern, wo selbige logireten, zur Sicherheit Schilder ausgehänget. Die sämmtlichen Schweizer erhielten Ordre, sich Tags und Nachts in dem Schlosse aufzuhalten, und der vordere Küchensaal wurde ihnen zum Aufenthalt eingeräumet, wohin sie auch ihre Schweizermontur nebst Gewehr und Patrontaschen brachten. Sonsten wurden auch dieser Tagen her verschiedene Effecten von denen Herrschaften zur Sicherheit auf das Königl. Schloß geschaffet.

Den 5. Dez. Heute Nachmittags brachten die Ulanen drei gefangene Preußische Husaren ein, welche sie in einem Rencontre ohnweit Neustadt ertappet.

Den 6. Dez. Nachmittags brachte ein Commando Ulanen abermals 23 Mann Preußische Husaren hier ein, welche sie in einem Rencontre ohnweit Neustadt gefangen bekommen, selbige wurden auf die Hauptwacht geführet und deren Pferde sogleich auf öffentlichem Markte von denen Ulanen an die Meistbietenden verkauft. Von der Hauptwacht wurden hernacher diese Husaren an verschiedenen Orten vertheilet. Beim Weißen Thore kam ein Preußischer Trompeter an, welcher zu Fuß mit verbundenen Augen herein in die Stadt durch einen langen Grenadier an die Hand geführet in Begleitung 3 Mann Wacht gebracht wurde, von dessen Anbringen man aber nichts erfahren können.

Den 7. Dez. Heute Abends wurde die in der Stadt befindliche starke Einquartierung mit einer gewissen Anzahl Landmiliz vermehret.

Den 8. Dez. In der heutigen Nacht entstunde ein großer Lärm in hiesiger Residenz, indem man muthmaßete, es näherte sich die Preußische Armee gegen Neustadt, weshalber die in der Stadt und vor dem Thore stehende Miliz sich in völlige Bewegung setzte und zum Theil über Neustadt hinaus marschirte, theils aber hier in der Residenz stehen blieben. Des Morgens um sechs Uhr aber kam alles wieder zurück und zugleich die beiden Regimenter leichte Reuterei Prinz Carl und Rutowsky benebst denen Grenadiers von Infanterie, mit der Artillerie, welche seit einigen Tagen in der Gegend Neustadt postirt gestanden. Alle diese Truppen marschireten theils zum Wilsdruffer theils zum Pirnaischen Thore heraus um die Gegend Kesselsdorf.

Bei dem heute eingefallenen Geburtstage Sr. Röm. Kaiserl. Majestät Franscisci I. und Ihro Majestät unsrer allergnädigsten Königin war zwar Gala angesaget, doch zoge die Schweizergarde in ihrer ordinären Montur und ohne klingenden Spiel auf. Heute früh langete auch die Nachricht ein, daß Ihro Majestät die Königin beider Sicilien mit einer Prinzessin glücklich darnieder gekommen sei. Bei der in voriger Nacht entstandenen Unruhe fanden sich die hier anwesenden Hofofficiers früh um vier Uhr gleichfalls im Oberhofmarschalls-Amte ein.

Den 9. Dez. gegen Abend langte hier Nachricht ein, daß die Preußischen Truppen auf der Seite gegen die Brücke zu die Stadt Meißen zwar attaquiret, aber nichts ausgerichtet hätten, sondern repussiret worden wären. Der Generalmajor Allnpeck, der darinnen commandiret, hätte einen Theil der Brücke abwerfen lassen und also denen Preußen den Uebergang gewehret, dahero sie sich begnügen müssen, daß sie einige Kanonenschüsse auf die Stadt thun können, wofür sie aber gleiche Antwort erhalten.

Den 10. und 11. Dez. Diese beiden Tage über wurden verschiedene Preußische gefangene Husaren eingebracht, weiter aber fiel nichts Veränderliches vor.

Den 12. Dez. Nachmittags marschirete ein Regiment Warasdiner zum Pirnaischen Thore herein und über Neustadt hinaus. Diese Leute waren nach Husaren Art grün gekleidet und hatten rothe Mäntel.

Den 13. Dez. In abgewichener Nacht lief Nachricht ein, daß gestern Nachmittags die Stadt Meißen von denen Preußischen Truppen besetzet worden und die diesseitige Besatzung sich heraußer gezogen hätte. Denn als der Vortrupp von der Dessauischen Armee, welcher von Leipzig über Eulenburg herausgerücket, vor denen Thoren von Meißen jenseit der Elbe erschienen und das eine Thor geöffnet worden, so hätte sich die Besatzung durch das andere Thor herausgezogen, worauf die erste Beschäftigung derer Preußen gewesen, die Brücke wieder herzustellen und nicht nur dem Lehwaldischen Corps, sondern auch der ganzen Königl. Armee den Uebergang über die Elbe zu erleichtern.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/159&oldid=- (Version vom 15.6.2024)