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Mir kamen vor Freude die Thränen in die Augen, und ich drückte und küßte dem Könige Hände und Kniee, um ihm dafür zu danken.

Graf Wackerbarth hatte mich bitten lassen, doch für ihn am folgenden Tage die Gäste in der Akademie zu empfangen, was ich gern übernahm, um ihm Erleichterung zu verschaffen, und der König, dem ich davon berichtete, war damit einverstanden.

Graf Wackerbarth hatte mich auch beauftragt, den König zu bitten, den Kammerherrn Neitschütz[1] auszuquartieren, damit er dessen Wohnung in der Nähe des Zeughauses beziehen könnte. Der König fragte mich zunächst: „Aber wo soll man den unterbringen?“ und dann sagte er mir, was ich soeben von dem Hause in der Pirnaischen Gasse erzählt habe.

Ich fragte den König, ob ich es verbreiten könnte. Er sagte: ja, und ich möchte vorher den Trauerschmuck[2] aus den Zimmern jenes Hauses entfernen lassen.

Ich ging zu unserem Kronprinzen und berichtete ihm, daß ich am nächsten Tage das Amt des Grafen Wackerbarth in der Akademie übernehmen würde, daß aber der König wünschte, er, der Prinz, möchte den König v. Pr. dahin begleiten, was er zusagte. Dann erzählte ich ihm von dem Geschenke, das der König dem Grafen Wackerbarth gemacht hatte. Der Prinz umhalste und küßte mich aus Freude über diese angenehme Nachricht.

Der König v. Pr., welcher wußte, daß ich zum Grafen Wackerbarth ging, weil ich nicht . . . . . war . . . . ., hatte mich mit einem Gruß an ihn beauftragt.

Nachdem ich mich also zum Grafen Wackerbarth begeben hatte, den ich in Gesellschaft von Herrn und Frau Stark antraf, . . . . . . . . . richtete ich ihm die Grüße seitens des Königs v. Pr. und unseres königlichen Herrn aus. Die Gäste wollten aufbrechen, aber ich bat sie, zu bleiben. Dann sagte ich dem Grafen Wackerbarth, daß ich den ganzen Tag über nicht zu ihm gekommen wäre, weil es mir beklommen ums Herz gewesen, daß ich aber jetzt so glücklich wäre, ihm Trost bringen zu können, da ihm unser königlicher Herr das Haus in der Pirnaischen Gasse zum Geschenke machte.

Graf Wackerbarth war außer sich [vor Freude] und sagte mir, daß er keine Ausdrücke zu finden wüßte, um dem König für diese Gnade zu danken. –

Ich berichtete diesem darüber und sagte ihm, wie sehr Graf Wackerbarth die Gnade zu schätzen wüßte, die Seine Majestät ihm soeben erwiesen hätte, und daß er bereit wäre, seine Person für Seine Majestät zu opfern. „Aber“, fügte ich hinzu, „ich habe ihm im Auftrage Ew. Majestät befohlen, morgen den ganzen Tag das Haus nicht zu verlassen.“

Von da begab ich mich zur Schatzmeisterin und fand alles in. . . . . . . . . . . . . . . .

Ich sagte dem König v. Pr., daß Graf Wackerbarth über sein Unglück getröstet wäre, weil Seine Majestät[3] seiner gedächte. „Aber“, sagte ich ganz laut, „er hat eine andre Kränkung erfahren, die ihn sehr betrübt.“ „Und welche?“ fragte der König v. Pr. „Er hatte den König bitten lassen“, antwortete ich, „Herrn von Neitschütz auszuquartieren, damit er in der Nähe des Zeughauses bleiben könnte; aber der König hat es abgeschlagen.“ „Wie“, sagte der König v. Pr. „und wer ist dieser Mann?“ „Es ist ein Kammerherr“, antwortete ich. „Und warum verweigert ihm der König diese Wohnung?“ erwiderte der König v. Pr. Die ganze Gesellschaft war ebenso wie der König darüber erstaunt. „Aber“, sagte ich, „der König hat doch daran gedacht, dem Grafen Wackerbarth auf andere Weise zu helfen, indem er ihm [nämlich] das Haus, welches Ew. Majestät gestern Abend so sehr bewundert hat, mit allen Möbeln zum Geschenk machte.“ Da sprang der König v. Pr. vor Freude auf, umarmte mich und sagte: „Mein Freund, mein Freund, welche angenehme Nachricht bringen Sie mir!“ Die ganze Gesellschaft war ebenso erstaunt und erfreut zugleich über die Gnade des Königs. General Grumbkow stand vom Tische auf und sagte mir, der König v. Pr. hätte, als er von dem Unglück des Grafen Wackerbarth sprach, geäußert, daß, wenn der König von Polen ihm nichts schenkte, woran er jedoch nicht zweifelte, er selbst ihm etwas geben würde. „Sehr gut, mein Freund“, sagte ich, „möchte der König v. Pr. diesen guten Gedanken nicht aufgeben, und Ihre Sache ist es, ihn darin zu bestärken.“ „Von ganzem Herzen,“ antwortete er.

Da der junge Graf Wackerbarth[4] anwesend war, sagte ich zu ihm: „Sehen Sie, was ich für meine Freunde thue; wenn es mich betroffen hätte, würde ich ihn gebeten haben, seinem Herrn gegenüber nicht davon zu sprechen.“ Dabei sagte ich dem jungen Grafen Wackerbarth eine kleine Artigkeit.

Den 19. Der König und der Kronprinz v. Pr. besichtigten die Akademie[5] in Altendresden, und ich hatte den Auftrag, an Stelle des Grafen Wackerbarth dort den Wirth zu machen.


  1. Im Texte abgekürzt Neitsch; gemeint ist wohl der Kammerherr Christoph von Neitschütz.
  2. Der Trauerschmuck galt der verstorbenen Königin. Während der Anwesenheit des Königs v. Pr. war, nebenbei bemerkt, die Hoftrauer aufgehoben.
  3. Nämlich der König v. Pr.
  4. Graf von Wackerbarth-Salmour, ein Adoptivsohn. (Vgl. Allg. Deutsche Biographie) [= FN „31“]
  5. Die Ritterakademie, das spätere Kadettenhaus.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/147&oldid=- (Version vom 21.7.2024)